Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Missing Link

Missing Link

Titel: Missing Link Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walt Becker
Vom Netzwerk:
deinen alten Beinen zurecht?«
    Ricardo griff an seine Oberschenkel. »Diese Fußballerlegenden? Stärker als Stahl. Führender Torschütze bei den unter Sechzehnjährigen in Chihuahua. Die halten was aus.«
    »Gut«, meinte Jack. »Wenn wir den Stamm nämlich nicht in Sekundenschnelle über die Kante kriegen, werden ein paar tausend seiner Bewohner hinter uns her sein.«
    Die Fähre hatte die Anlegestelle beinahe erreicht.
    Das Blut raste durch Jacks Körper. »Jetzt oder nie.«
    Ricardo nickte. »Ich bin so weit.«
    »Samantha?«, fragte Jack.
    Sie schüttelte den Kopf. »Keine Chance.«
    Es war keine Zeit zum Streiten. Jack setzte sich langsam hin, darauf bedacht, keine schnellen Bewegungen zu machen. Dann glitt er auf dem Rücken zum Baumstamm, bis seine Stiefel bei angezogenen Beinen darauf lagen. Ricardo nahm neben ihm die gleiche Position ein und murmelte etwas wie »loco gringo«.
    »Auf drei«, sagte Jack. Ricardo stemmte seine Hände gegen seine Knie. Von hinten wurden sie von Samantha, geschützt durch einen Busch, beobachtet.
    »Eins ... zwei ... drei!«
    Jack stieß zu. Zuerst schien es so, als wäre der Stamm an den Hügel zementiert, doch im gleichen Augenblick, als bereits einige Bienen herausgeflogen kamen, bewegte er sich. Jack und Ricardo kämpften gegen die Anziehungskraft der Erde - sie mussten den Stamm erst über die Kante heben. Eine Wolke von Bienen schwirrte heraus. Jacks Beine wackelten. Seine Oberschenkel taten ihm weh.
    Dann blieb der Stamm wieder liegen.
    »O Scheiße!«, fluchte Ricardo.
    Eines der giftigen Insekten hatte sich seitlich auf Jacks Hals niedergelassen und schob seinen Stachel in das weiche Fleisch. Gleich darauf wurde er wieder gestochen. Dann in den Unterarm. Das Angriffs-Pheromon war freigesetzt worden, und der Bienenstock ging zur Attacke über. Jacks Sicht war verschwommen; der Sauerstoffmangel ließ ihn schwindlig werden. Seine Beine wollten nicht mehr, doch da sah er ganz am Rand seines Blickfelds Samantha, die sich mit ihrer Schulter gegen den Stamm stemmte - und er bewegte sich wieder. Mit einem letzten Ruck bekamen sie ihn frei, bis er endlich über die Kante nach unten rollte.

 
Wiedervereinigung
     
    Der Stamm polterte den Hügel hinab, zum Schrecken der wenigen Vögel, die sich in den dichten Sträuchern unterhalb des Steilabbruchs ihr Nest gebaut hatten. Die Männer bei den Fahrzeugen bemerkten die Bewegung zu spät und drehten sich erst um, als der tote Baum über einen weiteren Vorsprung hüpfte, zweimal auf der schlammigen Straße aufschlug und seitlich in das erste Fahrzeug knallte. Der Stamm zerbrach splitternd in zwei Teile. Im Führerhaus lehnten sich Baines und Anthony, neugierig gemacht durch den Aufprall, zum Fenster auf der Fahrerseite hinaus. In den darauf folgenden Bruchteilen einer Sekunde versuchte Baines das Geschehene zu verarbeiten. Der auf seinem Schoß verschüttete Kaffee, der Staub, keine Schüsse - es muss ein Erdrutsch gewesen sein, sagte er sich. Baines fragte den überraschten Anthony, ob er in Ordnung sei, bevor er die schwarze Wolke um den Transporter herum bemerkte.
    Der Aufprall hat wohl den Benzintank beschädigt, dachte er und öffnete seine Tür.
    Ein paar Sekunden bevor Baines »Erdrutsch!«, rief, spürte Dorn, dass etwas nicht stimmte. Sein sechster Sinn. Er ging in Richtung des Transporters, und als eine schwarze Wolke das erste Fahrzeug umhüllte, fing er an zu rennen.
    Er durfte nicht zulassen, dass der Fusionsreaktor Feuer fing. Dorn beobachtete, wie Baines aus dem Führerhaus stolperte, und merkte, dass es kein Rauchwolke war. Die Schwaden waren eine sich bewegende Masse. Er hörte ein Dröhnen, als ein Finger der Wolke auf ihn zugeschossen kam.
    Jack und Ricardo stolperten die steile Böschung hinab zu einer natürlichen Senke neben der Straße. Jack meinte die wedelnden Arme des Fahrers in der Führerkabine des ersten Transporters zu erkennen.
    Ruckartig wurde der Gang eingelegt.
    Jack sprang in dem Augenblick auf die matschige Straße, als er vorbeifuhr. Verborgen durch tausende von Bienen, die sein Gesicht und die Schultern bedeckten, konnte man Anthony nur an seinem roten Haarschopf erkennen. Der Laster rumpelte weiter. Die Schreie des Engländers ließen Jacks Blut erstarren. Nach zehn Metern die Straße hinunter verlor Anthony die Kontrolle über das Fahrzeug, das nach links ausscherte und die steile Hügelflanke schrammte.
    Jack rannte los.
    Als er sich dem Laster näherte, flog die Beifahrertür auf. Einen

Weitere Kostenlose Bücher