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Missbraucht

Missbraucht

Titel: Missbraucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Berk
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Minuten Zeit und bemerkte, wie er mit jedem Getränk ein Stück weit seine Aufgeregtheit verlor. Mit dem fünften Pils und dem dritten Obstler siegte der Entschluss, den Abend zu Hause zu verbringen und einen Totalabsturz zu vermeiden. Er verzichtete aufs Taxi und ging zu Fuß. Zu Hause schaltete er den Fernseher an und setzte Kaffee auf. Dann rief er Mertes an. Es war inzwischen nach eins, aber er rechnete trotzdem damit, dass sein Chef von Montabaur zurück, immer noch im Büro war. .
    "Mensch Richard, bist du noch ganz dicht? Du solltest doch in Montabaur bleiben und deinen Job erledigen. Weißt du, was hier los ist, der Koepp läuft Amok!", bellte der Polizeidirektor ins Telefon.
    Richard hatte mit einer Begrüßung in der Art gerechnet und deshalb ging es ihm gelinde gesagt am Arsch vorbei. "Jetzt bleib mal ruhig Paul. Die Jungs haben das doch auch ohne mich im Griff, was sollte ich da? War doch alles gelaufen."
    "Alles gelaufen! Na, dann kannst du ja morgen der Pressemeute alles erklären. Wir haben hier noch tausend offene Fragen zu beantworten!" Mertes kläffte immer noch lautstark in den Hörer. "Richard, der Oberstaatsanwalt mag es gar nicht, wenn du auf eigene Faust loslegst. Gerade in diesem Fall und gerade nach den Ereignissen der letzten Tage tätest du gut daran, dich an die Spielregeln zu halten. Koepp wittert irgendwas und traut dir nicht von hier nach da!"
    "Paul, ich war bei Sandra ...", Richard klang ruhig und überlegt,“.... sie haben ihr einen Teil der Leber und die Milz entfernen müssen. Weißt du, was das heißt?"
    "Ach du Scheiße", die Betroffenheit von Mertes war ehrlich. Der Polizeidirektor wusste zwar, dass keine Lebensgefahr mehr für Sandra bestand, aber genauere Informationen über ihren Gesundheitszustand hatte er noch nicht erhalten. Das war ein Schock. Einen Augenblick war Schweigen in der Leitung.
    "Vielleicht kann ich morgen kurz mit ihr reden. Vorhin war sie wegen der Narkose noch nicht ansprechbar. Sie sieht schrecklich aus Paul."
    "Verdammte Scheiße!“, murmelte Mertes leise, um sofort wieder dienstlich zu werden. "Morgen haben wir großes Kino Richard. Koepp hat für zwölf Uhr eine Pressekonferenz in Montabaur angesetzt. Du kannst dir vorstellen, was da morgen los sein wird. Wir waren heute der Aufmacher in jeder Nachrichtensendung, ganz Deutschland schaut zu. Das heißt, wir müssen abstimmen, was raus geht und was nicht, am besten noch heute."
    "Nein Paul, ich bin fertig, das kriege ich nicht mehr auf die Reihe. Lass uns meinen Teil morgen früh einfügen, ich bin um acht im Büro. Bis dahin habt ihr genug zu tun. Ich muss etwas schlafen, sonst haut es mich um.
    "Mann oh Mann Richard, der Koepp dreht durch."
    "Du schaffst das schon Paul", Richard wusste, dass er gewonnen hatte.
    "Okay, um Punkt acht und tue mir einen Gefallen ...", Mertes wurde noch ernster als er es ohnehin schon war.
    "Ja?", Richard war gespannt, was jetzt kommen würde.
    "Sei fit morgen früh."
    Wieder herrschte einen Moment Ruhe. Keiner der beiden sagte etwas. Jeder m usste das im Raum Stehende sacken lassen.
    Mertes war es peinlich, seinem Kommissar auf diese Art daran erinnern zu müssen, nüchtern und ausgeschlafen zum Dienst zu kommen und Richard fühlte sich getroffen und verletzt. Dieses ihm immer mehr bekannt werdende Gefühl der Schuld machte sich breit. Wie weit bin ich unten, wenn Paul meint, mich maßregeln zu müssen?
    Wieder verspürte er diesen Druck, dem er sich ständig ausgesetzt sah, dieses sich rechtfertigen und verantworten müssen. Das war doch früher nicht so und mehr trinken als früher tue ich auch nicht, ging es ihm durch den Kopf. Natürlich war es früher nicht so, aber zu früher gab es einen ganz gewaltigen Unterschied, Richard trank eben doch mehr. Er versuchte nur es auszublenden und sich einzureden, dass es bei Weitem nicht so schlimm war, wie es ihm manche einreden wollten. Dabei gab es durchaus Momente, in denen er sein Trinkverhalten hinterfragte, aber sich einzugestehen, dass er alkoholkrank war, dafür fehlten dem toughen Kriminalkommissar dann doch die Eier. Bloß nicht diesen Gedanken zu nah an sich heran kommen lassen.
    " Mensch, mach dir keine Sorgen, ich werde fit sein."
    "Ich hoffe es Richard", sagte Mertes und legte auf.
    Richard schenkte sich einen Pott Kaffee ein und setzte sich an den Küchentisch. Die Pressekonferenz morgen wollte der Oberstaatsanwalt also zum großen Schaulaufen nutzen. Er konnte sich ausmalen, wie Koepp Werbung in eigener Sache

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