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Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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nach ihnen suchen, aber seine Erfahrung sagte ihm, dass sie mit größter Vorsicht vorgehen mussten.
    »Status?«, knurrte er ins Kehlkopfmikro.
    »Flughund: alles klar.«
    »Team Zwei: alles klar.«
    Die anderen Zweierteams antworteten ebenfalls. Niemand hatte etwas Auffälliges bemerkt. Die Bäume schienen enger um John zusammenzurücken, und die schwüle Luft stand zwischen ihnen, fast wie ein greifbares Hindernis.
    Er folgte Grasse, die geschickt von Deckung zu Deckung
wechselte, dabei alle Richtungen abdeckte und John sicherte. Er selbst richtete seine Waffe oft nach oben, konnte aber nichts entdecken.
    Sie mussten bereits einen halben Kilometer zurückgelegt haben, ohne die beiden Vermissten zu finden oder auch nur auf eine Spur zu stoßen, als sich Shakey meldete.
    »Da ist Bewegung, Boss,’nen halben Klick direkt voraus.«
    »Was und wie viel?«
    »Schwierig zu sagen. Irgendwas Dunkles. Hab’s nur kurz gesehen.«
    John gab die Meldung an seine Teams weiter.
    »Äußerste Vorsicht!«
    Sie liefen weiter. Grasse zog das Tempo an, als wolle sie unbedingt erwischen, was sich da vorn bewegte. John konnte sich nicht vorstellen, dass es ihre Vermissten waren, aber er ließ sie gewähren.
    »Sind wir nah dran?«, fragte er Shakey per Funk.
    »Ja, Boss, aber ich hab’ seitdem nichts mehr gesehen.«
    »Ganz sachte«, flüsterte John Grasse zu. »Sind gleich am Hotspot.«
    Jetzt gingen sie langsamer, gaben sich gegenseitig Deckung und rückten von Baum zu Baum vor. Ihre Technik war gut, und ihr schien die Hitze weitaus weniger auszumachen als John. Sie lief gebückt, den Lauf der Waffe immer in Blickrichtung, und war extrem aufmerksam.
    John folgte ihr. Ihre Zusammenarbeit erinnerte ihn
an seine Dienstzeit, als er noch geglaubt hatte, als Soldat könne er etwas bewegen, etwas Gutes tun, das Böse bekämpfen und Frieden bringen. Damals war er noch jung gewesen, ein Grünschnabel, der keine Ahnung hatte. Jetzt war er erfahrener, und diese Erfahrung sorgte dafür, dass alle Warnsignale in seinem Kopf ertönten. Sie waren nicht allein hier draußen, das spürte er. Jede Pore seiner Haut zog sich zusammen, zwischen seinen Schulterblättern war dieses kalte Gefühl eines Blicks, der auf ihm ruhte.
    »Boss«, schreckte ihn Shakey aus seinen Gedanken. »Ihr seid jetzt da. Ich kann euch sehen. Das ist die Stelle.«
    John gab Grasse das Zeichen zum Stopp und sah sich um. Die Stelle wirkte wie jede andere in diesem Dschungel. Er konnte nichts sehen, fand keine Spuren, nichts.
    Langsam gingen er und Grasse im Kreis. Zwischen den Bäumen warteten die anderen Teams auf weitere Befehle. John sah ihre geduckten Gestalten, an Stämme gelehnt, hinter Büsche gekauert.
    »Sehen Sie etwas?«, fragte er leise, aber Grasse schüttelte nur den Kopf. »Shakey, in welche Richtung war die Bewegung?«
    Es dauerte einen Moment, bis der kleine Pilot antwortete: »Von euch weg.«
    »Vielleicht sollten wir …« John verstummte. Die Rinde des Baums war rot gemasert, changierte zwischen einem fast braunen Rot und leuchtendem Feuerrot. Ein Tropfen lief an ihr hinab – ebenfalls rot. Doch diese Farbe kannte John. Grasse folgte seinem Blick.

    »Blut«, stellte sie ruhig fest und bestätigte damit Johns Befürchtung.
    Er sah hoch. Nicht weit über ihnen war ein breites, rotes Blatt, fast zehn Meter lang und an der breitesten Stelle gut vier Meter breit. Es hatte die Form einer Zunge, die in einer überdimensionierten, frechen Geste herausgestreckt war. Und an seiner Wurzel, dort, wo es aus dem Stamm wuchs, lief ein dünner Faden Blut entlang.
    »Geben Sie mir Deckung, Boss«, bat Grasse, schob ihr Sturmgewehr auf den Rücken und lief auf den Stamm zu. Mit einem gewaltigen Satz sprang sie hoch, stieß sich am Stamm ab, drehte sich halb in der Luft wie eine Akrobatin und packte das Blatt mit beiden Händen. Ihre Beine schwangen mit dem Moment der Bewegung unter das Blatt, dann nutzte sie den Rückschwung und zog sich hoch. John war zu verblüfft, um sie zu decken, riss sich aber schnell zusammen und gab Bull per Handzeichen den Befehl, die Teams an seiner Position zusammenzuziehen.
    »Grasse? Was sehen Sie?«
    Keine Antwort. Nervosität stieg in John auf, dann bebte das Blatt, und ihr Gesicht erschien.
    »Wir haben sie gefunden, Boss.«
    Mehr musste sie nicht sagen. Ihre Miene verriet, dass es keine guten Nachrichten waren. Dennoch fragte John: »Wie schlimm ist es?«
    »Ziemlich schlimm. Wer … was das auch war, es hat sie übel

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