Missing Link
nach der Position der Wirbelsäule zu urteilen.«
Jack musterte den mit einem Wachsstift gezogenen Strich in der Form eines Dreiecks unterhalb der rechten Hand des Skeletts.
»Die halbkreisförmige Einfassung in dem Objekt - du hast gesagt, es enthalte Beryllium.«
»Reinheit von 99,8 Prozent.«
Wieder schrieb Jack. Samantha hasste es, wie er Dinge für sich und in diesem verdammten Buch festhielt. »Was denkst du?«
»Dass dieses Artefakt Elemente raffinieren kann, ganz gleich, wozu es sonst noch diente. Es gibt eine Menge konzentriertes Berylliumerz in Mali, aber nicht in dieser Reinheit.«
»Das heißt doch nicht notwendigerweise, dass er das Ding zum Raffinieren verwendete. Genauso gut könnte es ein Behälter sein. Für den Raffinierungsprozess könnte ein anderes Objekt verwendet worden sein.«
»Gute Überlegung«, räumte Jack ein. »Sie könnten das Beryllium als Treibstoff für dieses Ding gebraucht haben . was auch immer es ist.«
»Und wenn sie das Erz raffiniert haben, wette ich, dass unser fossilierter Freund hier war, um das Zeug zu sammeln. Man müsste schon bis nach Südafrika runter, um Beryllium in einer annähernd gleichen Konzentration zu finden wie in Mali«, fügte Samantha hinzu.
Das »er«, das sie zur Beschreibung des Skeletts verwendete, war möglicherweise korrekt - vorausgesetzt, ein paar Aussagen über die tierische Gattung auf Erden ließen sich auch auf diese Gattung hier übertragen. Das Skelett wies entschiedene menschliche Eigenschaften auf. Der Abstand der Beckenknochen deutete auf einen männlichen Vertreter hin. Ein weibliches Becken hätte viel hohler und breiter und die Schambeinfuge so geformt sein müssen, dass sie eine Geburt ermöglichte.
»Ich weiß nicht, ob wir jemals sicher sein werden, wozu das Objekt verwendet wurde«, meinte Jack. »Aber ich sag dir eins: Das Artefakt ist absolut.«
»... unbezahlbar.«
Jemand hatte Jacks Satz beendet, aber es war eindeutig nicht Ricardo. Jack drehte sich um. Ein Mann mit stechend blauen Augen starrte durch eine teure Brille auf ihn herab. Das Silbergestell betonte die grauen Strähnen in seinem fließenden Haar. Obwohl er fürs Gelände gekleidet war, hatte der Mann offensichtlich Geld. Er könnte als älteres männliches Model durchgehen, als Aristokrat oder Gentleman, wenn man ihn nicht kennen würde.
Aber Jack wusste, wer der Mann war. Und das Wissen machte ihn krank.
Dorn
Jack hatte gehofft, Benjamin Dorns südafrikanischen Akzent nie wieder hören zu müssen. Er hatte keine Ahnung, dass Samantha noch mit ihm zusammen war, hätte es sich aber denken können. Samanthas Ausgrabungen waren nie selbst finanziert, und diese teure Operation konnte keine Ausnahme sein.
Jack hatte drei Jahre nach seiner Trennung von Samantha von Dorn über das populäre Wissenschaftsmagazin Earth erfahren. Darin war ein Foto von ihm gewesen, wie er mit Samantha, einen Arm um ihre Schultern gelegt, vor einer Ausgrabungsstätte in Südostchina stand. Jack erinnerte sich an seine nagende Eifersucht, als er von ihrer Arbeitsbeziehung gelesen hatte, die bald darauf zu einer Romanze erblüht war. Seine Eifersucht hatte ihn überrascht - in Anbetracht dessen, wie viel Schmerz und Wut er noch, was Samantha betraf, empfand. Jack war sich nicht sicher, was er über ihre neue Liebe denken sollte. Dorn war intelligent und reich.
Erst ein paar Monate zuvor hatte Jack zum Glück entdeckt, wie hässlich der Mann hinter seinem polierten Furnier war. Ein Journalist und Freund von Jack hatte in der Newsweek einen Artikel über Saddam Husseins unverschämten Ausbau seines Waffenlagers geschrieben. Ein dazugehöriger Artikel enthielt ein Expose über Männer, die ein Vermögen mit dem Verkauf von Kriegsausrüstung an den Meistbietenden gemacht hatten.
Einer jener Männer war Dorn gewesen. Jack hatte seine Informationen durch eine Nexis-Suche vervollständigt. Dorn hatte im internationalen Waffengeschäft ein Vermögen verdient. Er war ein gerissener Geschäftsmann, der seine Reichtümer aus den Waffenverkäufen für den Erwerb legaler und gesellschaftlich anerkannter Unternehmen einsetzte. Er besaß ein großes Minenkonglomerat in Afrika und sogar ein Pharmazieunternehmen, die Helix Corp., die drittgrößte Biotech-Firma in den USA.
Dorn hatte zwei von Samanthas Ausgrabungen finanziert. Jack wusste, dass Dorn dies als Versuch zu seiner Legitimation und als erstklassigen Zeitvertreib betrachtete. Abgesehen davon, wer könnte ihm vorwerfen, dass er
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