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Missgeburt

Missgeburt

Titel: Missgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Gordon
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haben würde. »Nun ist allerdings in Ihrem Revier ein Problem aufgetreten, bei dem ich Ihre Hilfe bräuchte.«
    O’Shaughnessy kniff die Augen zusammen. Er ließ sich nicht
gern sagen, dass es vor seiner Haustür Ärger gab, schon gar nicht von jemandem von außerhalb. »Und was soll das für ein Problem sein?«, knurrte er.
    »Ein Mord, vielleicht sogar ein Doppelmord.«
    »Hier in Mission? Wie kommt es, dass ich davon noch nichts gehört habe?«
    Bernardi ließ sich jedoch nicht von der Bemerkung des Captain täuschen. Er war bereits gewarnt worden, dass O’Shaughnessy über alles, was sich im Mission District tat, genauestens im Bilde war. »Wir wissen nicht, wo sich der erste Mord ereignet hat, und was den zweiten angeht, sind wir nicht sicher, ob wir es dabei tatsächlich mit einem Mord zu tun haben. Zunächst gehen wir jedenfalls schon mal vom Schlimmsten aus und wollten deshalb sicherheitshalber auch Sie über die Faktenlage in Kenntnis setzen.«
    Daraufhin schilderte Bernardi dem Captain in aller Ausführlichkeit, was er in Erfahrung gebracht hatte, seit der Oberschenkel des Toten aufgetaucht war, erwähnte aber mit keinem Wort, dass Samuel an den Ermittlungen beteiligt war. Zum Schluss kam er auf den Bohnensack zu sprechen, mit dem der Korb von Dominiques Katze ausgekleidet war.
    »Wir haben den Zwerg schon im Auge, seit er diese komische Kirche eröffnet hat«, knurrte der Captain. »Und die Domina ist uns ebenfalls keine Unbekannte. Leider gibt es ein paar Cops, die aus irgendeinem Grund darauf stehen, sich von dieser Schlampe demütigen zu lassen, und deshalb beide Augen zudrücken. Aber nachdem sie und der Zwerg unter einer Decke stecken, ist es wenigstens einfacher, die beiden im Auge zu behalten. Zu allem Überfluss arbeitet dieser lächerliche Wicht übrigens auch noch für das SFPD. Und glauben Sie nicht, dass mir nicht regelmäßig etwas über irgendwelche krummen Touren zu Ohren käme, für die er sich diese Stellung zunutze macht. Ich habe nur deshalb noch nichts gegen ihn unternommen, weil er bisher lediglich den Mexikanern das Geld aus der Tasche zieht. Und das braucht uns
ja nicht weiter zu stören, oder?«, fügte er mit einem verschwörerischen Zwinkern hinzu.
    Bernardi verzog zwar keine Miene, aber in seinem Innern gärte es. Angesichts des Umstands, dass Vanessa mexikanische Wurzeln hatte, erschien ihm die rassistische Bemerkung des Captain noch widerwärtiger.
    »Ich bin zwar über den Zwerg und die minderjährigen Mädchen im Bild, aber um ehrlich zu sein, sind deswegen noch keine Beschwerden bei uns eingegangen. Was Sie jetzt allerdings von diesem vermissten Mädchen erzählen, könnte genau das sein, was wir brauchen, um diesem zwielichtigen Gnom das Handwerk zu legen.«
    Sie standen immer noch am Empfang. Der Captain hatte Bernardi nicht aufgefordert, in sein Büro zu kommen. Der Lieutenant, der sich dieses unterschwelligen Affronts seitens des Captain durchaus bewusst war, ließ sich davon jedoch nicht beirren und erwiderte betont diplomatisch: »Nichts für ungut, Captain, aber wenn Sie den Kerl zu früh einlochen, verwischen Sie uns nur die Spur, der wir gerade folgen.«
    »Was schlagen Sie dann vor?«, knurrte der Captain, der keinen Hehl aus seinem Ärger machte, dass da jemand wagte, ihm zu widersprechen.
    »Darüber bin ich mir noch nicht im Klaren. Auf jeden Fall brauchen wir zunächst einmal konkrete Beweise, bevor wir gegen irgendjemanden vorgehen können. Wenn wir diesem sauberen Pärchen allerdings jetzt schon zu erkennen geben, dass wir es im Visier haben, finden wir vielleicht nie heraus, was wir wirklich wissen wollen.«
    »Das heißt also, Sie wollen vorerst noch keinen Durchsuchungsbeschluss für die Wohnung dieser Frau beantragen, auch wenn wir dann das Sackleinen mit den Katzenhaaren mit dem Sack vergleichen könnten, in dem das Leichenteil gefunden wurde?« »Früher oder später werden wir uns natürlich einen solchen Durchsuchungsbeschluss ausstellen lassen, aber im Moment
wäre das noch verfrüht. Zudem habe ich jemanden an der Hand, der ebenfalls Nachforschungen über diese Angelegenheit anstellt. Vielleicht hat er eine Idee, was wir als Nächstes tun sollten.«
    »Und wer ist dieser geheimnisvolle Unbekannte?«, fragte der Captain unwirsch.
    »Das kann ich Ihnen im Moment leider noch nicht sagen.«
    »Na schön, dann eben nicht.« O’Shaughnessy richtete sich zu voller Größe auf und blickte auf Bernardi hinab. »Dann sollten wir diese Unterhaltung

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