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Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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mehr. Die beiden kräftigen Soldaten hatten den halb bewusstlosen Piloten zwischen sich gehängt, und das zusätzliche Gewicht und die erforderliche Koordination ließen selbst sie langsam werden. John drosselte seine Geschwindigkeit, fiel vom schnellen Lauf in einen eher lockeren Trab und wartete darauf, dass seine drei Männer aufholten.
    Als er den verletzten Piloten ansah, aus dessen Beinwunde sich das Blut über das ganze Bein ergossen hatte, wurde der Drang, einen Finger in das Loch in seinem eigenen rechten Arm zu stecken, ziemlich stark, aber John wusste, dass das nicht nur sinnlos, sondern auch gefährlich wäre. Besser das Adrenalin ausnutzen, das es ihm ermöglichte, jetzt weiterzulaufen, ohne die Wunde überhaupt zu spüren, als darauf zu warten, dass die Schmerzen einsetzten und überdies eine Infektion zu riskieren.
    »Owens«, zischte Reinhards zwischen zusammengebissenen
Zähnen hindurch. »Müssen anhalten. Kann nicht mehr.«
    Grasse nickte John zu.
    »Dann geh zum Teufel«, war die Antwort, die John auf der Zunge lag, aber er konnte sehen, dass nicht nur der Konzerner kurz vor dem Kollaps stand. Sukarno und Rhodes ging es kaum besser, und Bull und Rourke konnten mit ihrer zusätzlichen Last ebenfalls nicht ewig weiterlaufen. Das Fortkommen im Dschungel war anstrengend. Teilweise wucherte das Unterholz hüfthoch um sie herum, und sie mussten sich erst mühsam Wege suchen, die uneben und mit Flechten und Wurzeln überwachsen waren.
    Der Wald würde ihnen so viel Deckung bieten, wie sie überhaupt erwarten konnten. Misstrauisch ließ John den Blick noch einmal hinter sich und über den Himmel schweifen, doch er konnte keine Verfolger entdecken. Ich hoffe, diese Bastarde schmoren nach der Explosion allesamt in der Hölle, dachte er grimmig.
    Also nickte er Reinhards kurz zu.
    »Cao«, rief er halblaut. »Sobald wir die nächste sichere Stelle sehen, halten wir kurz an.«
    Der Beta, der vorher schon langsamer geworden war, drehte sich um, sein kurzes, glänzendes Fell nass vor Schweiß. »Is’ gut, Boss.«
    Jamie gab in einem letzten Sprint noch einmal alles und verschwand zwischen den dichten Bäumen. John ließ den ganzen Trupp an sich vorüberziehen, wartete, bis auch Rourke, Bull und Shakey ihn passiert hatten, und folgte seinen Leuten dann weiter durch das Gestrüpp
des Urwalds. Nach vielleicht fünfzig weiteren Metern gelangte er tatsächlich zu einer kleinen freien Stelle am Waldboden, die dennoch vor Entdeckung von oben durch große Blätter gedeckt war. Einer der fremdartigen Bäume war hier eines natürlichen Todes gestorben und umgefallen. Schon wuchsen kleine Varianten empor, von denen wohl nur ein Exemplar das Rennen zum Licht machen würde.
    Auf den Resten des umgestürzten Baums saßen Cao und Jamie. Grasse half Reinhards gerade dabei, sich gegen einen Stamm sinken zu lassen. Der Konzerner rutschte einfach an der mit Flechten bewachsenen orangefarbenen Rinde herunter und blieb dann mit geschlossenen Augen liegen.
    Bull bettete Shakey auf eine Art violettes Moos, das hier den Boden zwischen den Bäumen bedeckte. John bedeutete Grasse, ihm zu folgen, und trat zu dem Piloten.
    »Er ist ziemlich weggetreten, Boss«, erklärte Bull. Der Atem des Soldaten hatte sich noch kaum beruhigt, sein mächtiger Brustkorb bewegte sich wie ein Blasebalg. Grasse ließ sich auf ein Knie nieder und schob die blutverschmierten Überreste von Shakeys Hose auseinander. Aus dem runden Einschussloch sickerte noch immer dunkelrote Flüssigkeit.
    Grasse begann die Wunde zusammenzupressen. Sie ließ ihren kleinen Rucksack vom Rücken gleiten und zog eine Mullbinde aus dem Erste-Hilfe-Pack, das sie eingesteckt hatte.
    »Der Schuss ging glatt durch den Oberschenkel und
hat dabei vermutlich eine Arterie verletzt«, konstatierte sie nüchtern, während sie den Verband fest um Shakeys Bein wickelte. »Ich könnte noch was zum Festmachen gebrauchen«, fügte sie dann hinzu.
    Rourke nahm wortlos sein SE -Kopftuch ab und gab es ihr.
    »Er hat eine Menge Blut verloren und bräuchte wahrscheinlich eine Infusion«, erklärte sie, während sie die Mullbinde mit dem Tuch fixierte.
    John hob hilflos die Arme. »Die wird er kaum bekommen können.«
    »Ich weiß. Aber ich habe keine Ahnung, ob er’s auch ohne schaffen wird. Nur, falls Sie mich das als Nächstes fragen wollten.«
    Tatsächlich wäre das Johns nächste Frage gewesen, aber er sah ein, dass Grasse weder mehr tun noch mehr sagen konnte. Immerhin war das hier weder eine

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