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Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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benötigen, auch wenn er beim Anblick von Namhs blutüberströmtem Kopf kaum glauben konnte, dass hier noch viel zu machen war. Er sprang vom Container und ging vorsichtig zu dem noch lebenden Wesen. Als es sein Nahen spürte, versuchte es, sich aufzurichten, aber es schaffte kaum mehr ein schwaches Aufbäumen. Es schnaubte, und die Luft aus den Öffnungen am Hals wirbelte ein wenig Staub auf. Dunkle Flüssigkeit troff aus den Wunden, und vor den Atemöffnungen hing ebenso dunkler Schaum. John spürte den Blick der Kreatur auf sich. So, wie sie nun dalag, wirkte sie beinahe anmutig. Ein langer, schlanker Leib, glatte, gestreifte Haut, die sich über den Muskeln spannte. Klauen an den Füßen, die dem Wesen bei seiner wahnwitzigen Geschwindigkeit wohl Halt gaben und ganz sicher gefährliche Waffen waren. Allein die Öffnung an der Schnauze fand John abstoßend. Ein kreisrundes Loch mit seltsamen zackigen, hellen Auswüchsen, die unablässig gegeneinanderschabten. Er fühlte sich an einen Fleischwolf erinnert.
    »John, was ist da draußen los?«, erklang plötzlich Reinhards’ Stimme in seinem Ohrstöpsel.
    »Alles unter Kontrolle«, erwiderte er, ohne den Blick von dem Wesen zu nehmen. »Ich erstatte später Bericht.«

    »Aber …«
    »Over and out.«
    Noch immer schien die Kreatur ihn anzublicken. Ob ansehnlich oder nicht, die Biester stellten eine tödliche Gefahr dar. Ohne den Blick von ihm zu nehmen, richtete er die Mündung seines Sturmgewehrs auf den Kopf und drückte ab. Die Kugel schlug mitten in die Stelle ein, die John für die Stirn hielt. Trotzdem hörte das Schnaufen nicht auf, also schoss er erneut. Endlich lief ein Zittern durch den Leib der Kreatur, und das Geräusch der Atmung verstummte.
    Als er sich umsah und feststellte, dass die Gefahr gebannt war, endete sein Adrenalinhoch so abrupt, dass ihm der Kopf ganz leicht wurde. Sein Körper fühlte sich hohl an, als sei er nur ein Ballon. Es kostete John einige Anstrengung, das Sturmgewehr zu schultern und zum Rest der Gruppe zurückzukehren.
    Grasse kniete neben dem regungslosen Namh. Allein ihre Körperhaltung verriet John, dass er einen seiner Leute verloren hatte. Als er sich zu ihr gesellte, sah sie kurz auf und schüttelte den Kopf.
    »Wie?«
    Sie deutete auf eine grausame, blutige Wunde, die das Gesicht des Arbeiters entstellte. Es war ein fast kreisrundes Loch in der Stirn, direkt über dem linken Auge. Man hätte es für eine Schusswunde halten können, so sauber waren die Ränder.
    »Das Ding hat sich in Sekunden durch Haut und Knochen gefräst«, erklärte Grasse. »Das Gehirn ist nur noch Brei.«

    »Scheiße«, murmelte einer der Techniker neben ihnen, ein breitschultriger Mann namens Gilbert Kay.
    »Halten Sie den Mund, Kay«, erwiderte John nicht unfreundlich, dann wandte er sich an Bull: »Verteil seine Munition. Dann schafft ihr die Kadaver dieser Viecher weg.« Leiser fügte er hinzu: »Und dann bringt die Arbeit hier zu Ende.«
    Bull nickte zwar, aber Sukarno protestierte: »Wir sollen weiterarbeiten? Er ist tot!«
    »Und wir werden ihm ein ordentliches Begräbnis verschaffen«, entgegnete John kälter, als er vorgehabt hatte. »Nach der Arbeit. Wir müssen die Container bis Sonnenuntergang beim Shuttle haben, sonst war der ganze Ausflug hier umsonst – und auch sein Tod.«
    Eigentlich war er nicht der Typ für lange Erklärungen, aber er sah die Notwendigkeit dazu in den Gesichtern der Rekruten. Sie hatten Angst. Die Gefahr war vorbei, sie fühlten sich vermutlich ebenso ausgepumpt wie John selbst, und sie wollten nichts dringender als zurück in die relative Sicherheit des Shuttles, um sich auszuruhen.
    »Was ist, wenn mehr kommen?« Kay hatte sich neben Sukarno gestellt und sah John herausfordernd an. Der geliehene Kampfanzug spannte über seiner breiten Brust. Die braunen Locken hatte der Techniker mit einem improvisierten Stirnband gebändigt.
    »Dann erledigen wir sie«, brummte Bull. Die Stimme des Beta war rau, knurrig, und jetzt stellte er sich neben John und verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie haben den Leutnant gehört. An die Arbeit!«

    Einen Moment lang glaubte John, dass sich Sukarno und Kay weigern würden, dann schüttelte die Frau den Kopf und drehte sich um, und der Techniker folgte ihr. Langsam ließ John den Blick über die versammelten Leute schweifen. Es wäre besser gewesen, wenn der Rest seines Teams da gewesen wäre, doch die sicherten noch den Perimeter. Einige der Techniker grummelten, aber

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