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Missgeburt

Missgeburt

Titel: Missgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Gordon
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seines Büros, öffnete eine Schublade, wühlte eine Weile in dem Wust von Papieren und zog schließlich eine Akte heraus, mit der er leise vor sich hin murmelnd an seinen Schreibtisch zurückkehrte, um sie auf einen der zahlreichen Aktenstapel zu legen. »Was sage ich denn, hier ist es!«, verkündete der Anwalt schließlich stolz. »Du kannst wirklich von Glück reden, dass ich so ein gutes Gedächtnis habe!«
    Er begann, in dem Chaos auf seinem Schreibtisch herumzukramen, und zog schließlich nach einigem Suchen einen Notizblock aus einer der auf dem Boden herumstehenden Aktentaschen. Er schrieb etwas darauf, riss den obersten Zettel ab und reichte ihn Samuel. »Das ist der Officer bei der Border Patrol in Nogales, mit dem du reden solltest. Aber erkundige dich sicherheitshalber vorher, ob er überhaupt noch dort ist. Hier sind ein paar Telefonnummern. Wenn du ihn nicht erreichst, erfährst du hier, wo du ihn finden kannst. Erinnere ihn daran, dass er im Simona-Fall mit mir zusammengearbeitet hat und mir noch einen Gefallen schuldig ist. Sonst noch was?«
    »Nur noch eins«, sagte Samuel rasch. »Vor kurzem habe ich ein herrliches altes Gemälde in einer ziemlich unpassenden Umgebung gesehen. Ich glaube, es ist von einem alten italienischen Meister, und es sieht ziemlich wertvoll aus. Wie könnte man herausfinden, ob es gestohlen wurde?«
    »In der Zentrale in Washington haben wir eine kleine Spezialeinheit, die sich mit gestohlenen Kunstschätzen aus Europa befasst, die nach dem Zweiten Weltkrieg auf dunklen Kanälen in die Staaten gelangt sind. Wenn du möchtest, dass ich der Sache
weiter nachgehe, bräuchte ich allerdings zumindest ein Foto des Gemäldes.«
    »Im Moment habe ich alle Hände voll damit zu tun, den toten jungen Mann zu identifizieren, dessen Körperteile im Leichenschauhaus liegen. Aber sobald ich dazu komme, schicke ich dir ein Foto des Gemäldes. Dann schon mal vielen Dank für deine Hilfe, und du hörst wieder von mir, wenn es etwas Neues gibt.« Damit stand der Reporter auf und schüttelte Perkins die Hand. Er war so überrascht, mit so geringem Aufwand so viel aus Perkins herausbekommen haben, dass er sich fragte, ob ihm der Anwalt nur etwas vorgemacht hatte, um ihn möglichst schnell wieder loszuwerden. Trotzdem konnte sich Samuel ein Lächeln nicht verkneifen, als er das Büro verließ. Offensichtlich spürte Perkins, dass er als Reporter einen gänzlich anderen Status bei der Zeitung hatte, und spekulierte wahrscheinlich darauf, in seinen Pressemeldungen in ein besonders schmeichelhaftes Licht gerückt zu werden.
    Wenige Tage später fand sich Samuel am Empfang der U.S. Border Patrol in Nogales, Arizona, ein und verlangte Officer Duane Cameron zu sprechen. Kurz darauf kam ein junger Mann mit kräftiger Statur und einem Bürstenschnitt durch eine Tür mit der Aufschrift ZUTRITT NUR FÜR PERSONAL. Er trug die dunkelgrüne Uniform der Grenzpolizei und hatte Sergeant-Streifen an den Ärmeln seines Hemds.
    »Guten Morgen, Mr. Hamilton«, begrüßte er Samuel zu dessen Überraschung mit einem freundlichen Lächeln, denn der Reporter hatte schon einige üble Geschichten über die Grenzpolizei gehört. »Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Nacht in Nogales. Sicher ist Ihnen aufgefallen, wie ausgestorben die Stadt bei Ihrer Ankunft gestern Abend war und wie viel im Vergleich dazu heute Morgen auf den Straßen los ist.«
    Samuel schüttelte dem Mann die Hand. »Allerdings. Als ich gestern mit der Maschine aus Tucson hier angekommen bin,
breitete sich ein prächtiges Lichtermeer unter uns aus. Aber als ich dann in meinem Hotel aus dem Fenster sah, kam ich mir vor wie in der tiefsten Provinz.«
    »Das liegt daran, dass die meisten Leute, die hier arbeiten, in der wesentlich größeren mexikanischen Stadt auf der anderen Seite wohnen. Sie dürfen nur zur Arbeit über die Grenze kommen und müssen bis Einbruch der Dunkelheit wieder nach Mexiko zurückkehren. Die Gringos wollen nicht, dass sie sich auch nach der Arbeit noch unter sie mischen.«
    »Soviel mir Ramiro erzählt hat, muss das hier ein ganz schön heißes Pflaster sein für junge Mexikaner, die über die Grenze kommen wollen«, sagte Samuel.
    »Da können Sie drauf wetten. Trotzdem dürften Ramiro und sein Cousin ein Sonderfall gewesen sein. Die beiden sind eindeutig an die falsche Adresse geraten. Aber darüber kann ich Ihnen gleich mehr erzählen. Kommen Sie erst mal mit nach hinten.« Samuel folgte dem Grenzpolizisten einen langen Flur

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