Mission Ares
Grumman-Ingenieuren zweckentfremdet worden; in einer anderen Realität würde diese Wiederaufstiegsstufe die Astronauten von Apollo 16 vom Mond zurück zur Apollo-Kapsel befördert haben.
Die dritte Komponente, die an der Kopplungsöffnung
festgemacht hatte, war ein gedrungener Zylinder mit der
Bezeichnung ›Sojus-Kopplungsmodul‹, eine Schnittstelle
zwischen den inkompatiblen Atmosphären und
Andocktechniken von Sojus und Apollo. Wiktorenko und
Solowjow würden an diesem Modul andocken und es als eine Art Luftschleuse benutzen, um ins Moonlab zu gelangen.
Nun unterzog Stone das Kopplungsmodul einer letzten
Überprüfung. Was sonst eine ziemlich langweilige Arbeit war, ödete ihn diesmal nicht so an. Immerhin war das Modul ein neues Stück Technik. Die Leute lebten und arbeiteten nun schon seit fünf Jahren in Moonlab, und sie verstanden ihr Handwerk.
Nach getaner Arbeit driftete Stone wieder in die Messe. Nun mußte er mittels eines Sextanten die Position der Sowjets bestimmen.
Im Verlauf seiner Beobachtungen löste Sojus sich aus dem Mondschatten und zeichnete sich nun vor dem Hintergrund der Sterne ab.
»Moonlab, hier spricht Komarow. Moonlab…«
Muldoon antwortete für Moonlab. »Wir hören Sie, Komarow.
Die UKW-Verbindung ist gut.« Wiktorenko in der Sojus—
Kapsel hatte Englisch gesprochen, und Muldoon erwiderte in holprigem Russisch.
Nun stellte Muldoon eine Konferenzschaltung zwischen
Moonlab, Sojus und den beiden Kontrollzentren in Houston und Kalinin her, wobei er zunächst die Verbindungen testete und den Systemstatus bestätigte.
Sojus drehte sich, so daß die Kapsel nun auf das Moonlab gerichtet war. »Moonlab, Komarow. Wir sind bereit für das Andockmanöver. Ich werde die Boje einschalten.«
Ein Licht blitzte auf der Hülle von Sojus auf. Es war durch das Panoramafenster gut zu sehen.
»Ich sehe Sie, Komarow.«
»Und ich Sie, Joe. Euer elegantes Moonlab ist auch kaum zu übersehen. Wir haben die Raumanzüge an und sind bereit zum Andocken. Wir haben sogar eine Fliege umgebunden, um mit euch gepflegt zu Abend zu essen.«
Houston und Kalinin gaben simultan grünes Licht für das
Andockmanöver. Sojus drehte sich langsam um die Längsachse und rollte um sechzig Grad, um sich korrekt am Kopplungsmodul auszurichten. Durch die Sonnensegel wirkte Sojus beinahe wie ein Vogel, wie eine Metall-Schwalbe, die den Mond umsegelte.
Sojus kam langsam und zögernd rein, wobei die Kapsel
immer wieder kleinere Lage-und Bahnkorrekturen ausführte.
Einmal entfernte das Schiff sich wieder ein Stück weit vom Moonlab. Die Moonlab-Besatzung und Houston schwiegen; Stone lauschte dem leisen und hektischen, auf russisch
geführten Dialog zwischen Komarow und Kalinin.
Komarows Flugeigenschaften waren offenkundig unter aller Sau. Sojus war zwar eine flexible Raumfähre, befand sich indes auf dem technischen Niveau der amerikanischen Gemini.
Deshalb hatte sie nichts von der fortschrittlichen Technik und Leistungsfähigkeit der Apollo. Mit der Ausrüstung des Schiffs waren eine präzise Lage-und Bahnregelung sowie eine akkurate Translation ausgeschlossen. Die meisten Operationen der Mission wurden von vorprogrammierten Ereignis-Sequenzern ausgeführt.
Die schlechte Manövrierfähigkeit der Sojus hatte in der
Planungsphase des gemeinsamen Flugs zu etlichen Reibungen geführt. Auf amerikanischer Seite hatte man angeregt – und das war durchaus ernst gemeint –, daß Sojus als ›passiver‹ Partner fungieren und daß Apollo das Moonlab wie einen Tender zum Andocken an die Sojus heranführen solle…
Jedenfalls sah es so aus, als ob die Sojus nun zum Endspurt ansetzte. Komarow kam immer näher und füllte schließlich Stones Blickfeld aus. Er hörte Muldoon auf russisch rufen.
»Fünf Meter… drei Meter… einer…«
Ein leises Klirren und das Klacken einschnappender Klampen ertönten.
»Gut gemacht, Wlad«, rief Muldoon. »Gute Vorstellung,
towarischtsch. Sie sind gerade mal mit dreißig Zentimetern pro Sekunde ‘reingekommen.«
»Stimmt. Und nun schütteln Apollo und Sojus sich die
Hände, hier im Schatten des Monds. Ja?«
Die Kosmonauten krochen in den engen Kopplungstunnel
und verriegelten ihn. Dann mußten sie drei Stunden dort
ausharren, bis der Druck die Werte von Moonlab erreicht hatte.
Stone drang in den Tunnel im Kern des Kopplungsadapters
vor, in der Nähe des Eingangs zum Sojus-Modul. Muldoon und Bleeker erwarteten ihn bereits. Der ohnehin schon enge Tunnel war mit
Weitere Kostenlose Bücher