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Missbraucht

Missbraucht

Titel: Missbraucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Berk
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nettes Alibi sich selbst gegenüber.
    "Ey, warum bekomm ich immer so ne Scheiße auf den Tisch gelegt?" die Polizeimeisterin schien plötzlich leicht verärgert.
    "Was hast du denn da?", Richards Frage klang ehrlich. Niemand auf der weiten Welt wäre auf die Idee gekommen, dass er es war, der Sandra das Schreiben aufgetischt hatte.
    "Eine Personenüberprüfung! Als ob wir nichts Besseres zu tun hätten. Warum landet so was immer auf meinem Schreibtisch? Ich glaub wir wechseln mal die Plätze." echauffierte sie sich.
    "Tja, Polizeiarbeit Mädchen! So ist das eben. Ich kenn das seit über zwanzig Jahren", mehr gespieltes Mitgefühl ging nicht. Es waren solche Momente, die ihn amüsierten und ihm das Gefühl verschafften, ein toller Kerl zu sein. Darauf gleich ein Gedeck bei Manni , schoss es ihm durch den Kopf.
    Die Tür ging auf und ihr Kollege Oberkommissar Wolz sagte, im Türrahmen stehen bleibend: "Hi Richie, der Alte hat dich gesucht", Wolz lächelte verschmitzt. "Er will den Bericht über deinen kleinen Unfall und er will ihn schnell. Schönen Abend noch!"
    "He! Stop! Wie war er drauf?" Richard und der Oberkommissar hatten ein gutes Verhältnis. Wolfgang Wolz war der Einzige aus dem Präsidium, der Richard bei gemeinschaftlichen teambildenden Veranstaltungen, hinsichtlich des Trinkens das Wasser reichen konnte. Außerdem war er Fußball Fan. So etwas verbindet. Wolz war von untersetzter Statur und trug einen selbst mit größtem Wohlwollen, nicht zu übersehenden Bauch vor sich her. Für Verbrecherjagden hatte der liebe Gott diesen Körper nicht wirklich geformt. Seine Hemden trug er grundsätzlich über den immer zu lang wirkenden Hosen. Er hatte schlohweißes, aber volles Haar und war fast auf den Tag zehn Jahre älter und geschätzte zwanzig Kilo schwerer als Richard. Trotzdem hatten die beiden vom Tag ihrer ersten Begegnung an, ein gutes Verhältnis.
    "Na ja, wie immer halt. Du weißt doch, viel Lärm um nichts. Schreib ihm doch irgendwas und dann ist gut", der Oberkommissar hob die Hand zum Gruß und weg war er.
    "Aber jetzt nicht mehr, kein Bock mehr", sagte Richard, stand auf, schob den Stuhl an seinen Schreibtisch und verabschiedete sich von seiner Kollegin in den Feierabend. Obwohl er wusste, dass er über den Tag schon zu viel getrunken hatte, setzte er sich an das Steuer seines Nissans und fuhr seelenruhig vom Hof. Eigentlich wollte er zu Aldi einkaufen fahren, denn sein Kühlschrank schrie förmlich nach Lebensmittel, aber der Gedanke an Manfreds Kneipe und ein frisch gezapftes Pils, hatten die größere Anziehungskraft. Es war nach Mitternacht, als Richard die Tür zu seiner Wohnung aufschloss. Er spürte, dass der Alkohol ihm zusetzte, aber bevor er den Weg ins Bett fand, schaute er trotz der Gewissheit, dass ihm gähnende Leere entgegenschlug, noch mal in den Kühlschrank. Er war immer noch leer. Scheiße! Der Abend meinte es nicht gut mit ihm. Er hatte nichts zu essen im Haus, die Bulgaren hatten tatsächlich ihr Auftaktspiel gegen Nigeria verloren und er damit neben seiner Contenance, auch seine gestern gewonnen 60 Mark. Den Nissan hatte er stehen gelassen, fahren war selbst ihm, an diesem Abend zu gefährlich.

    *

17.06.1994
    Es war 7 Uhr 55! Außer dem dunklen BMW standen noch circa zehn Autos zu dieser frühen Stunde auf dem großen Parkplatz eines Baucenters im Industriegelände Achern West. Der erste Ansturm ortsansässiger Firmen und Handwerker war vorüber und Uwe hatte seine Besorgungen ebenfalls schon getätigt. Er hatte alles bekommen, was Ilia ihm aufgetragen hatte und saß neugierig und aufgeregt, auf das was ihn erwartete in dem Luxuswagen. Uwe war mit sich zufrieden. Heute Morgen, als er auf den Parkplatz fuhr, hatte er sich bemüht, wie ein Profi die Umgebung zu beobachten. In allen Fahrzeugen befand sich scheinbar niemand, wie er auf den ersten Blick feststellen konnte. Nachdem er seine Besorgungen erledigt hatte, sondierte er erneut die Lage auf dem Parkplatz. Er drehte eine auffällig langsame Runde über den großen Platz, um das Auto anschließend gut sichtbar in der Mitte der asphaltierten Parkfläche abzustellen. Die Helden aus den amerikanischen Filmen, die er so gerne sah, handelten ähnlich. Am Rand des Platzes, zum Flüsschen Acher hin, standen eine Reihe von Gartenhäuschen und Lauben ausgestellt. Auf der anderen Straßenseite waren eine freie Tankstelle und ein Möbelgeschäft angesiedelt. Dieses Achern hatte ein großes Industriegebiet, ging es Uwe durch den Kopf.

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