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Missing in Action

Missing in Action

Titel: Missing in Action Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Shorts und seinen Gürtel hatte er nicht abgelegt.
    »Kein Glück, Boss. Wenn noch jemand dabei war …«
    Er musste nicht weitersprechen. Der Fluss würde jeden, der das sichere Stück Land hier nicht erreichte, mit sich unter die Erde tragen. Vielleicht wurde man aus irgendeinem Loch an der Steilwand des Plateaus gespült.
    »Ich glaube, Rourke war dabei«, meldete sich Grasse zu Wort. »Aber ich bin nicht sicher.«
    »Hoffen wir, dass er oben geblieben ist, und machen uns an den Rückweg. Wir werden klettern müssen.«
    Ihr schwaches Licht erlosch langsam, aber John hatte genug Leuchtstäbe dabei. Er zog einen weiteren aus der Tasche und bog ihn einige Male, bis er Licht spendete. Als er aufstand, versuchte er, sich die Schmerzen nicht anmerken zu lassen, aber als seine Schulter hörbar knackte, verzog er dennoch das Gesicht. Ich werde zu alt für den Scheiß .
    Mit dem Knicklicht in der Hand lief er ihre kleine Insel der Rettung ab. Steil stürzte der Fluss die Höhle hinab. An ihrer Seite gab es einige Felsvorsprünge, die weiter in die Fluten hineinragten und um die schäumend
das Wasser floss. Dass sie sich nicht alle an den Hindernissen die Köpfe eingeschlagen hatten, war ein kleines Wunder.
    Der Lichtschein reichte nicht weit, aber John sah, dass die Höhle auch nach oben breiter war als der Fluss. Er deutete hinauf. »Da kommen wir entlang.«
    Zögernd stand Bull auf, und auch Grasse erhob sich langsam. Sie hatte eine lange Schramme im Gesicht, die sich von der rechten Wange unter dem Augen entlang bis zum Haaransatz über ihrem Ohr zog. Sie ließ den Kopf kreisen und bewegte die Arme, als überprüfe sie ihre Funktionen.
    Im Licht der Leuchtstäbe begannen sie zu klettern. Das erste Stück war das härteste; hier machte der Fluss fast schon einen aufgeregten Sturz in die Tiefe, bevor er sich kurz beruhigte, um dann ins Dunkel zu verschwinden. Der Fels war glitschig, immer wieder wurde John von Gischt getroffen. Er trug einen Leuchtstab zwischen den Zähnen und einen an das Unterhemd geknotet. Sein Uniformhemd trieb vermutlich dem unbekannten Ziel des Flusses entgegen.
    Die anderen hatten ihre Lichter ebenfalls mehr oder minder provisorisch befestigt. An der Spitze kletterte Jamie, die sich mit geübten Bewegungen den Fels hocharbeitete. Ihre langen Glieder glitten über den Stein, und die sehnigen Muskeln unter der Haut spannten sich, katapultierten sie oft regelrecht hoch. John folgte ihr, so gut er konnte. Trotz seiner Verbesserungen war er langsamer als sie, und er wollte nicht darüber nachdenken, wie es wohl einem normalen Menschen
ergangen wäre. Aber normale Menschen werden auch nicht über unbekannten Planeten abgeworfen .
    Bull schien sich mit schierer Willens- und Muskelkraft fortzubewegen. Er kletterte weniger, als dass er vielmehr der Gravitation trotzte. Cao kam danach, und Grasse bildete das Schlusslicht. John machte sich keine Sorgen um die beiden. Vermutlich ging ihnen die Kletterei leichter von der Hand als ihm.
    Nach zehn Metern wurde es einfacher. Endlich erreichten sie ein flacheres Stück, und Jamie hielt an. Sie versammelten sich und legten eine kurze Pause ein.
    »Wie weit ist es wohl noch?«
    Der Strom hatte sie einfach mit sich gerissen, und John konnte nicht einmal schätzen, welche Strecke sie dabei zurückgelegt hatten.
    »Wir sind gleich am Fuß des Wasserfalls. Der ist gut zwanzig Meter hoch«, berichtete Cao.
    »Okay.« John wusste nicht, was er sagen sollte, also stapfte er los. Sie mussten aus den Höhlen raus, und so sehr ihn der Gedanke an eine Klettertour von zwanzig Metern in dieser Dunkelheit auch bedrückte, abwarten war keine Option.
    Das nächste Stück des Wegs war relativ einfach, zumindest im Vergleich zum bisherigen. Die Höhle war deutlich breiter als der Fluss, und sie hatten neben seinem Bett oft drei, vier Meter Platz. Einmal mussten sie ein kleines Stück springen, dann wieder galt es, sich etwa fünfzehn Meter auf einer kleinen Kante ganz eng an der Wand entlangzudrücken, aber sie kamen gut vorwärts. Inzwischen erfüllte das Brausen des Wasserfalls
die Luft, und ihnen wehte ein Dunst aus kleinen Wassertröpfchen entgegen.
    »Ah, die Owens-Fälle«, scherzte Grasse.
    »Nein, Ma’am«, widersprach er. »Es ist gegen die Firmenpolitik, dass Justifiers Landmarken oder Gegenden benennen. Vor allem nicht nach ihnen selbst. Missionsregelwerk, Artikel Leck-mich-am-Arsch.«
    »Leck-mich-am-Arsch-Wasserfälle? Auch schön.«
    John griff in die Seitentasche

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