Missbraucht
ich hin muss." Uwe wollte einfach etwas sagen und ihr seinen Unmut zeigen, aber Nicoletta zeigte sich davon unbeeindruckt.
"Mann Uwe, du bist auch auf den Parkplatz gekommen, dann weißt du doch den Weg. Ansonsten frag irgendjemanden dort. Die Leute kennen doch den See." Sie hatte ja recht, der Weg zum See war gut ausgeschildert, immerhin war es ein beliebtes Ausflugsziel. Uwe sah es ein und machte sich zu Fuß auf den Weg. Das Gehen war keine seiner bevorzugten Fortbewegungsmöglichkeiten und mit jedem Meter steigerte sich seine Wut auf Ilia, auf Baumel, auf den verfluchten See, auf die Straße und sogar auf sich selbst. Aber dann dachte er wieder an die 25000 Mark, die er immer noch in der Hosentasche mit sich trug. Eigentlich war es klar, dass einige Schwierigkeiten zu überstehen waren, sonst wäre es ja zu einfach, an so eine Menge Geld zu kommen, versuchte er sich einzureden.
Es kam Nicoletta wie eine kleine Ewigkeit vor, bis Ilia zurückkam. Der Tote störte sie nicht weiter und doch war es ein unangenehmes Gefühl sich allein mit ihm in diesem Raum aufzuhalten.
"Wo warst du solange?", wollte sie wissen.
"Ich hab gearbeitet Nica, ich kann nicht einfach nicht da sein, das würde auffallen. Ich hab meine Arbeit gemacht, die ich sonst auch mache, und hab Wilfrieds Frau beim Ausladen des Wagens geholfen."
Ilia schüttete sich Kaffee ein und betrachtete Nicoletta. Ihm war nach der Frau, aber er musste sich erst um diesen Idioten von Uwe kümmern. Die Übergabe des Wagens war ihm inzwischen mitgeteilt worden und auch, dass seine Partner Uwe allein auf dem Parkplatz zurückgelassen hatten.
"Ich habe mit Uwe telefoniert und ihm gesagt, er soll zu Fuß zurückkommen", unterrichtete sie ihn.
"Eine gute Idee Nica, wann war das?"
"Vor etwa einer Viertelstunde."
"Okay, ich werde ihn abholen, aber erst kann er noch etwas laufen. Er braucht bestimmt noch eine Stunde, bis er hier ist. Zeit genug für uns Nica", Ilia griff nach ihr. Sie ließ sich an ihn ziehen.
Ilia küsste Nicoletta und sie ließ es geschehen. Sie rieben sich aneinander und sie spürte, wie ihn die Erregung wieder packte. Seine Hände massierten ihre Brüste und er begann, heftiger zu atmen. "Ich fahre deinen Lover gleich holen Nica, aber vorher tust du mir noch etwas Gutes, ja?", flüsterte er ihr ins Ohr. Sie antwortete nicht. Er hatte den Reißverschluss seiner Hose geöffnet und drückte sie nach unten. Nicoletta sank auf die Knie und machte ihn glücklich.
Es war die Art Sex, die der Mann aus Rumänien mochte. Dominant, hemmungslos und ohne jegliche Verpflichtung. Niemand erwartete etwaige Liebesbeteuerungen, es war nur Sex. Ilia atmete heftig, seine Hände führten ihren Kopf und auf seinem Gesicht lag ein diabolisches Grinsen. Schon nach kurzer Zeit verkrampfte sein ganzer Körper für einen Augenblick, und er glaubte, das ganze Leben würde seinem Körper entweichen. Ilia brauchte ein paar Sekunden um sich zu sammeln und wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Nicoletta stand auf und ordnete ihre Haare.
Sie verloren kein Wort über das gerade Geschehene. Beide nahmen es wie selbstverständlich.
"So, dann werde ich deinen Freund mal abholen", sagte er bedächtig, als sich sein Atem beruhigt hatte, "... ich hoffe, er ist auf dem richtigen Weg."
"Ich komm mit Ilia. Ich will nicht länger hier mit ihm allein bleiben", Nicoletta zeigte auf den Leichnam. "Er fängt schon an zu riechen", verlieh sie ihrem Wunsch Nachdruck.
"He, ich bin in zehn Minuten zurück, solange wirst du es noch aushalten. Wir wollen doch kein Risiko eingehen. Wilfried oder seine Frau müssen dich nicht sehen, sie würden mir nur Fragen stellen."
"Dann mach, beeile dich aber!"
"Bin gleich zurück und dann kümmern wir uns um die Leiche."
Ilia verließ den Raum und stieg in den alten, von Rost befallenen Kastenwagen, der ihm als Dienstwagen diente. Nach kurzer Fahrt sah er Uwe, der ihm mit einer Plastiktüte in der Hand, auf der anderen Straßenseite entgegenkam. Ilia hielt an und öffnete das Fenster.
"Komm her und steig ein“, sagte er mit dem Befehlston in der Stimme, der in Uwe das Blut sofort zum Kochen brachte. Uwe stieg wortlos ein. Sie nutzten die nächste Wendemöglichkeit und setzten die Fahrt zurück Richtung See fort. Ilia parkte den Wagen genau vor dem großen Edelstahltor. Von Wilfried oder seiner Frau war nichts zu sehen. Sie taten bestimmt Dienst im Lokal, denn um diese Zeit war schon eine beträchtliche Zahl Ausflügler und Badegäste
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