Missing Link
Hochland. Und obwohl der See nicht so hoch lag wie die Ausgrabungsstelle, war die Luft dennoch dünn, und sie litten unter dem Sauerstoffmangel. Nach einer Dreiviertelstunde, in der sie sich durchs Unterholz kämpften, tauchte die Anlegestelle nur vierhundert Meter weiter links und etwa zweihundert Meter unter ihnen auf.
Derselbe Rostkübel, den Jack vor drei Tagen verflucht hatte, wurde jetzt zu ihrem Verbündeten. Die klapprige alte Fähre hatte Dorns Fortkommen vom Hochland offensichtlich hinausgezögert. Von oben sahen die drei, dass die Transporter am Ufer warteten.
Die Fähre tuckerte auf die Anlegestelle zu und spuckte schwarzen Rauch aus zwei Schornsteinen oberhalb des Brückenhauses. Der Bug schob das wild schäumende Wasser rechts und links zur Seite.
Die Transporter erwachten einer nach dem anderen zum Leben. »Wir müssen uns sofort das Gerät schnappen«, drängte Jack.
»Dorn hat sieben Männer. Die meisten sind bewaffnet«, wandte Samantha ein.
Jack wusste, dass sie ihren Mangel an Waffen durch Kopfarbeit ausgleichen mussten. »Das Gerät steht auf dem ersten Transporter«, sagte er. »Sieht aus, als säßen zwei Männer im Führerhaus. Keiner ist bei der Kiste auf der Ladefläche. Wenn wir es schaffen würden, die beiden rauszuholen und uns den Wagen zu schnappen, hätten wir eine reelle Chance, fortzukommen.«
Auf der Ladefläche hinter der Kiste wurde etwas Großes von einer Plane verdeckt.
Jack blickte den Hang hinunter, den sie bis zur Anlegestelle hinter sich bringen mussten. Ein paar Büsche und Bäume würden ihnen Deckung geben, doch unten angekommen, hätten sie zwanzig Meter auf offener Straße zurückzulegen. Schließlich blickte Jack wieder zum Ufer, wo Dorn am Ende der Anlegestelle, weit weg von den Fahrzeugen, mit zwei seiner Männer sprach.
»Ein Ablenkungsmanöver wäre ganz gut«, sagt Jack.
»Oder der Finger Gottes«, meinte Ricardo.
Samantha kniete zwischen ihnen. »Mir wäre beides recht.«
»Wir denken uns besser was aus«, meinte Jack.
Die Fähre war nur noch hundert Meter von der Anlegestelle entfernt.
Schließlich machte sich Jack auf den Weg. Halb ging, halb rutschte er den Hang hinab. Ricardo schlug ein Kreuz, dann folgte er mit Samantha.
Etwa dreißig Meter oberhalb der Fahrzeuge blieb Jack hinter einer Strauchgruppe stehen. Ein paar Meter weiter links lag ein schon vor langer Zeit umgestürzter Baumstamm vor einem Felsen.
Jack hörte ein Dröhnen. Es schien tatsächlich aus dem kaputten Holz zu kommen.
Jack flüsterte, er habe einen Plan, der vielleicht funktionieren könnte.
»Da bin ich aber gespannt«, sagte Samantha leise. »Wie kannst du bloß glauben, dass wir eine gut ausgebildete, schwer bewaffnete Söldnertruppe zu überwältigen in der Lage sind?«
Jack lächelte. »Indem wir selbst welche einstellen.«
Samantha folgte Jack in Richtung des Baumstamms, wo sich fleißige Bienen an einem Astloch versammelten, das in das hohle Innere führte. Das Summen wurde lauter, als sie sich dem Bienenvolk näherten. Einige aufdringliche Bienen, die in der Luft um sie herumschwirrten, musste Samantha verscheuchen.
»Tu das nicht«, sagte Jack. »Wenn auch nur eine sticht, ist der ganze Stock gewarnt.«
»Was zum Teufel redest du da?« Sie packte Jack am Arm. »Deines Liebesaffäre mit Insekten geht etwas zu weit. Das hier sind Bienen. Und Bienen stechen.«
»Das hier sind nicht einfach irgendwelche Bienen«, erklärte Jack. »Es sind afrikanische Killerbienen.« Samantha wich zurück, während er auf die fliegenden Wachposten zeigte. »Und deswegen müssen wir absolut ruhig bleiben.«
Samantha erstarrte. Ihr waren die Geschichten über feindselige Bienenvölker bekannt, die in Lateinamerika hunderte von Menschen getötet hatten. Die Insekten hatten sich nach 1956 über den lateinamerikanischen Kontinent ausgebreitet, nachdem bei einem Experiment ein Schwarm abgehauen war. Vor nicht allzu langer Zeit waren sie auch in den südwestlichen Teil der USA eingedrungen.
»Du siehst, wie gefährlich sie sind. Normalen Bienen wärst du egal. Killerbienen können aber offenbar Angst riechen und reagieren durch Angriff.«
»Dein Freund hat den Verstand verloren«, sagte Samantha zu Ricardo, der neben ihr stand.
»Er ist ein Genie«, widersprach Ricardo. »Es könnte funktionieren. Der erste Transporter steht direkt unter uns.«
»Wenn wir das Ding hier frei kriegen«, entgegnete Jack. Er begutachtete die Felskante, die den Stamm zurückhielt. »Wie kommst du mit
Weitere Kostenlose Bücher