Missing in Action
Umgebung der meisten unerforschten Planeten. Konzernspionage rangierte auf der Liste der Fährnisse ganz hinten, direkt nach verstopften Toiletten.
»Shakey setzt gerade wieder alles zusammen«, berichtete John. »Das Programm läuft weiter, aber wir haben den Zugriff auf den Sender gekappt. Es sieht also nur so aus, als sei weiterhin alles in Ordnung.«
»Was tun wir jetzt?«
Der Leutnant zuckte mit den Achseln. »Wir haben nicht viele Optionen. Deshalb machen wir erst einmal so weiter wie bisher«, erklärte er. »Aber ich will, dass du, Cao und Jamie jederzeit bereit seid. Informiere die beiden und sorg dafür, dass wir vier innerhalb von Sekunden ausrücken können, wenn es nötig wird.«
»Roger, Boss.«
John verschränkte die Arme vor der Brust und sah zum Waldrand. Im Rot des Dschungels war nichts zu erkennen, aber er wusste jetzt, dass da draußen jemand war. Nicht etwas – jemand.
»Wenn wir eine Ratte in unseren Reihen haben, und das da draußen sind ihre Freunde, dann sollten wir eine Falle aufstellen. Mit dick Käse drin, damit sie nicht widerstehen können. Und wenn sie hineintappen, sind wir bereit.«
Bull nickte, salutierte kurz und lief zurück. John konnte sich darauf verlassen, dass der große Beta verschwiegen sein würde. Jetzt konnten sie nur noch einander vertrauen. Dass sich der Verräter unter seinen Leuten, seinen Justifiers befand, konnte er sich einfach nicht vorstellen.
Immer wieder kehrten seine Gedanken zu Reinhards zurück. Vielleicht war es kein Zufall, dass er ausgerechnet in dem Augenblick an Bord war, als wir so unverhofft starten mussten . Dann fiel John noch etwas ein. Hängt Grasse vielleicht mit drin? Versucht sie nur, sich mit ihrer Tour bei mir einzuschleimen? John fluchte leise. Er konnte sich auf niemanden außerhalb seiner kleinen Schar verlassen, und das würde ihr Überleben noch viel schwieriger gestalten.
Die Zeit würde zeigen, wer an dem Verrat beteiligt war. John spuckte aus. Und dann musste es Gerechtigkeit geben.
11
Wenn man eine Ratte fangen will, braucht man Geduld. So viel war John klar. Ratten sind scheue Tiere, dabei schlau und mit einem geradezu übernatürlichen Sinn für Gefahr ausgestattet. Mit seiner Geduld war es nicht allzu weit her, aber sein Wunsch nach Rache war so stark, dass er sich dazu zwang. Andere hätten vielleicht in Kategorien von Gerechtigkeit gedacht, aber John kannte sich zu gut, um sich zu belügen. Menschen hatten sie gejagt, Menschen hatten ihnen das angetan, und er wollte sie dafür bluten sehen.
In der Rückschau war alles ziemlich offensichtlich, und John schalt sich selbst einen Narren, dass er nicht früher auf die offensichtliche Lösung gekommen war. Ahumane! Sicher, es gab Außerirdische, Nicht-Menschen, Aliens, wie immer man sie nennen wollte, auf ganz verschiedenen Technologieleveln und mit ganz unterschiedlichen Ausprägungen von Intelligenz. Manche, wie die Collies, die Collectors, waren der Menschheit weit überlegen. Andere wiederum waren einfach
nur fremdartig. Aber die Geschichte mit den Ahumanen hatte von Anfang an gestunken; John und seine Leute hatten den Geruch einfach nur ignoriert.
Immerhin hatte die Neuigkeit sein Team wieder fest zusammengeschweißt. Er sah es in ihren Blicken: Wir gegen den Rest der Welt. Justifiers eben, eine eingeschworene Gemeinschaft innerhalb des Teams, misstrauisch gegenüber jedem von außerhalb. Alle anderen wollen dir nur ans Leder, Konzerner, Techniker, Gardeure, fremde Planeten – eigentlich das komplette Universum. Man war nichts wert, Wegwerfware, die nicht einmal im Fall eines unwahrscheinlichen Erfolgs viel Beachtung bekam, geschweige denn einen fairen Lohn. Zu wissen, dass man für den Rest des Universums nur Abschaum war, schweißte irgendwie zusammen.
Der Rest merkte davon nichts. Keiner ließ sich etwas anmerken. John hatte die Einteilung der Wachen noch einmal geändert, so dass mehr Justifiers Dienst hatten. Das bedeutete mehr Arbeit, aber keiner murrte. Im Gegenteil, jeder wollte so oft wie möglich eingesetzt werden, um im richtigen Moment mit der Waffe in der Hand zur Stelle zu sein.
Natürlich hatte Rourke wieder vorgeschlagen, die Rekruten mit den Vorwürfen zu konfrontieren und die Wahrheit aus ihnen herauszuholen, notfalls mit Gewalt. Seine Versicherung, dass er Mittel und Wege kannte, die Ratte zielsicher zu finden, hatte John jedoch nur davon überzeugt, den Ex-Söldner nicht mehr aus den Augen zu lassen.
Allerdings war es Shakey, der besonderen
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