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Missbraucht

Missbraucht

Titel: Missbraucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Berk
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Entzugserscheinungen. Richard verdrängte diesen scheiß Gedanken sehr schnell. Er hatte keine Lust, sich am frühen Morgen damit auseinanderzusetzen. Es machte ihn in seiner elenden Befindlichkeit nur wütend und zog ihn in unendliche Tiefen hinunter. Er ging unter die Dusche und überflog anschließend das Fernsehprogramm. Er informierte sich über den heutigen Spielplan der WM, schaute kurz im Videotext nach Neuigkeiten und machte sich dann mangels Frühstücksalternative auf den Weg zu seinem Auto. Die Camel rauchte er mit Widerwillen und Ekel. Sein Brechreiz war so gewaltig, dass er unterwegs hin und wieder einfach innehalten musste. Er hoffte, sich nicht plötzlich übergeben zu müssen. Richard hatte den Zeitpunkt, zum nach Hause gehen wieder einmal verpasst. Langsam muss mal Schluss sein mit der Sauferei , redete er sich ein, und obwohl Sommer war, bekam er mit jedem Würgegefühl Gänsehaut und ein Kälteschub lief ihm durch den ganzen Körper. Sein Körper brauchte Alkohol. Ein Bier würde ihm helfen. Eiskalt, die Flasche sollte beschlagen sein. Beim Gedanken daran setzte der Brechreiz wieder ein, aber es war das beste Mittel, um in kürzester Zeit diese verfluchten Entzugserscheinungen zu lindern. Den Nissan fand er nach kurzem Fußmarsch dort, wo er ihn gestern abgestellt hatte. Ein lächelndes Aufatmen. Der Wagen war zu seiner Freude unversehrt. Unterwegs, auf dem Weg zum Präsidium, holte er sich in einer Bäckerei, von der er wusste, dass der Getränkekühlschrank seinem Namen auch alle Ehre machte, zwei eiskalte Flaschen Bier. Er steuerte auf einen Mitfahrerparkplatz zu und parkte den Wagen ordnungsgemäß ein. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass er unbeobachtet war, öffnete er mit seinem Feuerzeug das erste Bier. Eine Sekunde lang hielt er inne, dann setzte er die Flasche an. Der erste Schluck kostete Überwindung. Er setzte wieder ab, atmete einmal tief durch und schaute anerkennend auf das Etikett, als ob er gerade etwas völlig Neues entdeckt hätte. Nochmaliges tiefes Durchatmen und dann trank er erneut. Es war unglaublich, sofort glaubte der Kommissar, eine Besserung seines Allgemeinzustandes feststellen zu können. Jetzt fehlte eigentlich nur noch der Biss in eine heiße, fettige Fleischwurst. Aber man kann nicht alles haben. Nach dieser "Ersten Hilfe Maßnahme" fuhr er ins Präsidium. Richard parkte seinen Wagen im Hof, warf sich zwei Fisherman Pastillen ein und setzte sich die Sonnenbrille auf. Es war schließlich Sommer. Die beiden Beamten an der Pforte grüßten ihn betont kumpelhaft. Im Präsidium war bekannt, was es bedeutete, wenn Kommissar Mees mit Sonnenbrille zum Dienst erschien. Vor Jahren, als die Sommer nicht weniger heiß und sonnig waren, hatte er nie eine Sonnenbrille getragen.
    Im Büro schien Sandra ihn schon erwartet zu haben. Sie saß bei offenem Fenster an ihrem Schreibtisch. Ein rosa Haarband, passend zur hellroten Bluse zähmte ihr kurzes und dennoch strubbeliges Haar. Richard lümmelte sich in seinen Stuhl, das eiskalte Bier entfaltete seine erhoffte Wirkung.
    "Guten Morgen Mädchen, na alles klar?", seine joviale Begrüßung ließ nicht ahnen, wie schlecht es ihm vor einer halben Stunde noch gegangen war.
    "Guten Morgen Richie. Na, wieder die ganze Nacht geschweißt?", die Polizeimeisterin lachte zurückhaltend.
    Muschi , dachte sich Richard.
    "Was machst du da?"
    Sandra hob den Kopf: "Von gestern Nachmittag, die Anfrage wegen des Typen fertigmachen."
    "Sehr löblich junge Frau, immer fleißig. Du wirst bestimmt Polizeipräsidentin." Richard musste lachen. Das hatte er richtig gut hin bekommen mit der Anfrage , ging es ihm durch den Kopf.
    "Haben wir schon einen Bericht wegen des Einbruchs bei Baumel?"
    "Nö!"
    "Ich geh mal kurz rüber zu den Jungs von der Spurensicherung, vielleicht haben sie ja schon was für uns", sagte der Kommissar und machte sich auf den Weg zur KTU.
    Bohey, jetzt raus hier , dachte sich Richard Mees. Er brauchte Bewegung, am besten frische Luft. Wenn er den ganzen Tag im Büro bleiben musste, würde er den Tag nicht überleben. Das Bier vorhin hatte ihn zwar reanimiert, aber um eine halbwegs akzeptable Befindlichkeit herzustellen, musste er raus! Das Büro, die stickige Luft, das Stillsitzen, der bescheuerte Schreibkram ... wenn er an all das dachte, überkam ihn wieder der Brechreiz. Innendienst bedeutete heute die Höchststrafe für ihn. Irgendwie würde er es schon schaffen hier weg zu kommen und für dieses Vorhaben bot sich Montabaur

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