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Missbraucht

Missbraucht

Titel: Missbraucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Berk
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ein kleines Gefühl mehr Sicherheit. Bis nach dem kleinen Peugeot gesucht wurde, würde noch einige Zeit ins Land gehen, auch wenn der Mann auf dem Parkplatz inzwischen bestimmt gefunden worden war. Eine leichte Anspannung machte sich bei Nicoletta wegen der Rückkehr in ihre Wohnung breit. Aber sie glaubte einen kleinen Vorsprung zu haben und außerdem war es nur eine Sache von Minuten. Rein, Rucksack packen und wieder raus! Außerdem war ihre Gier einfach stärker als ihre Vorsicht. Der Feierabendverkehr war schon abgeflaut und Nicoletta hatte keine Schwierigkeiten zügig durch Montabaur zu kommen. Die Hitze hatte die meisten Menschen in den Schatten oder ins Schwimmbad getrieben, so leer war das Städtchen. Sie parkte den Peugeot auf dem Wendeplatz und ließ den Schlüssel stecken. Mit kurzen schnellen Schritten stürmte sie ins Haus und rannte die Treppe hoch in den dritten Stock.
    Den Polizeiwagen, der aus der Parallelstraße kam, konnte sie nicht sehen.
    "Hier muss es sein", sagte Wagner und zeigte mit der Fingerspitze auf die rechte Häuserzeile. "Nr. 38."
    "8", antwortete Richard und gab Wagner ebenfalls mit den Fingerspitzen zu verstehen, dass er weiter in die Straße hinein fahren sollte.
    "Nummer16, 26, 34, Stop! Passen du hier auf Martin. Ich gehe rein und sehe nach." Der Kommissar wusste um die Gefährlichkeit von Nicoletta. Er zog seine Dienstwaffe aus dem Schulterhalfter und entsicherte sie. Dann nickte er Wagner zu und stieg aus. Richard blieb kurz vor der Klingel stehen. Zwölf Parteien wohnten angeblich im Haus, wenn man anhand der Namensschildchen Rückschlüsse auf die Mieter zog. Aber der Name Tschetschowa stand auf keinem der Türschilder, die aber rein optisch schon nicht mehr auf dem aktuellsten Stand waren. Dann verschwand Richard im Eingang. Die Entschlossenheit des Kommissars machte Wagner etwas Angst.

    *

29.06.1994
    Der zweite Rettungshubschrauber war gelandet, in dem die Besatzung angestrengt alle Maßnahmen unternahm, um Sandras Zustand so weit zu stabilisieren, damit sie flugtauglich war. Das Areal des Jugendheims war mittlerweile weiträumig abgesperrt. Den fortwährend zahlreicher werdenden Schaulustigen bot sich der Anblick wie in einer Filmkulisse. Es hatte sich erst langsam und dann immer schneller, einem Schneeball System gleich, in Montabaur herumgesprochen, dass auf dem Gelände des Jugendheims irgendetwas passiert sein musste. Gerüchte über einen Amoklauf und eine Geiselnahme machten die Runde. Auf der gegenüberliegenden Seite der Koblenzerstraße fanden sich immer mehr Gaffer ein, die aus Gründen der Sicherheit von der Polizei in einen akzeptablen Korridor hinter, ein paar, auf die Schnelle aufgebauten Absperrgittern zurückgedrängt werden mussten.
    Am Eintreffen immer größerer Autos, aus denen Leute mit immer mehr Kameras und noch mehr Equipment entstiegen, las sich die Bedeutung des Geschehens deutlich ab. Den stetig wachsenden Menschenauflauf, wollten sich die Herren Jung und Göttert, so gut es ging zunutze machen und deshalb drängten sie wenig rücksichtsvoll bis vorne zur Absperrung. Dabei immer im Auge behaltend, wo sich die meisten Fotoapparate und Kameras befanden. Als Oberstaatsanwalt Koepp seine beiden Protegés entdeckte und sich für einen Lagebericht zu ihnen gesellte, war ihnen die Aufmerksamkeit der anwesenden Presse für diesen Augenblick sicher. Das Geschehen bot ihnen die hervorragende Bühne für eine mediale Präsentation und hätte von keinem PR-Berater besser in Szene gesetzt werden können. Polizeidirektor Mertes beobachtet angewidert das Schauspiel und hoffte insgeheim, dass Richard Mees sich eines Tages Koepp einmal richtig zur Brust nehmen würde.
    Über die Suche nach Mathae gab es bislang nur negative Informationen. Bei der Größe des Hauses war es für die Suchmannschaften das reinste Glücksspiel den Jungen schnell ausfindig zu machen. Die eingesetzten Hunde fanden zwar eine Vielzahl von Spuren des Jungen, aber noch war kein Erfolg zu vermelden. Mathaes Uhr tickte unaufhörlich runter.
    Die Geschäftigkeit der vorm Gebäude arbeitenden Beamten und das Warten der Schaulustigen wurden vom Abflug des zweiten Rettungshubschraubers unterbrochen.
    Sandra war jetzt offensichtlich transportfähig. Für Mertes war es gutes Zeichen und er verbuchte es auf der Habenseite.
    Nur kurze Zeit später schlug die Waage wieder anders aus. Der Polizeidirektor wurde über Funk darüber in Kenntnis gesetzt, dass man auf dem Speicher den leblosen Körper

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