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Missbraucht

Missbraucht

Titel: Missbraucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Berk
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unterwegs. Das Thermometer zeigte über zwanzig Grad und ließ erahnen, dass ein weiterer herrlicher Sonnentag anstand.
    Uwe betrat den Raum und legte die Tüte auf den Tisch. Er ging geradewegs auf Nicoletta zu, die es vorgezogen hatte Abstand zwischen sich und dem Toten zu legen, indem sie sich mit dem Sessel in die hinterste Ecke verzogen hatte. Sie kam ihrem Freund entgegen und machte den Eindruck, als hätte sie ihn in den letzten Stunden vermisst. Sie küssten sich. Dabei war Nicolettas Blick fest auf Ilia gerichtet, der die Szene scheinbar belustigt beobachtete.
    "Bin ich froh, wenn wir hier weg sind", flüsterte ihr Uwe leise ins Ohr.
    "Ich auch", seufzte Nicoletta, "aber erst haben wir noch was zu tun."
    "Hast du die Sachen bekommen, die ich dir aufgeschrieben habe?", fragte Ilia.
    "Da in der Tüte ist alles", antwortete Uwe, der Nicoletta immer noch im Arm hielt.
    "Gut! Helft mir. Wir ziehen ihn aus."
    "Was? Warum ausziehen?" Uwe schien keine Lust zu haben, sich an der Präparation des Leichnams zu beteiligen.
    "Ganz einfach Jungchen, weil ich hier mit drin hänge und ich deshalb alles tue, damit nie jemand auf meine Spur kommt. Er wird ausgezogen und gewaschen. Und jetzt pronto!"
    Da ist er wieder, dieser arrogante, überhebliche Ton dieses kleinen rumänischen Wichsers, dachte sich Uwe. Bei nächstbester Gelegenheit würde er ihm eine reinhauen, das war so sicher, wie das Amen in der Kirche.
    Sie machten sich daran den toten Frank Baumel zu entkleiden. Nicoletta schien recht zu haben, alle drei nahmen den süßlichen Geruch wahr, als sie sich an der Leiche zu schaffen machten. Die Totenstarre hatte längst eingesetzt, immerhin war Frank Baumel schon seit über zwölf Stunden tot. Ilia ging an die Sache heran, wie es eben Profis tun, Nicoletta schien es auch nicht besonders viel auszumachen, obwohl sie hin und wieder die Nase rümpfte und das Gesicht verzog. Uwe war kurz davor sich zu übergeben. Es war weniger der Geruch, als der Anblick. Der Körper hatte diese ganz besondere Farbe der Leichenblässe angenommen. Er glaubte, den Tod zu sehen, obwohl Ilia das Gesicht und den eingeschlagenen Hinterkopf zugedeckt ließ. Sie mussten die Leiche drehen und dabei sah Uwe die rötlich blaue Verfärbung an der Unterseite des ansonsten aschfahlen Körpers, die durch das Absenken des Blutes zustande kam. Ein schrecklicher Anblick. Ilia registrierte das alles anscheinend nicht. Er "arbeitete" planmäßig weiter an Baumel und gab den beiden anderen Anweisungen und Kommandos, wie sie ihm am besten helfen konnten. Endlich hatten sie es geschafft, der Leichnam war nackt. Fett, kalt und grau lag der Kinderficker vor ihnen. Es war eine gespenstische Szene, die drei standen um den nun unbekleideten Toten herum, schienen ihn zu begutachten und sagten kein Wort. Mitgefühl wird wohl keiner gehabt haben, eher hat jeder darüber nachgedacht, wie groß der eigene Anteil an der Situation war.
    "In der obersten Schublade der Werkbank sind Plastiktüten. Hol eine und steck die Klamotten da rein", sagte Ilia zu Nicoletta, die ihm am nächsten stand. Sie verstaute die Kleider und Schuhe in einer großen Alditüte, die sie einfach neben sich am Boden ablegte.
    Ilia war der Einzige, dem es auffiel. Er betrachtete den toten Baumel mit leicht zur Seite geneigtem Kopf. Frank Baumel war ein wohlhabender Mann gewesen und wie viele etwas übergewichtige, erfolgreiche Männer seines Alters hatte er wohl ein Faible für Goldschmuck. Um den Halst trug er eine schwere, goldene Kette, eine sogenannte Panzerkette. Seine rechte Hand zierten gleich zwei Ringe und an der Linken glitzerte ein großer Siegelring. Außerdem trug er eine sehr wertvoll aussehende Armbanduhr. Ilia trat an die Leiche heran und öffnete das Armband. Er war kein Kenner, aber er wusste, dass Exponate der Marke Rolex teuer und begehrt waren. Ilia steckte sie in seine Hosentasche und öffnete anschließend die Halskette. Dann fing er an, sich an den Ringen zu schaffen zu machen.
    "Was macht der da?", fragte Uwe seine Freundin entsetzt, als ihm bewusst wurde, dass
    Ilia den Toten beraubte. Nicoletta sagte nichts, sie schaute ihn nur an und schüttelte den Kopf. Warum bin ich nicht darauf gekommen , schoss es ihr dabei durch den Kopf. Im Gegensatz zu Uwe, schockierte sie Ilias Handeln bis zu diesem Zeitpunkt nicht im geringsten.
    "Das gibt es doch nicht, jetzt bestiehlt der einen Toten!", Uwe war fassungslos. Ihm wurde in diesem Augenblick bewusst, wie wertlos ein Menschenleben

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