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Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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einfach aus dem Stoff heraus. Dann erwischte ihn die Hand erneut und riss ihn zur Seite. Als sein Kopf unvermittelt und unverhofft
aus dem Wasser tauchte und er gierig Luft einsog, nahm er dämmrig war, dass die Seite wohl oben gewesen sein musste. Er fühlte sich fester gepackt, dann wurde er an Felsen geschoben, die in den Fluss zu ragen schienen.
    Prustend und keuchend zog sich John aus dem Wasser. Um ihn herum war es stockdunkel. Er konnte seine Umgebung nur ertasten. Nasser, rutschiger Fels, scharfe Kanten, die schmerzhaft in seine Haut schnitten. Die Höhle war erfüllt vom Rauschen und Gurgeln des Wassers, das sich seinen Weg durch den Stein bahnte. Mit zittrigen Fingern zog John ein Knicklicht aus der kleinen Tasche an seinem Gürtel und bog es, bis sein bläuliches Glühen die Dunkelheit vertrieb.
    Fünf Meter neben ihm lag Bull auf der Seite. Der Beta bewegte sich kaum, aber John sah, dass er noch atmete. Hinter ihm hockte Jamie mit starrer Miene. Sie hatte eine Hand auf Bulls Schulter gelegt.
    Aus dem Wasser tauchten Gestalten auf. Es war Cao, der eine bewusstlose Person hinter sich herzog. Johns betäubter Geist benötigte einige Momente, um Grasse zu erkennen. Er kroch auf allen vieren zum Fluss und packte die Frau, während sich Cao am Fels festhielt. Das nasse Bündel Mensch an Land zu ziehen, kostete ihn alle Kraft.
    »Danke«, krächzte John, aber der kleine Beta tauchte schon wieder in die Fluten. Grasse hustete, und John drehte sie auf die rechte Seite. Sie spuckte einen Schwall Wasser aus, hustete noch einmal und erbrach
sich. Konvulsionen liefen durch ihren Körper, aber nach schier endlosen Minuten beruhigte sie sich und öffnete die Augen.
    »Fuck.«
    »Präzise zusammengefasst«, murmelte John. »Was für ein Höllenritt.«
    Cao tauchte wieder auf, schnappte nach Luft und verschwand sofort wieder. Das Wasser strömte durch die Höhle, war ein reißender, schwarzer Fluss, der sie alle in die Dunkelheit gezogen hätte, wenn sie Cao nicht gehabt hätten.
    »Bull?« Keine Antwort. »Sarge? Alles klar?«
    »Geht schon«, kam die leise Antwort, fast unhörbar im Rauschen der Fluten.
    John ließ sich langsam zurücksinken, lag auf dem harten, nassen Stein und atmete einfach nur, weil er es konnte. Jedes Luftholen schmerzte, aber es war ein guter Schmerz; es war der Schmerz, am Leben zu sein.
    »Sie kriegen uns nicht klein«, flüsterte er. »Sie jagen uns, schießen auf uns, treiben uns in die Dunkelheit, aber sie kriegen uns nicht klein.«
    Erneut kam Cao an die Oberfläche. Das Tauchen in kompletter Dunkelheit, in einem Strom, der in die Tiefen von Tordesillas führte, schien ihm nichts auszumachen. »Niemand sonst«, rief er aufgeregt. »Ich suche weiter.«
    Sagte es und war wieder weg. John hatte keine Kraft gefunden zu antworten, also blieb er einfach liegen. Auf dem Fels war es unbequem, aber das störte ihn
nicht. Seine Gliedmaßen waren zu schwer, um sich groß zu bewegen, und es war, als habe ihm jemand die Knochen mit Blei ausgegossen.
    Als er die Augen wieder öffnete, kniete Bull über ihm. Jamie stand hinter dem Sergeant. Ihre Kleidung war mitgenommen, aber ansonsten war nicht zu erkennen, dass sie gerade den gleichen Horror hinter sich gebracht hatte wie sie alle.
    »Sir?«
    John seufzte. Er wusste, dass er nicht länger alles um sich herum ignorieren konnte, so verlockend es auch war.
    Langsam und vorsichtig richtete er sich auf. Schon ohne genau nachzusehen, spürte er ein halbes Dutzend Stellen am Körper, die es übler erwischt hatte als den Rest. Und schon dem Rest ging es nicht besonders gut. »Wenn ich das nächste Mal vorschlage, in einen unterirdischen Wasserfall zu springen, kann mich bitte jemand aufhalten?«
    Er sah sich um. Grasse hatte sich zu einer Felswand geschleppt und saß daran gelehnt im Zwielicht. Von Cao war nichts zu sehen.
    »Er sucht noch«, erklärte Bull, der den Blick bemerkt haben musste.
    Die Kraft des kleinen Beta überraschte John, aber eigentlich war er für genau diese Art von Mission ausgebildet worden. Und gezüchtet , schoss es ihm durch den Kopf.
    »Wir müssen einen Weg hier raus finden«, erklärte er und versuchte so, sich aus seiner Lethargie zu reißen.
Eine Aufgabe würde ihn von den Schmerzen und der Erschöpfung ablenken.
    In diesem Moment erschien Caos spitzer Kopf wieder an der Wasseroberfläche. Schnell schwamm der Otter-Hybride an das kleine Ufer und schwang sich elegant an Land. Er trug kaum noch Kleidung; lediglich eng anliegende

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