Missing in Action

von diesem roten Dreckklumpen weg.«
    »Wir alle, Sukarno. Wir alle.«

    »Kay hat mir sehr geholfen. Ohne ihn hätte ich es nicht geschafft«, fügte sie noch hinzu.
    John nahm ihr den Blaster aus den Händen und legte noch einmal an.
    Als er den Abzug ganz sachte betätigte, sirrte die Waffe leise. Noch feuerte sie nicht, aber alles an ihr sagte »Bereit«.
    »Sir?«
    John nahm den Finger vom Abzug, und das hochtonige Summen erstarb. Bull stand hinter ihm, ganz der aufmerksame, beflissene Sergeant.
    »Was gibt es?«
    »Wir vermissen zwei Rekruten, Sir.«
    Fuck!
    »Berichten Sie.«
    Bull kratzte sich am Schädel, eine Geste, die der Beta nur machte, wenn ihm etwas unangenehm war. Aber er war nicht der Typ, unangenehme Wahrheiten zu verschweigen.
    »Die beiden haben an den Sensoren gearbeitet. Gestern Nacht ist eine Leitung ausgefallen, und sie sollten sie erneuern.«
    »Zwei Frischlinge ohne Nanny?«
    Bull nickte. »Rourke war oben im Krähennest.«
    John wusste nicht, wer den Namen für den Schießstand auf dem Shuttle zum ersten Mal benutzt hatte, aber er hatte sich festgesetzt.
    »Hat er was gesehen?«
    »Negativ. Ich war gerade mit Jamie an dem Sensor. Da sind irgendwelche Spuren, Sir, aber wir konnten
nicht sagen, was genau da passiert ist. Der Sensor ist jedenfalls hinüber.«
    John rieb sich über die Augen. Großartig. Nein, fantastisch! »Schaffen Sie die Waffen in das Shuttle und fangen sie mit der Arbeit an, Sukarno.« Nach einem Moment des Überlegens fügte er hinzu: »Und sorgen Sie dafür, dass Rourke diese hier bekommt.«
    Die junge Energietechnikerin nickte und packte ihr Werkzeug zusammen. John sah ihr dabei zu und nahm dann Bull beiseite.
    »Wie schlimm ist es?«
    »Der Sensor ist kaputt. Also, als ob jemand einen Stein drauf geschlagen hätte oder so. Sieht nach Absicht aus. Und Jamie meint, sie hätte … na ja …«
    Bull verstummte, aber John war zu ungeduldig, um auf die Gefühle seines Sergeants Rücksicht zu nehmen: »Spucken Sie’s aus, Soldat!«
    »Jamie sagt, sie hat Blut gerochen.«
    »Fuck!« Diesmal sprach John es aus, aber nur als Zischen.
    Um sie herum war sein Team mit der Arbeit beschäftigt, und er wollte auf keinen Fall Unruhe verbreiten. Als er aber sah, dass Sukarno mit großen Augen zu ihnen herüberstarrte, wusste er, dass sich die Nachricht in ihrer kleinen Gemeinschaft ohnehin wie ein Lauffeuer verbreiten würde.
    »Volle Alarmbereitschaft«, befahl er dementsprechend. »Wir müssen davon ausgehen, dass wir angegriffen wurden. Lass alles Wichtige in das Shuttle schaffen. Gib die Waffen aus und teil Teams ein. Wir
müssen eine Suchmannschaft bilden. So ein Dreck, dass Loop nicht dabei ist.«
    Der Wolf-Beta war nicht nur ein guter Soldat, sondern dank seiner Vorfahren auch in der Lage, Spuren zu riechen und zu verfolgen, die man mit bloßem Auge nicht einmal sehen konnte. Aber Loop war, wie die Hälfte des eigentlichen Teams, auf Farspace Horizon geblieben. Hoffentlich sind sie davongekommen .
    »Und Bull, sei behutsam«, fuhr John fort. »Wir können keine Panik gebrauchen.«
    Der Beta nickte, dann kam er seinen Befehlen nach. John selbst lief ins Shuttle und legte seine Kampfausrüstung an. Noch wussten sie zu wenig, aber die Implikationen von Bulls Bericht verhießen nichts Gutes. Ein Sensor konnte ausfallen, das war nicht ungewöhnlich – besonders in ihrer Situation. Aber wenn er wirklich mit Absicht zerstört worden war, deutete das darauf hin, dass er irgendjemandem um sich herum ganz und gar nicht vertrauen konnte, und das war in einer Situation wie der ihren wirklich das Allerletzte. Natürlich konnte auch ein Tier einen fremden Gegenstand, der seltsam aussah und roch, angreifen, aber John hatte ein derart mieses Gefühl in der Magengrube, dass er nicht von einem solchen Angriff ausging.
    Er rammte ein Magazin ins Sturmgewehr, überprüfte den Ladezustand und die Sicherung der Waffe, dann setzte er seine Brille auf und ging wieder hinaus. Dort erwartete ihn – zu seiner immerwährenden Freude – bereits Reinhards. Der Konzerner trug einen Tarnanzug, von dem man hätte denken können, dass er auf
Maß geschneidert war, aber John wusste, dass es eine ganz normale Standardgröße war. Reinhards wirkte eben selbst in diesem Aufzug wie ein Dressman.
    »John, was ist los?«
    »Zwei unserer Leute sind verschwunden.«
    »Verschwunden? Wohin? Wer? Wann?«
    Beinahe hätte John entnervt geseufzt, aber er behielt eine hoffentlich ausdruckslose Miene bei und antwortete: