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Missbraucht

Missbraucht

Titel: Missbraucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Berk
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Friedhelm Heb setzte sich zu seiner Kollegin und hielt einen kurzen Plausch mit ihr und den Kindern. Dann wünschte er allen eine gute Nacht und verabschiedete sich wieder. Es war nichts Ungewöhnliches, wenn der Chef abends noch eine Runde durchs Haus ging.
    Es war kurz vor Acht Uhr abends, als er vor Mathaes Zimmer stand. Er klopfte an und trat ohne Aufforderung ein. Der Junge lag auf seinem Bett und war am Lesen. Seine drei Mitbewohner spielten derweil Quartett. Die Jungen hatten sofort Respekt und wirkten verunsichert, denn so oft kam es nicht vor, dass Dr. Friedhelm Heb ihr Zimmer aufsuchte. Der Doktor ging zu den jungen Kartenspielern und fragte nach ihrem Befinden. Er erkundigte sich nach dem Quartett und wünschte jedem den Sieg. Dann ging er auf Mathae zu, der sein Heft aus den Händen gelegt hatte und ihn mit ängstlichem Blick ansah. Vielleicht hatte er Angst, abgeholt zu werden, aber dann kam doch immer Uwe. Dr. Heb lächelte ihn an.
    "Guten Abend Mathae, geht es dir gut?"
    "Guten Abend Herr Doktor." Seine Stimme war ganz leise. Mehr sagte er nicht, er nickte nur.
    "Das ist schön, das freut mich. Ich war gerade bei Nadia, ihr geht es auch gut, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Denk nur immer daran, was wir besprochen haben", sagte der Doktor leise, damit er bei Mathaes Zimmergenossen keine Neugier weckte. Heb schaute den Jungen eindringlich an und tätschelte dabei dessen Schulter. Jegliche Wärme war aus seinem Blick gewichen. Er hatte das Gefühl, dass der Junge seine versteckte Drohung verstand. Das machte ihn zufrieden.
    "Schlaft gut", sagte der Heimleiter und verließ das Zimmer. Solange der Junge lebt, bin ich seine Geisel, ging es ihm durch den Kopf. Baumel hätte sich irgendwann dieses Problems wohl mit Geld entledigt, aber jetzt war es an ihm, eine endgültige Lösung zu finden. Der Gedanke daran fröstelte ihn.

    *

17.06.1994
    "Wie geht es jetzt weiter?“, fragte Nicoletta ihren ehemaligen Partner, der die Tür und die Fenster wieder geschlossen hatte und sein Beutestück, Baumels Rolex, taxierte. Schönes Stück! Wird was wert sein , dachte er sich.
    "Ich dreh jetzt noch mal eine Runde und schau bei Wilfried vorbei. Ihr wartet hier."
    "Was denkst du, wann wir ihn verschwinden lassen können?", Nicolettas Geduld wurde auf die Probe gestellt, so langsam nahm die Sache einen Verlauf, der immer unberechenbarer wurde. Sie hatte sich das ganz anders vorgestellt. Hinfahren, ablegen, heimfahren. Jetzt waren sie schon fast zwölf Stunden in dieser schmutzigen Werkstatt und was war in dieser Zeit nicht alles passiert.
    "Wir werden warten bis Mitternacht und dann riskieren wir es", Ilia wäre es auch am liebsten gewesen, sie hätten es schon hinter sich gebracht.
    "Das ist ja noch eine Ewigkeit!", Uwe wurde laut. Er hatte die ganze Zeit nur schweigend da gesessen und die gleichen Gedanken wie seine Freundin gehabt.
    "Na und, du Schlaumeier. Dann nimm ihn dir, ruder raus und werf ihn ins Wasser!", Ilias Antwort war nicht weniger energischer.
    "Ist okay, ist schon okay", Nicoletta bemühte sich, die aufkommende Spannung sofort zu entschärfen. Die beiden Männer musterten einander, wobei sich Uwe um einen noch wütenderen Blick bemühte, als er ihn ohnehin schon hatte. Ilia registrierte das nur mit einem geringschätzenden Lächeln.
    "Ich hab Durst Ilia, kannst du nicht was mitbringen?", sie fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn.
    "Kocht Kaffee, was anderes hab ich nicht, oder Wasser da aus dem Hahn. Ich bring nachher was mit." Ilia verließ die Werkstatt.
    Auf dem See ging es hoch her. Das Thermometer war auf über dreißig Grad gestiegen und die Zahl der Gäste, die auf eine Abkühlung hofften, stieg ständig. Ilia suchte bewusst die Nähe von Leuten, die er schon des Öfteren hier gesehen hatte und von denen er annahm, dass sie sich auch an ihn erinnerten oder erinnern würden.
    Man konnte nie wissen.
    Er ging auf die Besucherterrasse, die proppenvoll war, und reihte sich vor dem kleinen Verkaufskiosk an.
    "Gib mir ein Eis, ein Nogger “, sagte er zu Giesela, Wilfrieds Frau.
    Sie lachte ihn an. "Nicu! Heute ist was los, gell?", sie erwartete keine Antwort und gab ihm das Eis.
    "Ja, es ist bestimmt der heißeste Tag des Jahres", sagte Ilia und hielt ihr einen Zehn Mark Schein hin. "Tut mir leid, kleiner hab ich ´es nicht."
    "Steck mal weg Nicu, ist gut so", ihre gute Laune kam Ilia zugute. Er entfernte das Papier und warf es in einen der drei Mülleimer, die rund um die Terrasse

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