Missing in Action
»Danke, Sir. Aber jetzt müssen wir aufbrechen, Leute. Wer nicht eingeteilt wurde, hält mit Rourke und Sukarno die Stellung. Shakey, mach deine Maschine klar. Wir brauchen Luftaufklärung. Aki soll im Shuttle an den Kommunikator und dich leiten.«
Ohne auf eine Antwort zu warten, hob John die rechte Hand und ließ sie kreisen. »Auf! Auf! Auf!«
Die Gruppe lief um das Shuttle und sortierte sich dann auf dem kurzen Stück, das sie gerodet hatten. Grasse gesellte sich zu John und hob den Daumen.
»Wir sind Team Eins, Boss.«
John bestätigte und brauchte einen Moment, bis er bemerkte, dass sie ihn auf die vertrauliche Art angesprochen hatte, die normalerweise sein Team benutzte. Er kommentierte es nicht, sondern begann, gemeinsam mit Bull eine Marschroute auszuarbeiten.
Die Sensoren befanden sich ein gutes Stück von ihrer Position entfernt im Wald verteilt. Es waren kompakte, kleine Geräte, die nicht nur audiovisuelle, sondern auch thermographische Daten aufnahmen, speicherten und weiterleiteten, entweder per Funk, oder, wie in dem Setup, das sie hier verwendeten, per Glasfaserkabel. Auf kurze Distanzen war das Kabel einfach besser, da es störungsunanfälliger war. Sie folgten dem Verlauf des Kabels, bis sie zu dem zerstörten Sensor kamen. John ging in die Hocke und besah sich die Schäden. Tatsächlich sah die kleine Metallkuppel mit dem gehärteten Plastikvisier aus, als sei etwas Schweres auf sie gefallen. Oder als hätte jemand fest mit einem harten Gegenstand darauf eingeschlagen . Das Visier war zersplittert und das Metall des Sensors verbeult. Einige Bruchstücke lagen um die fünfzehn Zentimeter hohe Kuppel verstreut. Was die beiden Techniker auch gemacht hatten, zur Reparatur waren sie wohl nicht gekommen.
»Da sind Spuren«, meldete sich Grasse zu Wort. »Könnten Fußabdrücke sein.«
Bevor John antworten konnte, knackte es in seinem Ohrstöpsel.
»Flughund hier. Bin in Position.«
»Beginne Standardsuchmuster. Ich will über alles Meldung haben, egal, wie klein.«
»Roger, Sir.«
Ganz kurz konnte John zwischen den Blättern Shakeys Ultraleicht sehen, das über ihnen langsam seine Kreise zog. Die hellen Flügel waren vor dem ebenso hellen Himmel fast unsichtbar.
»Wo sind diese Spuren?«
»Hier.«
Grasse deutete ins Unterholz, und tatsächlich gab es dort die Ahnung einer Spur. John selbst hätte sie niemals bemerkt.
»Okay. Ausschwärmen. Sarge, Sie übernehmen die Koordination. Team Eins bleibt an der Spur, die anderen Teams decken die Flanken ab. Volle Konzentration, Leute!«
Wie um seine Worte zu unterstreichen, hob John das Sturmgewehr und legte es in die Armbeuge. Das beruhigende Gewicht der Waffe schien nicht nur ihn, sondern die ganze Gruppe zu beeinflussen; die Mienen aller waren nicht von Angst, sondern von Entschlossenheit gezeichnet. Mein Verdienst oder Reinhards’ kleine Rede? , fragte sich John insgeheim.
Ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, befahl er: »Los.«
Grasse folgte der Spur, und John folgte Grasse. Die anderen Teams schwärmten aus, blieben aber in Sichtweite. Noch war es früher Morgen, aber es wurde bereits heiß. Um sie herum war es still, als spüre der Dschungel ihr Eindringen. Die Anspannung war fast greifbar.
»Hier enden die Spuren«, verkündete Grasse und kniete sich hin.
Der Boden war mit dem flechtenartigen, roten Bewuchs überzogen, der sich weich unter den Füßen anfühlte und die Geräusche aller Schritte dämpfte. John warf einen Blick über die Schulter, dann erinnerte er
sich wieder an den Angriff der Kreaturen bei den Containern und sah nach oben. Die dicken Blätter der Bäume ließen nur winzige Stückchen Himmel übrig. Es war ein Gewirr, in dem sich alles Mögliche verbergen konnte. John spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach.
»Wir gehen in diese Richtung. Achten Sie auf die Umgebung, ich orientiere mich auch nach oben.«
Er wartete nicht auf ihre Antwort, sondern ging langsam weiter. Es war ruhig; zu ruhig, wie er fand. Nicht einmal die verdammten Insektenviecher waren zu sehen. Obwohl er eine gewisse Dringlichkeit empfand, zwang er sich, vorsichtig zu gehen. Das Letzte, was er wollte, war, durch Hast noch mehr Verluste zu erleiden. Mit aller Macht versuchte er, das schlechte Gefühl zu unterdrücken. Er redete sich ein, dass es nur die drückende Atmosphäre des Dschungels war, aber er wusste es besser; die Angst um seine Leute lastete auf seiner Seele. Deshalb wollte er sich instinktiv beeilen, rennen, überall
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