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Missing Link

Missing Link

Titel: Missing Link Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walt Becker
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bereits mehrere Zentimeter hohe Wasser. Jack griff nach oben. Ein leichter Wind zog durch die Öffnung.
    Der versteckte Ausgang lag etwa zweieinhalb Meter über dem Boden, als wäre er nur für Notfälle gebaut worden. Jack zerrte am Gips. Die Öffnung schien eher ein Fenster als eine Tür zu sein.
    »Gut, dann los«, sagte er schließlich.
    Ricardo und Jack bildeten mit ihren Händen eine Leiter und hoben Samantha durch die Öffnung. Mit ihrer Taschenlampe leuchtete sie in die enge, mit flachen Steinen ausgelegte Kammer. Am hinteren Ende führte eine enge Steintreppe in die Dunkelheit.
    »Eine Treppe!«, rief Samantha.
    »Los, Bongane! Du musst mir helfen!«
    Ricardo ging auf die andere Seite und griff Bongane unter die Arme. Sie trugen ihn zur Öffnung, doch seine Arme hingen schlaff an den Seiten herunter. Samantha versuchte Bongane am Kragen hochzuziehen, aber der Mann war zu schwer; er rutschte Jack aus den Händen.
    »Wir packen ihn weiter unten an!«, rief er. Das Wasser hatte bereits seine Schienbeine erreicht.
    Nahezu erschöpft hob Jack den Mann wieder hoch, diesmal an dessen Gürtel, bis Ricardo sagte: »Er ist tot, Jack.«
    Jack lehnte Bongane gegen die Steinwand. Er nahm die Hände des Zulus aus dem Wasser und legte sie ihm in den Schoß. Dann löste er das Lederband von Bonganes Hals und schob es in seine Tasche. Er hatte vor, seine Familie zu verständigen. Anschließend ließ er seine Finger über Bonganes Lider gleiten und schloss sie über den ausdruckslosen Augen.
    Jack nahm gleich zwei Stufen auf einmal, und dennoch schien der Aufstieg endlos zu sein. Schon sechs Minuten kletterten sie aufwärts. Dem Zusammenbruch nahe, konnte Jack nur noch hoffen, dass sie fast an der Oberfläche waren.
    »Da vorne ist was!«, rief Samantha von hinten.
    Jack hob den Strahl der Taschenlampe und leuchtete ins Schwarze. Vor ihm tauchte eine krumme Wand auf. Er ging noch ein paar Stufen höher. Aber nein, das war gar keine Wand.
    Die Wurzeln eines riesigen Baums hielten den Gang in ihrem Griff. Wie ein dicht gewobenes Netz verwehrten ihnen die dicken Triebe den Durchgang. Auf dem Boden lagen faustgroße Haufen von Erde und Geröll, da die Wurzeln Löcher in die Decke gebohrt hatten und rote Erde auf die Stufen gefallen war.
    »Da kommen wir nicht durch!«, rief Samantha.
    »Wir müssen fast an der Oberfläche sein«, sagte Jack. »Das hier sind Wurzeln.«
    »Und die rote Erde ist Lehm«, meinte Ricardo. »Genau wie die obersten Erdschichten.«
    Jack hieb mit dem Brecheisen in das Hindernis. Erde regnete auf ihn herab und bedeckte Kopf und Schultern. Außer Atem hielt er inne. Ein leichter Wind kühlte sein Gesicht.
    »Spürt ihr den Wind?«
    »Er kommt von oben«, stellte Ricardo fest.
    »Das schaffen wir nie rechtzeitig, uns durch den Baum hier zu hacken«, sagte Samantha.
    Jack wühlte mit seiner Hand durch die gelöste Erde. Sie war feucht und voller Pilze und kleiner weißer Gegenstände. Einen davon nahm er zwischen Daumen und Zeigefinger.
    »Was ist das?«, fragte Samantha.
    Jack drehte sich um und hielt ein mehr als zwei Zentimeter großes Insekt in die Höhe. »Termiten.«
    Samantha wich zurück. »Spiel jetzt nicht mit dem Ungeziefer rum!«, brüllte sie und sah auf ihre beschlagene Uhr. »Wir haben keine fünf Minuten mehr bis zur Detonation.«
    Jack betrachtete das Insekt genauer. Es war die große südamerikanische Sorte. Dann untersuchte er den Boden noch einmal. Diesmal fand er eine lebende Larve, die sich in seiner Hand wand.
    »Der Baum ist hohl«, sagte Jack mit Blick auf das massive Wurzelsystem über sich.
    Samanthas Augen blieben auf das abstoßende Insekt gerichtet. Das Blut wich ihr aus dem Gesicht. »Warte mal«, sagte sie. »Was genau hast du vor?«
    Der Kasten war bereits ganz unter Wasser, als die LED- Anzeige auf 000:01 sprang. Der Schaltkreis, der die Zeitschaltuhr betrieb, schloss einen anderen Schaltkreis und ließ den Strom durch den Zünddraht rasen. Die letzte tausendstel Sekunde wurde nicht mehr erreicht. Der Strom jagte in den Plastiksprengstoff - zweihundertfünfzig Pfund auf der dritten Ebene. Moleküle des Sprengstoffs setzten größere Gruppen von Molekülen frei, und diese wiederum taten dasselbe mit noch größeren Molekülgruppen mit der Kraft von zehntausend Stangen TNT. Die Explosion riss die Stützpfeiler entzwei und brachte die hintere Wand zum Einstürzen. Da die Ebene unter Wasser stand, wurden die Schockwellen noch viel weiter getragen und verstärkten ihre Wirkung.

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