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Missing Link

Missing Link

Titel: Missing Link Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walt Becker
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Die Schrotthalle, das Labor, die Krankenstation - alles fiel wie ein Kartenhaus in sich zusammen.
    Wäre jemand auf der zweiten Ebene gestanden, hätte ihn der Steinboden unter seinen Füßen an die drei Meter hohe Decke katapultiert. Hier wäre ihm - in einem Potpourri aus Knorpel und Hämoglobin - sein Bewusstsein geraubt worden. Hätte er noch eine Sekunde länger ausgehalten, hätte er wahrgenommen, wie der Plastiksprengstoff in der hinteren Ecke explodierte und alles in einem rasenden Durcheinander zusammenkrachen ließ. Die verwirrte Seele wäre Zeugin dieses Chaos und der wild einbrechenden Mauern, des dahinrollenden Wassers, der unsichtbaren, dämonenhaften Schockwellen geworden, und im Vergleich dazu wäre ihr die Hölle harmlos vorgekommen.
    In der großen Halle warteten weitere zweihundert Pfund C-4, sauber angebracht um die tragenden Steinsäulen. Die nervösen Moleküle des Sprengstoffs spürten, wie die Schockwellen auf den großen Raum trafen. Kaum fähig, sich zurückzuhalten, warteten sie zwei Hundertstelsekunden länger, bis auch sie Gott sahen.
    Samantha bekämpfte den Drang zu schreien.
    Obwohl irgendetwas in ihr darum bettelte, dass sie den Mund öffnete und kreischte, konnte sie es nicht. Andernfalls hätte die Masse der Insekten, die ihr Gesicht bedeckte, den Weg hinunter in ihre Kehle gefunden. Mit der rechten Hand hielt sie sich die Nase zu, mit der linken zog sie sich den hohlen Stamm des toten Baums hinauf. Sie orientierte sich über den Tastsinn, Jacks Stiefel vor sich auf Armeslänge von sich abhaltend. Termiten krabbelten über ihre Augenlider. Sie spürte die scharfen Füße unzähliger Insekten auf dem Weg hinab in ihr Hemd. Die Armee versammelte sich im Tal zwischen ihren Brüsten.
    Samantha glaubte zu sterben.
    Die Termiten krabbelten in ihre Ohren. O Gott, nein!
    Samanthas Körper sehnte sich nach der erholsamen Bewusstlosigkeit. Doch das unaufhörliche, von den Soldatentermiten verursachte Brennen hielt sie davon ab, in die ruhige Unterwelt abzudriften. Mit ihren Unterkiefern krallten sie sich in Samanthas Haut. Sie trieb buchstäblich dahin - in einer lebenden Masse, zäh wie eine dicke Muschelsuppe. Schließlich kitzelte es auch an ihren Oberschenkeln; ein paar Insekten hatten den Weg unter ihre Hose gefunden und krabbelten ihre Hüfte hinauf.
    Sie wollte schreien.
    Nein! Beweg dich weiter. Gib nicht auf. Nimm dich zusammen.
    Ihre Hand griff blind nach Jacks Bein, fand es aber nicht. Er war zu schnell weitergeklettert. Panik machte sich in ihr breit. Sie würde die Augen öffnen müssen. Sie schaffte es nicht mehr. Das musste doch ein Ende haben. Bitte, Gott, mach dem Ganzen ein Ende.
    Wie gelähmt stoppte Samantha, bis sie eine Hand auf ihrem Hintern spürte. Ricardo drängte sie weiter. Ein Schauer überlief sie, doch sie merkte, dass das Gefühl von kühler, trockener Luft verursacht wurde, nicht von Angst.
    Eine starke Hand ergriff ihren Arm und nahm ihr das Gleichgewicht. Im nächsten Augenblick hatte sie festen Boden unter sich.
    Endlich konnte sich Samantha mit ihren Händen übers Gesicht fahren, alles wegwischen, das sich bewegte. Sie blinzelte in die Sonne; verschwommen erkannte sie Jack. Mit einem Blick nach unten sah sie, dass ihre Hose ganz aus Termiten zu bestehen schien, die über ihre Beine krabbelten. Sie schrie und rollte über den Boden. Das Knacken der saftigen Insekten klang wie Weihnachtsglocken. Ihr Körper wurde abwechselnd von Wellen der Angst, der Übelkeit und der Erleichterung durchgeschüttelt.
    Noch wenige Sekunden nach ihr ließ sich auch Ricardo auf den Boden fallen und spuckte blasse Termiten. Sie sah, wie Jack zu ihr kroch, während ihr Körper zusammenzuckte und ihre Trommelfelle von der ohrenbetäubenden Explosion beinahe platzten.
    Hinter Jack blies eine Windböe eine Wolke aus Insekten und Erde aus dem hohlen Baum. Die Erde bebte. Kleine Staubringe wanderten in immer größer werdenden Kreisen über den Boden und verschwanden in Richtung der schemenhaften Anden.
    Hinter den dreien bildeten sich in einem Kreis von hundert Metern große Risse, als sich der Boden senkte. Während Termiten und Erde auf sie herabregneten, schnappte Samantha keuchend nach Luft. Der Boden um sie herum war etwa neun Meter abgesackt.
    Direkt dahinter lagen die verwüsteten Überreste des Lagers. Dorn war verschwunden.

 
Kriegszimmer
     
    Die Nerven der CIA-Mitarbeiter waren zum Zerreißen gespannt. Jedes Konferenzzimmer, jeder Computerraum, selbst die mit Granit

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