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Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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zugerichtet.«
    »Fuck.« John blickte den Teams entgegen, die sich
ihnen näherten. Einerseits konnte er jetzt keine verstümmelten Leichen gebrauchen; das wäre schlecht für die Moral, noch schlechter, als es Tote ohnehin schon waren, und das wollte was heißen. Andererseits gab es kaum eine Möglichkeit, den Fund nicht öffentlich zu machen.
    »Sir?«
    »Wir haben sie, Sarge. Oder ihre Überreste. Sie sind da oben.« An Grasse gewandt fuhr John fort: »Können Sie sie runterholen?«
    »Ich kann sie runterschieben«, erwiderte die Leibwächterin, auch wenn ihre Stimme belegt klang. Sie verschwand wieder, und das Blatt zitterte unter ihren Schritten.
    »Flughund, wir haben die Vermissten gefunden. Suche einstellen und uns sichern.«
    Ein Arm kam an der Blattkante in Sicht, gekleidet in einen Technikeroverall. Bull trat unter das Blatt, und es gelang ihm, den Sturz der Leiche abzufangen, als Grasse sie über die Kante gleiten ließ.
    John brauchte nur einen Blick, um festzustellen, dass sie Recht hatte: Der Tote sah wirklich übel aus. Die Gestalt war über und über mit Blut verschmiert.
    John hatte nicht einmal sagen können, welcher der beiden Vermissten es war, denn die Gesichtzüge waren mit tiefen Schnitten entstellt. Der rechte Teil der Gesichtshaut hing einfach lose herunter, als wäre das Fleisch vom Schädel getrennt worden. Doch da es eine männliche Leiche war, musste es Ramirez sein. Die Arbeitskleidung war zerfetzt und fast komplett mit
Blut vollgesogen, das selbst jetzt noch aus den tiefen Wunden lief.
    Neben John ertönten Würgegeräusche, dann erbrach sich jemand. Er konnte es niemandem verübeln. Selbst ihm war flau im Magen.
    »Verdammte Bestien«, knurrte Bull. »Gottverdammte Bestien!«
    Dann streckte sich der Beta und nahm die zweite Leiche entgegen. John dagegen kniete sich neben den ersten Toten und besah ihn sich genauer, ungeachtet des grausamen Anblicks.
    Auf die Schnelle war nicht zu erkennen, welche der Wunden tödlich gewesen war. Tiefe Schnitte führten über die Kehle, die Brust, bis hinab zur Lende. Sie waren überraschend sauber. Was immer auch die Verletzung hervorgerufen hatte, es war sehr scharf gewesen. Die Haut war nicht zerfetzt oder zerrissen, sondern glatt zerschnitten worden. John suchte nach Wunden, wie Namh sie gehabt hatte, konnte aber keine finden. Er nahm an, dass die Wesen, die sie angegriffen hatten, normalerweise auf diese Weise töteten, und das Fehlen einer solchen Wunde deutete darauf hin, dass es sich um andere Angreifer gehandelt haben musste.
    Sanft legte Bull die zweite Tote neben Ramirez. Die Leiche war ebenso schrecklich zugerichtet. Lediglich ihr Gesicht war weniger zerstört. John hatte bislang kaum ein Wort mit Lambert gewechselt, die still und zurückhaltend gewesen war. Jetzt waren ihre blauen Augen weit aufgerissen, und ihr Mund stand in einem end- und lautlosen Schrei offen.

    Zwei Sturmgewehre und ein Rucksack fielen vom Blatt, dann schwang sich Grasse elegant herab und sprang zu Boden.
    »Sarge, schicken Sie zwei Teams zurück, die BBs holen sollen.« Die Abkürzung klang harmlos, aber es handelte sich um Leichensäcke. Einer der wenigen Ausrüstungsgegenstände, der in ausreichender Zahl vorhanden war. Vielleicht war es nur Zufall, aber die Leichensäcke waren mit das Erste gewesen, was verladen worden war. Manchmal ist der Konzern eben sehr großzügig. Alle eine Familie und so weiter. Da kümmert man sich umeinander . »Alle anderen Teams sichern.«
    John erhob sich und streckte seine Glieder. Nie würde er sich an das Gefühl des Versagens gewöhnen, wenn seine Leute starben. Er trug die Verantwortung, sie vertrauten ihm, und er hatte sie ultimativ enttäuscht.
    Als er sich umsah, stellte er fest, dass sich Bull mit Jamie und zwei weiteren Leuten entfernte, die anderen aber immer noch gaffend herumstanden.
    »Auf Sicherungsposten! Na los! Zack! Zack!«, bellte John so laut, dass sie zusammenzuckten und seinem Befehl hastig nachkamen. Zurück blieb Grasse, die versuchte, das Blut mit einem Tuch von ihrer Uniform zu wischen, was nur dazu führte, dass sie es überall verteilte. Sie sah an sich hinab und erkannte die Sinnlosigkeit ihres Unterfangens.
    »Scheiße.«
    Es mochte klingen, als beschwere sie sich über die Flecken auf ihrer Kleidung, aber John wusste es besser. Und Scheiße trifft es verdammt gut .

    »Was halten Sie davon, Grasse?«
    Sie warf einen unwilligen Blick auf die beiden Leichen, dann zuckte sie mit der Schulter. »Sieht

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