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Missing Link

Missing Link

Titel: Missing Link Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walt Becker
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dem
    Wind, aber mit ihm kam auch die Erinnerung an das Fossil und dessen große Augenhöhlen. Ihre Gedanken rasten. Könnte das hier eine Darstellung der Spezies sein, die sie in der Höhle in Mali gefunden hatten? Immerhin hatte sie das Gerät hierher geführt.
    »Was hält er da fest?«, fragte Dorn mit Blick auf die Statue.
    Die rechte Hand hielt eine Art Waffe, vielleicht einen Schläger, da war sich Samantha nicht sicher. »Ich kann’s nicht mit Bestimmtheit sagen.« Die andere Hand umfasste eine große aufklappbare Kiste. »Und woher weißt du, dass es ein >er< ist?«
    Samantha sah sich die Schuppenreihen genauer an, die das Unterteil der Statue verzierten. Vielleicht verkörperten sie das Meer oder stellten die Brillanz oder den Prunk der Figur dar. Ihr Blick glitt von unten weiter hinauf, blieb aber wieder an den Händen hängen. Die Hände ...
    Ihre Kehle wurde ganz trocken. Sie trat näher heran, um sicherzugehen, dass ihre Augen ihr keinen Streich spielten. Ihre Gedanken schwirrten durcheinander. »Siehst du, was ich sehe?«, fragte sie aufgeregt.
    Ricardo kam näher und blieb plötzlich stehen.
    »Die Hand ...«, sagte Ricardo nach langem Schweigen. »Sie hat nur vier Finger.«
    Samantha lief ein Schauer den Rücken hinunter. »Wie unser Fossil.«

 
Virginia
     
    McFadden war spät dran. Er hetzte davon, als er endlich das schwarze Plastikkästchen dazu gebracht hatte, zweimal zu piepsen - das Signal, dass der Wagen verriegelt und der Alarm aktiviert war. Er wusste nicht, ob die Technik sein Leben einfacher oder hektischer machte, er wusste nur, dass er schon vor fünf Minuten im Kriegszimmer hätte sein sollen und von Glück reden konnte, wenn Direktor Wright ihn bewusstlos schlagen würde, bevor er ihm den Arsch aufriss. McFadden rannte fast mit seinem Aktenkoffer und dem Stoß Schnellhefter, den er sich unter den Arm gestopft hatte, durch die unterirdische Parkanlage.
    »Guten Morgen, Mr. McFadden.«
    »Guten Morgen, June.«
    McFadden blieb nicht stehen. Normalerweise plauderte er mit dieser tollen älteren Frau am Empfang. Er stand auf ältere Frauen. June, jenseits der fünfzig und seit neuestem wieder allein stehend, war definitiv einen Versuch wert. Er konnte es nicht genau beschreiben, aber attraktive ältere Frauen hatten auf eine gewisse Weise eine erotische Ausstrahlung, die nur durch Erfahrung entsteht - oder vielleicht durch das angesammelte Wissen, lange Zeit gut ausgesehen zu haben. Er hoffte, dass es bei ihm keine ödipalen Neigungen waren.
    Die ersten Wachen am Fahrstuhl scannten schnell die Plastikkarte, die von seinem Hals hing. Die Scanner piepsten, gaben damit ihr Okay, und die Aufzugtüren öffneten sich.
    »Einen schönen Tag, Mr. McFadden.«
    McFadden schaffte noch ein Lächeln, bevor die dicken Stahltüren die letzten Spuren der Welt, so wie die meisten Menschen sie kennen, aussperrten.
    Ganz gleich, wie oft McFadden den Hochgeschwindigkeitslift benutzte, er begriff nicht, welche Technik hinter einer Maschine steckte, die jemanden in weniger als zehn Sekunden vierunddreißig Stockwerke tief befördern konnte, ohne dass man viel davon spürte. Aber schließlich war er kein Ingenieur. Er war Analytiker. Und die Bilder, die er gerade von den Agenten vor Ort in Bolivien erhalten hatte, müssten auf den Direktor Eindruck machen.
    Die polierten Stahltüren öffneten sich, und McFadden trat aus dem Lift, streifte an der Staatsflagge von Virginia und der blauen Fahne der CIA vorbei, ehe er schließlich auch das Sternenbanner rascheln ließ. Er kontrollierte sich in dem von der Gegenseite her durchsichtigen Spiegel, hinter dem, wie er wusste, zwei Soldaten einer Sondereinheit saßen, zweifellos gelangweilt und damit beschäftigt, die Tage zu zählen, bis ihr Dienst in diesem Loch vorbei sein würde.
    Seine Haare waren in Ordnung. Aber er nahm sich vor, sie bis nächsten Dienstag schneiden zu lassen. Die Jungs hinter dem Glas könnten jederzeit eine zweite Karriere als HNOs beginnen, dachte er, bei all den prüfenden Blicken, die sie auf Haare, Nase und Zähne abgeben.
    Er blätterte den obersten Schnellhefter durch und kontrollierte alles zweimal, was er für die Einsatzbesprechung brauchen würde. Einen entscheidenden Teil des Aufklärungsmaterials vergessen zu haben, wäre wohl noch schlimmer als seine Verspätung. Sicher, dass nichts fehlte, holte McFadden tief Luft, trat an den Augen-Scanner und drückte seinen Kopf gegen die weichen Lederstützen, die wie ein Nachtsichtgerät

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