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Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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schämte, dann verhärteten sich ihre Gesichtszüge. »Ich war mir über Ihre Intentionen nicht sicher.«
    »Keine Sorge. Ich habe nicht vor, einen Bürgerkrieg
anzuzetteln. Ich weiß nämlich tatsächlich, was ich tue.«
    Sie strich sich über die Haare, sah zum Loch in der Außenwand, dann nickte sie. »Das hoffe ich, John. Das hoffe ich sehr.«
    Als sie ihn verließ, dachte er genau dasselbe.

10
    »Hey Leute, ratet mal, was es heute gibt.« Rhodes, ein stämmiger Lagerarbeiter, der auf der Farspace-Horizon -Station die Beladung des Shuttles überwacht hatte und so durch Zufall mit ihnen an Bord gewesen war, als das Shuttle den Sprung gemacht hatte, verteilte grau-weißen Brei aus einer viereckigen Metalldose, die er zuvor über einem der Kocher erwärmt hatte.
    Zum Essen versammelten sie sich mittlerweile gewohnheitsmäßig in einem abgetrennten Teil des Laderaums, den sie »Messe« nannten, weil Rhodes hier die Mahlzeiten zubereitete und verteilte. Der bullige Mann hatte sich zunächst überflüssig gefühlt, weil er keinerlei Talente besaß, die ihnen auf Tordesillas nützlich sein konnten, doch dann hatte er angefangen, sich um die Erfassung, Verteilung und Zubereitung der Nahrungsmittel zu kümmern, und war dadurch inzwischen zum Smutje geworden.
    »Leider haben wir nur noch zwanzig Portionen Huhnaroma, zehn Portionen Rind und Gaugama und
ebenso viel Surimi. Da hab ich mir gedacht, ich spare das für den Moment auf, wenn wir was zu feiern haben.«
    Die Stimme des Aushilfskochs klang so fröhlich, als würde er ihnen die Speisenfolge eines 3-Gänge-Menüs vortragen, und nicht eine weitere verdammte Einschränkung. »Also kredenze ich euch heute den Grundbrei natur, komplett frei von künstlichen Zusätzen und Aromen. Total gesund. Quasi, äh, probiotisch.«
    Mit Abscheu starrte John auf die farblose Masse in seinem Metallnapf. Schon bei normalen Missionen war die Versorgung oft nicht gerade ein Gaumenschmaus – der Nährwert aller Speisen wurde stets als wichtiger angesehen als ihr Geschmack. Aber jetzt gingen ihnen auch noch langsam die Gewürz- und Aromabeimischungen aus. Und das Gehirn konnte noch so oft sagen, dass der Nährstoffbrei alles enthielt, was der menschliche Körper zum Überleben bei harter Arbeit benötigte – es blieb ein Fakt, dass eine Sache fehlte, die zwar vielleicht nicht überlebensnotwendig war, aber dennoch essenziell: Geschmack.
    Tatsächlich musste er seinen Unwillen regelrecht überwinden, bevor er einen vollen Löffel in den Mund schieben konnte. Er hätte nicht einmal sagen können, dass es schlecht schmeckte, denn da war … nichts. Einfach nur das Gefühl klebrigen Matsches auf der Zunge. Lustlos kaute er ein wenig, bevor er die Pampe schluckte. Reiß dich zusammen! Du hast in deiner aktiven Zeit genug Momente gehabt, in denen du für so eine Schüssel getötet hättest! Der Gedanke mochte seine Richtigkeit
haben, schmackhafter machte er das Essen allerdings auch nicht.
    So war John nach einigen weiteren Löffeln regelrecht froh, als Shakey zu ihm trat und sagte: »Boss, wir haben ein Problem.«
    Schnell stellte John den Napf zur Seite. »Was gibt es?«
    Shakey warf einen Blick in die Runde. In der Messe saß eine Handvoll Rekruten, die ihren Brei mal mehr, mal weniger enthusiastisch aß.
    »Lass uns ins Cockpit gehen«, befand John, der Shakeys Blick richtig gedeutet hatte. Er erhob sich und ließ den Napf stehen, obwohl er sicher war, dass der Brei kalt noch ekelhafter sein würde. Aber darum konnte er sich dann kümmern.
    Unterwegs fragte er, was das Problem sei. »Ich habe noch mal nach den Satelliten gesucht«, erklärte Shakey leise. »Ich dachte mir, vielleicht ist nur unser Empfänger defekt. Deshalb hab’ ich ein wenig daran rumgebastelt. Ich konnte aber keinen Fehler finden. Sieht aus, als läge es echt an den Satelliten.«
    »Und?«
    Shakey schwieg, bis sie das Cockpit erreicht hatten. Die Tür war geschlossen, was ungewöhnlich war. Nicht nur das – Shakey hatte sie sogar verschlossen und gab nun eine Zahlenkombination in das Pad neben der Tür ein. John runzelte die Stirn, sagte aber nichts.
    Als sich die Tür endlich öffnete, lief Shakey schnell ins Innere, und John folgte ihm. Der kleine Pilot machte hinter ihnen wieder dicht, dann warf er sich in den
Pilotensessel. John musste stehen bleiben, da auf dem Sitz des Copiloten ein großer Werkzeugkasten stand. Der Boden unter den Konsolen war mit einer Decke ausgelegt worden, auf der jede Menge Teile lagen;

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