Missgeburt
Schwartz’ Schlafzimmerwand passt.«
Als sie ins Wohnzimmer zurückkehrten, stand der Metzger immer noch in Handschellen da. »Wir müssen Sie jetzt ins Präsidium mitnehmen, Mr. Tadić«, eröffnete ihm Bernardi. »Dort können Sie dann Ihren Anwalt anrufen.«
Nach Tadićs Einlieferung fuhren Bernardi und Samuel zum Haus der Obregons in der Army Street. Sie stiegen die Stufen der baufälligen Veranda hinauf und klopften. Sara Obregon kam an die Tür und begrüßte sie herzlich. Ihre Mutter, deren graues Haar diesmal ordentlich gekämmt war, stand mit dem Baby im Arm lächelnd im Hintergrund.
Sara führte den Polizisten und den Reporter in das kleine Wohnzimmer und forderte sie auf, Platz zu nehmen. Zu ihrer Verwunderung war die Mutter diesmal auffallend gesprächig. »Sie ist überglücklich«, übersetzte Sara ihren Redeschwall, »und möchte Ihnen ganz herzlich dafür danken, dass Sie mich und das Baby ausfindig gemacht haben. Sie meint, es ist nur Mr. Hamilton zu verdanken, dass wir wieder nach Hause gekommen sind. Außerdem hat sie mir ausdrücklich eingeschärft, ihm zu sagen, dass er jederzeit bei uns willkommen ist.«
»Wir sind eigentlich hier, um Ihnen noch einige Fragen zu stellen, Sara«, begann Bernardi darauf. »Ich hoffe, es ist Ihnen nicht zu unangenehm, aber wir müssen uns in einer Sache noch Klarheit verschaffen.«
»Wollen Sie mich vielleicht nach dem Prediger fragen oder nach Octavio?«
»In erster Linie möchte ich eigentlich wissen, was Sie mir über den Metzger des Mi Rancho Market sagen können.«
»Über den Metzger im Mi Rancho?« Sara sah den Lieutenant erstaunt an. »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Manchmal hat er mir umsonst etwas dazugegeben – und er hat mir jedes Mal Komplimente gemacht, wie schön ich sei. Aber ich bin sicher, das tat er bei vielen Frauen. Ansonsten gibt es nichts, was ich über ihn sagen könnte.«
»Und Octavio? Ist er manchmal mit Ihnen nach hinten an die Fleischtheke gekommen?«, fragte Samuel.
»Ja, natürlich. Er meinte, der Metzger wäre ein widerlicher alter Perverser und ich sollte kein Fleisch mehr bei ihm kaufen, weil er ihm nicht über den Weg trauen würde.«
»Hat ihm Octavio auch gedroht?«
»Drohen würde ich es nicht nennen. Einmal haben sie sich gegenseitig ziemlich wüst beschimpft, und daraufhin habe ich kein Fleisch mehr bei ihm gekauft, wenn Octavio dabei war.«
»Was haben die beiden gesagt?«
»Octavio hat den Metzger einen viejo verde genannt, einen alten Lüstling.«
»Und was hat der darauf erwidert?«
»Er war gerade dabei, ein Messer zu schärfen, und hat es dann ohne ein Wort zu sagen einfach immer schneller gewetzt. Weil ich nicht wollte, dass die beiden aufeinander losgingen, habe ich Octavio rasch aus dem Laden gezogen … Sie glauben doch nicht etwa …?« Sie riss die Hand an den Mund.
»Genaueres kann ich Ihnen dazu vorerst noch nicht sagen«, erklärte Bernardi. »Im Moment sind wir noch dabei, Hintergrundinformationen zu sammeln.«
»Ich hoffe, dass Sie Octavios Mörder schnell finden«, stieß Sara schluchzend hervor. Inzwischen konnte sie ihre Tränen nicht mehr länger zurückhalten. Ihre Mutter drückte das Baby rasch Saras Schwester in die Arme und kam tröstend an ihre Seite. Die zwei Männer verabschiedeten sich betreten und gingen.
»Hatte Melba also doch recht«, sagte Samuel, als sie die Eingangstreppe hinunterstiegen.
»Inwiefern?«, fragte Bernardi.
»Sie hat von Anfang an gesagt, die Lösung dieses rätselhaften Falls wäre bei Sara zu suchen.«
»Woher sollte sie das gewusst haben?«
»Tja, für so etwas hat Melba ein fast übernatürliches Gespür. Manchmal macht mir das regelrecht Angst. Jedenfalls möchte ich sie nicht zum Feind haben.«
»Mr. Perkins hat mir strikte Anweisungen erteilt, dass er heute Morgen nicht gestört werden will«, erklärte die Sekretärin des
Assistant U. S. Attorney, als Samuel wenige Tage später unangemeldet in dessen Büro erschien.
»Sagen Sie ihm einfach, dass ihn Mr. Hamilton zu sprechen wünscht. Ich will jetzt mit dem Fall an die Öffentlichkeit gehen und möchte deshalb bezüglich des Gemäldes noch ein paar Fakten von ihm bestätigt bekommen.«
»Sie kennen ihn doch«, erklärte die Sekretärin nervös. »Glauben Sie wirklich, das ist Grund genug, ihn zu stören? Nicht, dass ich es hinterher ausbaden muss.«
»Glauben Sie mir: Sobald Sie an die Öffentlichkeit gehen sagen, wird er mich sofort in sein Büro bitten.«
Nach kurzem Zögern nickte
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