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Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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seiner Cargohosen und zog einige nasse Energieriegel heraus. Er öffnete einen und stellte fest, dass die Folie gehalten hatte.
    »Jemand Hunger?«, fragte er, während er schon einen großen Bissen nahm.
    Er verteilte die Riegel, und einige Minuten lang standen alle schweigend und kauend in der feuchten, dunklen Höhle.
    Dann gab er den Befehl zum Aufbruch. Sie überwanden die letzten Meter bis zum Wasserfall. Kommunikation war jetzt nur noch schreiend möglich, aber viel musste nicht gesagt werden. Jeder wusste, was vor ihnen lag. Wieder übernahm Jamie die Spitze, und diesmal befahl John ihr ausdrücklich, einen Weg für alle zu suchen. Sie nickte, dann begann sie mit dem Aufstieg. John wartete einige Momente, dann folgte er ihr. Düstere Gedanken zogen durch seinen Kopf. Was, wenn es keinen Weg gibt? Wenn wir hier festsitzen? Dann verrecken wir elendig . Er sandte ein Stoßgebet zum Himmel, und weil er weder religiös war noch oft betete, richtete er es einfach an jede Gottheit, die gerade zuhören mochte. Nicht, dass sich Justifiers großen Illusionen
hingaben: Bei ihrem Job war anzunehmen, dass ihnen keine übernatürlichen Wesen sonderlich hold waren.
    Sie stiegen auf. Immer wieder hielt Jamie an und sah nach unten, deutete auf Risse, Vorsprünge, Kanten, auf Griffmöglichkeiten. Teilweise hing sie dabei nur an einer Hand, manchmal nicht einmal an allen Fingern. Wie sie es schaffte, nicht abzustürzen, war John ein Rätsel. Er selbst hatte große Mühe, aber Bulls Fluchen nach zu urteilen, tat sich der große Beta noch schwerer als er. Die Kletterei war ein Albtraum und schien kein Ende nehmen zu wollen. John sah weder hoch noch hinunter. Er wusste, dass es nur etwas mehr als zwanzig Meter waren, aber ebenso war ihm bewusst, dass ein Sturz ganz sicher tödlich sein würde; die Höhe war dabei fast egal. Bestimmt landete man wieder im Fluss, und sich noch einmal aus den Fluten ziehen konnte er nicht, so viel war sicher.
    Also biss er die Zähne zusammen und kletterte weiter, immer nur auf den nächsten Griff, die nächste Bewegung achtend. Dementsprechend verwirrt war er, als Jamie ihm die Hand entgegenstreckte. Sie hockte an der Kante neben dem Wasserfall, und John war, als spiele ein Lächeln um ihre Lippen. Dankbar ergriff er ihre Hand, und mit einem letzten Schwung war er oben. Er wollte den anderen helfen, aber seine Muskeln in Armen und Beinen zitterten so, dass er es sich nicht zutraute, sondern erst einmal schwer atmend liegen blieb.
    »So eine Scheiße«, zischte Bull, als er oben angekommen war. Der Beta kniete auf allen vieren und schnaufte
lautstark. Jetzt sah er tatsächlich aus wie ein Stier und hörte sich auch so an.
    »Jamie, bist du noch fit?«, erkundigte sich John, und als sie nickte, deutete er zum unterirdischen See. »Kundschafte mal die Lage aus. Und wenn alles sauber ist, schau nach unserem Zeug.«
    Ohne zu antworten, schob sie ihren Leuchtstab in ihr Oberteil und lief los. Nach wenigen Schritten hatte die Dunkelheit sie verschluckt.
    Schon vorher hatte es kaum eine Stelle an Johns Körper gegeben, die nicht geschmerzt hatte – jetzt schien er komplett in Flammen zu stehen.
    »Sind alle Justifier-Missionen so?«, fragte Grasse mit geschlossenen Augen.
    »Nein. Manche sind schlimmer«, antwortete er und musste plötzlich lachen.
    Sein Team fiel geschlossen ein, selbst Bull, der dabei hustete und schniefte. Sie lagen auf dem harten Stein und bebten vor Lachen, bis John die Tränen aus den Augen liefen. Er wollte aufhören, aber er konnte einfach nicht, obwohl jeder Lachkrampf Wellen der Pein durch seinen Leib sandte.
    »Harte Zeiten für Justifiers«, brummte Cao plötzlich, und der sinnlose Satz löste eine neue Runde Heiterkeit aus.
    John lachte und lachte, bis er bemerkte, dass Jamie zurückgekehrt war und die humorvolle Runde unbeweglich musterte. Schlagartig wurde er ernst und setzte sich auf.
    »Kein Lebewesen. Aber alles da.«

    John hatte kaum etwas anderes erwartet. Seine Leute waren gefangenen genommen worden, aber die Gardeure von ARStac hatten sich wohl kaum die Mühe gemacht, jede kleine Nische genau abzusuchen. Wenn alle den Mund gehalten haben, werden sie uns oben im Dschungel vermuten. Das verschafft uns ein wenig Zeit . Er erinnerte sich an seine Prophezeiung, dass Braddock alle Gefangenen töten lassen würde, und korrigierte sich: aber nicht viel Zeit. Wir dürfen nicht trödeln .
    »Auf die Füße, Leute«, befahl er, während er seinen geschundenen Körper zwang, mit

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