Missbraucht
lederne Flip Flops angezogen. Das Highlight bildete aber ein grünes Stirnband und eine riesige Sonnenbrille, die sie bei der letzten Shoppingtour mit ihrer Mutter abgestaubt hatte.
"Hi, wo brennt es denn?" Richard und Anna nahmen sich in den Arm und drückten sich so fest sie konnten. Er platzierte einen Kuss auf ihrer Stirn und setzte sich auf das Bett.
"Och Papa, ich brauche das Geld für die Klassenfahrt früher", antwortete Anna und schob die Sonnenbrille auf die Stirn.
"Was ist mit deiner Mama, hat die keine Kohle mehr?"
"Doch, aber nicht soviel. Die hat mir zweihundert Mark gegeben, mehr hat sie jetzt nicht."
" Wie viel fehlt denn noch?"
"Zweihundertsiebzig!"
"Warum muss das denn jetzt auf einmal früher bezahlt werden, man muss ja auch bisschen mit seinem Geld haushalten können", ärgerte sich Richard zu Recht, denn er hatte mit dieser finanziellen Belastung erst nach den Ferien gerechnet und insgeheim gehofft, dass Annas Großeltern die Kosten übernehmen würden. Diese Auslagen würden ihn erheblich zurückwerfen.
"Frau Karmann, unsere Englischlehrerin sagt, dass wir, wenn wir jetzt bezahlen, jeder fünfundfünfzig Mark sparen, das ist schließlich viel Geld."
"Och Kind, ich bin auch fast pleite", jammerte Richard und zog sein Portemonnaie aus der Tasche. Er zählte siebzig Mark ab und drückte sie Anna in die Hand, dann stand er auf, ging ins Bad und kam mit weiteren zweihundert zurück, die er ihr dazugab. "So Schätzchen, jetzt bin ich blank", sagte er lächelnd, wedelte dabei mit einer leeren Seifendose in der Luft herum und gab seiner Tochter einen Kuss. "Reicht das?"
"Ja, danke."
"Und sonst alles klar? Warum bist du denn nicht in der Schule?"
"Ich hab nur heute Nachmittag zwei Stunden Bio und Religion", antwortete Anna.
So gern er sein Töchterchen hatte und so gern er sie um sich hatte, es tat ihm leid, er hatte keine Zeit.
"Anna, unten sitzt die Sandra im Auto, ich habe es eilig. Dein Papa muss Mörder fangen", er redete mit seiner fünfzehnjährigen Tochter, die wahrscheinlich schon ihren ersten Freund hatte, wie mit einem Kleinkind. Aber das war Show, er nahm sie sehr ernst.
"Wir gehen essen demnächst, ja? Wenn du willst, kannst du noch hier bleiben und Musik hören, aber schließ nachher ab."
Anna hatte das Geld eingesteckt und sagte: „Nee, ich komm mit runter, eine Freundin will noch kommen. Könnt ihr mich nicht nach Hause fahren?", sie fragte es so, dass kein Papa der Welt die Bitte hätte abschlagen können.
"Hi Sandra!" Anna und Sandra kannten sich flüchtig und Richard hatte seiner Tochter von ihr erzählt, als er von ihr gefragt wurde, ob er sich in sie verliebt hätte.
"Hallo Süße, wie geht es dir?"
"Gut!"
"Wir fahren sie gerade nach Hause", sagte Richard wie beiläufig.
"Na, das liegt aber nicht am Weg. Aber okay, so einen heißen Feger bringe ich doch gern nach Hause", die beiden Frauen lachten und Richard schüttelte den Kopf. Lass bloß die Finger von meiner Tochter, ging es ihm durch den Kopf.
Sie kamen gut durch den Stadtverkehr und Anna verzichtete sogar auf den Service, bis ganz nach Hause gefahren zu werden. Sie ließ sich früher absetzen, mit dem Hinweis noch etwas erledigen zu müssen. Durch das Seitenfenster gab der Kommissar ihr einen Abschiedskuss, als Anna beiden tschüss sagte. Er atmete tief durch.
"So, jetzt noch gerade an der Tanke vorbei und dann kann es losgehen."
"Das darf doch nicht wahr sein", Sandra war wirklich angefressen.
Richard holte sich zwei eiskalte 0,33 Liter Flaschen Bier, von denen die Erste das Ortsschild nicht überlebte.
*
6.06 1992
Dr. Friedhelm H eb saß zusammen mit Frank Baumel in der Stadt bei seinem Lieblingsitaliener. Er war eingeladen, weil es galt, etwas Wichtiges zu besprechen. Sie hatten sich einen Tisch, in der hintersten Ecke ausgesucht. Francesco Cofi, der Inhaber des Lokals, kannte Baumel und wusste, wenn der Unternehmer an diesem Tisch Platz nahm, wollte er in keinem Fall gestört werden. Aber diese Möglichkeit war heute auszuschließen, denn im Speiseraum waren sie die einzigen Gäste. Der Betrieb spielte sich wegen des immer noch anhaltenden und sich weiterhin kräftig auslebenden Wetterhochs "Elfi", draußen auf der Terrasse ab. Nach dem üblichen Austausch von Höflichkeitsfloskeln und Neuigkeiten, und nachdem sie ihre Bestellung aufgegeben hatten, kam Baumel ohne große Umschweife zur Sache.
"Ich hab mir den kleinen Rumänenjungen ausgesucht. Den will ich haben."
Dr Heb war es äußerst
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