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Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Nachricht, und sie ist an irgendjemanden gerichtet.«
    »Das ist unmöglich, Boss. Wir sind Lichtjahre von jedem Außenposten entfernt. Selbst wenn die Funkwellen irgendein Ziel hätten, die sind knapp 300k Meter pro Sekunde schnell. Die würden Monate, nein, Jahre brauchen, um ein anderes System zu erreichen.«
    John wurde unvermittelt kalt. Shakey hatte vollkommen Recht. Die Funkwellen waren zu langsam. Trotzdem war die Nachricht erst hier ins System gespeist worden. Das war sinnlos – es sei denn, der Empfänger war gar nicht so weit weg. Das ließ nur eine Erklärung zu.
    »Das Ziel liegt nicht außerhalb dieses Sonnensystems«, knurrte er.
    Shakey riss die Augen weit auf, sein Kinn klappte nach unten.
    Wütend schlug John mit der Faust auf die Konsole.
    »Wir werden gerade richtig gefickt!«
     
    Es gab keine Zeit zu verlieren, und er konnte niemandem mehr trauen. Theorien rasten durch Johns Gedanken,
fügten sich zusammen, wurden bedacht, bewertet und wieder verworfen. Ihm war bewusst, dass ihr Wissen einfach zu gering war, um mehr als haltlose Verdächtigungen anzustellen, aber er konnte nicht damit aufhören. Dazwischen drängten sich immer wieder seltsame Hoffnungen: Vielleicht gibt es eine harmlose Erklärung. Vielleicht wollte nur jemand eine Nachricht hinterlassen, für den Fall, dass wir alle draufgehen . Natürlich war dieser Gedanke idiotisch, und John wusste es auch. Es gab keinen Grund für die ganze Geheimhaltung, das versteckte Programm, den Code.
    Niemand, der einfach nur seine Familie und die Nachwelt grüßen wollte, musste es derart im Geheimen tun. Wenn jemand mit der Idee eines ungerichteten Hilfesignals zu John gekommen wäre, hätte er vielleicht sogar zugestimmt – was hatten sie schon zu verlieren? Und den Leuten eine Aufgabe und gleichzeitig Hoffnung zu geben, war in ihrer Situation nicht falsch.
    Der Leutnant fand Bull im Laderaum, wo der Beta gerade seine Waffen auseinandernahm und reinigte. Ohne ein Wort zu sagen, deutete John mit zwei Fingern nach draußen und wischte dann schnell mit der Hand über das Kinn. Er wartete nicht auf Bulls Reaktion, sondern lief einfach hinaus. Dabei fiel sein Blick auf seine Essenschüssel. Einen Moment lang war er froh, dass Shakey ihn beim Essen gestört hatte. So hat der Scheiß wenigstens eine gute Seite.
    John führte Bull um das Shuttle herum und außer Hörweite. Vor dem Loch arbeiteten die Leute an dem
Portal, andere aßen dort noch oder unterhielten sich. John konnte sie nicht mehr mit den gleichen Augen ansehen wie noch vor einer Stunde, denn plötzlich war jeder ein potenzieller Feind.
    »Was gibt es, Boss?«, fragte Bull mit einem aussagekräftigen Blick über die Schulter. »Probleme mit Reinhards?«
    Die Vermutung war naheliegend. Johns Befehl, ohne ein Wort zu folgen, konnte nur bedeuten, dass es etwas zu besprechen gab, das niemand hören sollte. Aber John schüttelte den Kopf und legte dem Beta die brenzlige Situation dar.
    Bull schwieg eine volle Minute, bevor er antwortete: »Wir haben ein Wiesel an Bord?«
    »Eine Ratte«, bestätigte John grimmig. »Zumindest ist das die einzige Erklärung, die mir einfällt.«
    »Aber … ich verstehe nicht. Wer sollte uns verraten wollen? Und was sollte er überhaupt verraten? Dass wir bis zum Hals im Dreck stecken? Großes Geheimnis! Und an wen?«
    »Das ist die Frage, Bull. Der Funkspruch kann nur eines bedeuten: Jemand glaubt, dass da draußen ein Empfänger nah genug ist, damit eine solche Kontaktaufnahme sinnvoll ist. Und das bedeutet, an wen immer die Nachricht gerichtet ist, er sitzt hier im System. Oder sogar auf diesem Drecksplaneten.«
    Geistesabwesend rieb sich Bull über die Wunde an seiner Brust. Grasse hatte den Verband entfernt und ein großes, quadratisches Pflaster aufgeklebt, nachdem sich Bull das Fell um die Wunde herum rasiert
hatte. Die Justifiers hatten ihren Sergeant gnadenlos verspottet, bis selbst Bull trotz seines sonst so ruhigen Gemüts in Rage geraten war. Dann hatten alle geschwiegen; Bulls Wutausbrüche waren selten, aber legendär. Mit ihnen machte er seinen tierischen Vorfahren alle Ehre.
    »Hat Shakey einen Verdacht?«
    »Nein. Man kommt einfach an die Komeinheit dran. Es sind keine Zugangscodes notwendig oder so. Warum auch? Das Shuttle ist Wegwerfware, und wer denkt schon, dass es auf einer Justifier-Mission ein Sicherheitsleck geben könnte?«
    Beide grinsten kurz, trotz der Situation. Das einzige Sicherheitsproblem war für gewöhnlich die lebensfeindliche

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