Missing in Action
Schweißtropfen auf seinem dunklen Fell und roch den moschusartigen Geruch. Vollkommen ungerührt ließ ihn die Anstrengung nicht.
»Bislang sehr gut. Noch keine Ausfälle zu vermelden.« Der Beta blickte zum schnell dunkler werdenden Himmel. »Wir müssen gleich Schluss machen, aber ich sage mal, dass die Container trotz der Schäden gehalten haben.«
»Das ist gut«, erwiderte John müde. »Sehr gut sogar. Jetzt müssen wir nur noch den letzten finden, und wir können es wirklich schaffen.«
»Ja, Sir.«
»Lassen Sie gleich Pause machen, Sarge. Keine Notwendigkeit, sich zu überarbeiten.«
Bull nickte, aber John sah, dass der Beta weiterarbeiten wollte, und seine Leute auch. Sie waren heiß darauf, das Portal zu bauen. Kein Wunder, war es doch ihr Notausgang von diesem Planeten. Gerade kam Sukarno aus einem der Container. Sie trug einen kleinen Metallkasten auf den Armen, den sie einem ihrer Kollegen reichte. Als sie John sah, kam sie zu ihm.
»Ich wollte vorhin im Wald keine Probleme machen«, erklärte sie ernst und fügte nach kurzer Pause ein »Sir« an. Der militärische Umgangston bereitete einigen der Rekruten noch immer Schwierigkeiten, auch wenn Johns Team im Einsatz eher lax damit umging.
»Keine Sorge. Ich habe Verständnis für Ihre Lage. So etwas ist nie leicht.«
Keiner sprach aus, was alle dachten. So etwas war ein netter Euphemismus für den Tod eines Kameraden. Aber man redete nicht in klaren Worten darüber. Es war, als sei das Sterben ansteckend, als könnte man es sich allein durch die falschen Worte zuziehen.
»Ich habe nachgedacht, Leutnant. Wir haben doch die ganzen Blaster in der Ladung gefunden, ja?«
»Blaster ohne Energie«, erinnerte John sie. »Hübsch, aber nutzlos.«
»Nun, vielleicht nicht ganz. Wir haben Energiepacks
dabei. Die Antigrav-Einheiten haben welche, einiges anderes Gerät auch. Scheiße, sogar im Shuttle gibt es unabhängige Energieversorgung für einige Systeme.« Sie errötete leicht. »Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise.«
John zog eine Augenbraue hoch, und er war sicher, wenn Bull dazu in der Lage gewesen wäre, hätte er dasselbe getan. So verschränkte der Beta nur die Arme vor der breiten Brust und verzog einen Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen.
»Nicht nötig, Sukarno. Das hier ist keine Teeparty oder so etwas. Auch wenn der gute Bull schlanke Fesseln hat und ein – wie ich höre – feines Tanzbein schwingt, wird ein Kraftausdruck ihn schon nicht in Ohnmacht sinken lassen.«
Jetzt grinste Bull breit und deutete eine Verbeugung an. »Höchstens ein Handkuss vom Leutnant.«
Alle lachten, und für einen Augenblick war ihre missliche Lage vergessen. John wurde als Erster wieder ernst.
»Was wollten Sie uns sagen, Sukarno?« »Nun, Sir, ich bin Energietechnikerin. Ich kenne mich mit dem ganzen Kram ziemlich gut aus, wenn ich das mal sagen darf. Wir haben die Energie für die Blaster, nur in der falschen Verpackung. Aber mit dem richtigen Werkzeug kann ich daran vielleicht was drehen.«
Ein Funke Hoffnung keimte in John auf. Blaster waren schweres Gerät, durchschlagkräftig und in geübten Händen absolut tödlich. Für Stellar Exploration war es eine der größten und teuersten Waffe, die der Konzern
auf den gefährlichen Missionen riskierte. Quasi-Selbstmord-Missionen, nenn sie doch beim Namen.
»Das klingt gut. Erzählen Sie uns mehr.«
»Na ja, wir müssten die Anschlüsse fixen. Und die meisten Energiepacks sind ziemlich klobig. Wir müssten sie irgendwie an den Blastern befestigen …«
»Tape«, erklärte Bull und fügte eine alte Justifier-Weisheit hinzu: »Mit Tape fixt man alles.«
»Möglich. Aber das ist das kleinste Problem. Ich bin sicher, ich kann die Sicherheitskontrollen überbrücken und die Packs übersteuern, bis sie die nötige Ladung liefern. Das wird nicht für viel reichen, aber wir können sie am Shuttle wieder aufladen, wenn sie leer sind.«
»Sukarno, wenn Sie das hinbekommen, verleihe ich Ihnen persönlich einen Orden«, erklärte John. »Machen Sie sich gleich morgen an die Arbeit. Sarge, sorgen Sie dafür, dass sie alles bekommt, was sie braucht.«
»Natürlich, Sir.«
Fast hätte John es gewagt, von glücklicher Fügung zu sprechen. Ein Großteil des Portals war gesichert, sie verfügten über eine Möglichkeit, ihr Waffendefizit zu verringern, und er hatte einen ganzen Tag lang kaum Kontakt mit Reinhards gehabt – womöglich der beste Punkt des Ausflugs.
Über ihnen war der Himmel in eine Melange aus
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