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Missgeburt

Missgeburt

Titel: Missgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Gordon
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vielleicht fortsetzen, wenn Sie irgendwann bereit sind, mit einem Kollegen Informationen auszutauschen.« Damit wandte sich der Captain abrupt ab und verschwand mit hochrotem Kopf durch die Tür hinter dem Schalter.
    Bernardi nickte und wartete, bis die Tür hinter dem Captain krachend zugeflogen war, dann schlenderte er gemächlich ins Freie. Er traute O’Shaughnessy nicht genügend, um ihn jetzt schon einzuweihen, welche Rolle der Reporter bei seinen Ermittlungen spielte. Samuel und er müssten vorerst ohne O’Shaughnessys Hilfe zurechtkommen. Melba hatte recht. Er erhielt nicht nur keinerlei Unterstützung von seinen Kollegen bei der Polizei, sie legten ihm sogar Steine in den Weg.

10 EINE HEISSE SPUR
    A ssistant U.S. Attorney Charles Perkins öffnete die Tür seines Büros und spähte in den Empfangsbereich hinaus. »Sieh an, Samuel Hamilton! Nichts mehr von dir gehört, seit du für deinen Artikel über diese Gangster in Chinatown ein paar Insiderinfos von mir wolltest.« Der junge Mann mit der gelblich fahlen Haut und dem schmutzigblonden Haar lachte sarkastisch. »Wenn mich nicht alles täuscht, bist du nur aus einem einzigen Grund hier: Du brauchst mal wieder meine Hilfe.« Er bedachte den Reporter mit einem strengen Blick und reichte ihm die Hand. »Wie geht’s?« Samuel wusste, dass Perkins’ Frage rein rhetorischer Natur war und machte sich erst gar nicht die Mühe, darauf zu antworten.
    »Komm rein.« Der Bundesanwalt trat zur Seite und hielt dem Reporter die Tür auf. Sein Büro hatte sich seit Samuels letztem Besuch nicht nennenswert verändert. Nach wie vor lagen überall Ordner und Papiere herum, und auf dem Boden stapelten sich die Aktenbehälter; an einigen arbeitete Perkins noch, aber die meisten warteten schon eine halbe Ewigkeit darauf, endlich ins Archiv gebracht zu werden.
    Charles Perkins gab sich zwar große Mühe, nach außen hin den Anschein von Kompetenz und Autorität zu erwecken, aber Samuel kannte ihn inzwischen gut genug, um zu wissen, dass er im Grunde seines Herzens ein wichtigtuerischer Kleinkrämer war, nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht und dazu
auch noch mit der schlechten Angewohnheit, beim Sprechen in penetrant herablassender Schulmeistermanier fortwährend mit dem Zeigefinger auf seinen Gesprächspartner zu deuten und in keiner Weise auf diesen einzugehen. Samuel kannte Perkins von der Uni und hatte ihn dazu überreden können, ihm bei seinem ersten Fall zu helfen, obwohl er damals noch gar nicht als Reporter, sondern nur als Anzeigenvertreter für die Zeitung tätig gewesen war.
    Perkins hatte allerdings recht: Samuel brauchte wieder einmal seine Hilfe, und aus keinem anderen Grund war er hier. Und er wusste auch, dass Perkins ihm helfen würde; was er jedoch nicht wusste, war, welchen Preis er dafür bezahlen müsste. Aber zum Glück befand sich Samuel inzwischen in einer besseren Verhandlungsposition als früher, weil er dem ehrgeizigen Assistant U.S. Attorney als Gegenleistung für seine Unterstützung eine ausführliche und vor allem rundum positive Presseberichterstattung in Aussicht stellen konnte.
    »Und, was steht diesmal an?«, brummte Perkins unwirsch.
    »Interessiert dich denn gar nicht, was sich in letzter Zeit privat so alles bei mir getan hat?«, fragte Samuel. »Immerhin haben wir uns ein Jahr lang nicht mehr gesehen.«
    »Jetzt hör mal, Samuel. Ich dachte, du willst etwas von mir.« Der Anwalt trug immer noch denselben billigen dreiteiligen Anzug und dieselben vergoldeten Manschettenknöpfe an seinem verfärbten weißen Hemd. Er strich sich das stumpfe blonde Haar aus dem Gesicht, setzte sich an seinen mit Akten übersäten Schreibtisch und deutete auf den Stuhl davor.
    »Also gut, ich bin wieder mal auf deine Hilfe angewiesen. Und zwar bräuchte ich jemanden bei der U.S. Border Patrol in Nogales, Arizona, der Zugang zu den Unterlagen der Einwanderungsbehörde hat und für mich etwas darin nachsehen kann.«
    »Du verlangst ja nicht gerade wenig«, brummte Perkins. »Erzähl schon, worum geht es genau?« Er legte die Füße auf den Schreibtisch.

    Daraufhin schilderte Samuel dem Bundesanwalt in aller Ausführlichkeit, was er bisher in Erfahrung gebracht hatte und warum er die Auskünfte benötigte, zu denen ihm dank seiner Stellung als U.S. Attorney nur er verhelfen konnte. Als der Reporter schließlich zum Ende kam, breitete Perkins gedankenversunken die Hände auf seinem Schreibtisch aus. Dann stand er auf, ging zu einem Aktenschrank in der Ecke

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