Missing Link
plötzlich das unheimliche Gefühl eines Déjà-vu. Er blätterte zurück zu seinen vier Jahren alten Aufzeichnungen über die Dogon, aber er konnte keines der Symbole unterbringen. Nach einer halben Stunde der Verwirrung gab sich Jack damit zufrieden, einfach die Skizze des Objekts zu beenden und die Daten von Samanthas Analyse zu übertragen.
Jack war erschöpfter gewesen, als er gedacht hatte. Als er das nächste Mal nach seinem Buch griff, warf die Sonne bereits einen orangefarbenen Schein gegen die Ostseite des Zelts. Jack rieb sich die Augen. Er musste geschlafen haben, und wie es aussah, mehrere Stunden.
Er stand auf und blickte sich um. Zwei Schatten vor dem Zelt nippten an ihrem Kaffee. Als einer sich umdrehte, konnte er ein Automatikgewehr erkennen. Aber diese Männer hier waren kleiner als die drei, die das Feldlabor vorher bewacht hatten. Während der Nacht muss ein Wachwechsel stattgefunden haben. Der von den Bechern aufsteigende Dampf weckte auch in ihm die Lust auf einen Kaffee. Er hatte den starken westafrikanischen Kaffee, der ihm an vielen Morgenden während seiner letzten Expeditionen durch dieses Land Trost gespendet hatte, richtig lieben gelernt.
»Du redest immer noch im Schlaf.«
Samantha saß hinter dem Kohlenstoff-Spektrometer mit zwei Tassen Kaffee in der Hand. Es war ein großartiges Gefühl, sie zu sehen. Ihre Gegenwart im Morgengrauen versetzte Jack zurück in die Studienzeit. Immer hatte sie am Morgen am verführerischsten ausgeschaut.
Jack ging zu ihr hinüber. »Ich hoffe, ich habe mich nicht selbst belastet.«
»O doch, das hast du.«
Samantha hatte ihn am Morgen immer mit einer Zusammenfassung seiner nächtlichen Äußerungen erfreut. Manchmal war es absurdes Geschwätz während eines Traums gewesen. Andere Male hatte sie ihn mit der Erzählung einer Theorie überrascht, die sich offensichtlich gerade erst in seinem Kopf formte. Und wieder andere Male hatte sie ihn einfach mit einem Knuff geweckt. Eine leidenschaftliche Nacht mit einer Frau, die ganz anders hieß, passte ihr überhaupt nicht in den Kram.
Er hatte jedoch schnell gelernt, das Beste aus seinen nächtlichen Gewohnheiten herauszuholen. Oft war er vor ihr aufgewacht, hatte sie leicht gestupst und angefangen zu murmeln. Als er gewusst hatte, dass sie wach war und zuhörte, hatte er bis zum Sonnenaufgang Süßholz geraspelt. Es hatte ihr gut
getan. Dann hatte sie ihm zärtlich übers Haar gestreichelt, während er vorgegeben hatte zu schlafen.
Er vermisste das.
Er vermisste sie.
»Nichts ist so wie früher, oder?«, sagte sie, während sie ihm die Tasse reichte.
»Nein, nichts.«
Jack war nicht sicher, ob sie den Kaffee oder sich meinte.
Jack beendete sein Frühstück aus hartem Brot und Süßkartoffeln in der Höhle, während er das Skelett zeichnete. Samantha stimmte zu, das er es im Vorgefundenen Zustand zeichnen sollte, bevor sie ihren ausgeklügelten Plan zur Ausgrabung des wertvollen Teils und dessen Transport zum Feldlabor in die Tat umsetzen würde. Nervös blickte sie über seine Schulter.
»Das ist fast zu schön, um wahr zu sein«, sagte er.
»Ich weiß, ich weiß. Sieht so aus, als wäre die ganze Sache vorherbestimmt gewesen. Die Vulkanasche hat das Skelett perfekt konserviert. Genau wie in Pompeji.«
Jack dachte darüber nach, wie leicht ihnen die Natur die Entdeckung hätte rauben können. War der Außerirdische im Freien gestorben, oder war er geologisch durch die dauernden Erdverschiebungen genau hierher gelangt? Wäre er der Luft oder anderen Elementen ausgesetzt gewesen, hätten die Moleküle, aus denen die Knochen bestanden, aufgehört, in ihrer jetzigen Form zu existieren.
Die Konservierung des Skeletts könnte Absicht gewesen sein, überlegte er.
»Worauf blicken wir geologisch gesehen?« Er sprach über die Eruption, die das Schicksal des Außerirdischen besiegelt hatte.
»Wir haben berechnet, dass die Vulkanaktivität zweiunddreißigtausend Jahre zurückliegt. Plus/minus ein paar tausend.«
»Vor zweiunddreißigtausend Jahren«, murmelte Jack zu sich selbst. Er schlug etwas in seinem Buch nach, dann betrachtete er das Skelett mit seiner Handlupe genauer. »Sieht aus, als wäre unser Freund ordentlich geröstet worden. Habt ihr diese Harze schon untersucht?«
Samantha fühlte sich leicht in der Defensive. Sie hasste es, belehrt zu werden, was sie an ihrem Ton merken ließ. »Natürlich haben wir das. Er starb eindeutig während der Vulkanaktivitäten. Vielleicht ganz plötzlich,
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