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Missbraucht

Missbraucht

Titel: Missbraucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Berk
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Rücken ab", sagte Ilia vom Sessel aus.
    "Einfach so mit Wasser?" Nicoletta tat nicht sehr überrascht.
    "Schau mal da unten in dem Schränkchen, da steht Essigreiniger oder noch besser nimm das Zeug fürs Scheißhaus."
    "Auf einmal verätz ich mir die Finger damit. Nein, ich nehme den Essig."
    "Du hast recht Nicoletta, nimm das andere. Da sind auch Gummihandschuhe." Ilia musste nicht laut werden. Jeder verstand den Befehlston, mit dem er seine Anweisungen gab. Uwe blieb der Mund offen stehen angesichts des Schauspiels, was gerade vor sich ging. Die beiden legten solch eine Menschenverachtung an den Tag, dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte. Alles war so grotesk und er war mittendrin.
    Nicoletta nahm einen Eimer mit Wasser, kippte eine anständige Portion Essigreiniger hinein, zog sich die Handschuhe über und fing an den Körper ihres Opfers mit einem Schwamm abzuwaschen. Eigentlich hätte Uwe seine Freundin bewundern müssen, denn er hätte das niemals tun können, aber die Kaltschnäuzigkeit, mit der sie ihr Werk verrichtete, machte ihm Angst.
    "Gut Nicoletta." Ironische Anerkennung war aus Ilias Stimme herauszuhören. "So, jetzt noch die andere Seite und dann könnt ihr ihn einpacken."
    Diesmal taten sie sich leichter. Gemeinsam drehten sie die Leiche erneut. Baumel lag wieder auf dem Rücken und Nicoletta schruppte seine Vorderseite ab.
    "Auch zwischen den Beinen, du hast doch sonst keine Hemmungen" Der Rumäne musste lachen. Nicoletta schickte ihm aus zusammengekniffenen Augen einen tödlichen Blick, ging aber nicht auf seine Bemerkung ein. Uwe hätte ihm vor Abscheu und Entsetzen geradewegs in die Fresse hauen können.
    "Na, das macht sich doch gut. Wickelt ihn in die Folie, klebt sie zu und dann verschnürt ihn. Und macht schnell, ich will jetzt mal irgendwas aufmachen hier, so langsam wird´s ungemütlich." Ilia hatte sich keinen Zentimeter aus dem Sessel bewegt. Er gab nur Kommandos.
    "Vielleicht solltest du uns mal helfen, anstatt da nur rum zu sitzen, du Arschloch!", Uwe platzte der Kragen.
    "Jetzt hör auf und sieh, dass wir hier fertig werden", Nicoletta geiferte ihren Liebhaber heftig an.
    Ilia schien amüsiert: "Ist das mein Toter oder eurer?"
    "Schluss jetzt, wir sind gleich fertig", die Frau wurde energisch.
    Sie zogen die Folie bis auf Baumels Bauch und schlugen den Rest um. Jetzt war das Drehen doch wesentlich angenehmer, da sie den Toten nicht mehr anfassen mussten. Am Kopf- und Fußende legten sie die Folie so zusammen, als wollten sie ein Geschenk einpacken. Ilia musste wieder lachen. Das Ende der Folie verklebten sie im Abstand von zehn Zentimetern mit dem Klebeband. Sie sparten nicht und das Paket nahm eine gute Form an. Ilia stand auf, schnitt mit einem großen alten Brotmesser die Kordel auf Längen von rund zwei Metern ab. Die abgeschnittenen Stücke legte er im Abstand von dreißig Zentimetern vor die Leiche. Dann rollten Uwe und Nicoletta den Toten noch ein letztes Mal und verschnürten das Paket.
    Sie hatten es geschafft. Fast machte sich etwas wie Stolz bei ihnen breit, als sie auf ihr Werk blickten. Schön eingepackt lag der honorige Frank Baumel vor ihnen.
    "Gut, jetzt da an die Wand mit ihm und die Decke drüber."Sie rollten ihn abermals durch das halbe Zimmer. Dann legten sie die Decke über ihn und Ilia schob den kleinen verrosteten Rollwagen, auf dem jede Menge Werkzeug lag und das Schweißgerät als Sichtschutz vor den Toten. Auf den ersten Blick würde niemand erkennen, dass eine Leiche im Raum liegt.
    Nicoletta hatte jetzt im Sessel Platz genommen und Uwe stand in der Ecke hinter ihr. Selbst wenn jemand durchs Fenster schaute, die beiden waren schwer zu erblicken. Ilia machte beide Fenster auf. Dann öffnete er die Tür, stellte sich in den Rahmen und zündete sich eine Zigarette an. Ilia blickte über den vor ihm liegenden See, der inzwischen von einer immer größer werdenden Zahl von Booten befahren wurde. Niemand sagte ein Wort. Man hätte meinen können, sie wollten zusehen, wie sich die frische Luft Einzug in den Raum verschaffen wollte.

    *

24. 6. 1994
    Hauptsache jetzt gleich hier raus , dachte sich der Kommissar auf dem Weg zurück in sein Büro. Er spielte mit der Camel, die er in der Hand hielt und die sich gleich in Rauch auflösen würde. Es ging ihm schon wesentlich besser, als heute Morgen. Gleich nach dem Aufstehen, war es immer am Schlimmsten. Hin und wieder überkam ihn ein zwar noch ein Würgereiz und sein Magen zog sich krampfartig zusammen, aber

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