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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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ihm drehte; dichte Wolken drängten sich wie eine turbulente Flüssigkeit an eine Seite der Bergkette.
    Er war den Widrigkeiten des irdischen Lebens entrückt: der Routine, des zeitraubenden Trainings, des Medienzirkus’, den er so haßte. Er erinnerte sich an das endlose Warten auf den ersten Flug. All diese Probleme erschienen ihm nun ebenso platt und zweidimensional wie die Oberfläche der Erde, und er verspürte ein zärtliches Gefühl für Mary und die Kinder, für seine Eltern und den ganzen Planeten, auf dem er geboren war.
    Mein Gott, es ist wahr. Ich wurde geboren, um ins All zu fliegen. Die Technik, die Wissenschaft, die Aussicht, zum Mars zu fliegen – nichts davon zählt mehr im Vergleich zu diesem Augenblick. Ich möchte nie mehr zurück.
     
    Sie überprüften alle Systeme. Die Telemetrie sah gut aus, das Trägheitsnavigationssystem war nachgestellt, und die Subsysteme waren ebenfalls kontrolliert worden. Die Jungs im Kontrollzentrum, die Ingenieure und die Herstellerfirmen mit ihren Meßplätzen sagten, ja, wir wissen, wo der Fehler gelegen hat; und, nein, wir glauben nicht, daß ein weiterer Störfall eintreten wird.
    Ich weiß, wie wir das Risiko ausschalten, sagte Donnelly sich.
    Indem wir gar nicht erst fliegen.
    Donnelly erhob sich und drehte sich zu Bert Seger um, der hinter ihm in der Management-Reihe stand.
    »Bert, ich empfehle, die Mission fortzusetzen. Sämtliche Parameter haben sich wieder normalisiert.«
    Seger, der noch unter der Zeitverschiebung litt, nickte nur.
    Es war vier Uhr morgens. Die Entscheidung war gefallen.
    Donnelly setzte sich wieder. Er hatte die ganze Zeit die Hände auf die Flugpläne gelegt; als er die Hände nun hob, sah er zwei konturierte, feuchte Abdrücke auf dem Papier.
     
    Montag, 1. Dezember 1980

Moonlab
    Adam Bleeker machte als erster von der Moonlab-Besatzung die anfliegende Sojus aus. »He, Phil, Joe. Kommt mal her.«
    Stone schwebte zum Panoramafenster der Messe.
    Die Silhouette der Sojus T-3 zeichnete sich vor dem
    hellbraunen Mond ab, der gemächlich vorbeiglitt.
    Die zylindrische, mit einer flachen Kuppel gekrönte Gestalt der Sojus glich einer Pfeffermühle. Der zylindrische Körper war die Instrumentenkapsel und enthielt elektrische, Lebenserhaltungs-und Antriebssysteme. Zwei mattschwarze Sonnensegel wuchsen wie Schwingen aus den Flanken der Instrumentenkapsel. Auf einem Ausleger war eine
    Parabolantenne montiert. Stone erkannte die flache Basis des Raumschiffs; dort war ein toroidaler Brennstofftank angebracht, der von kleinen Triebwerkstrichtern eingefaßt war.
    Die Kuppel an der Oberseite der Pfeffermühle war die
    Landekapsel: Unterkünfte für die Kosmonauten und die
    Kabine, in der sie sich während des Wiedereintritts in die Erdatmosphäre aufhalten würden. Stone wußte, daß die Landekapsel für Missionen im Erdorbit noch mit einem großen eiförmigen Orbitalmodul, einer Arbeits-und Wohneinheit, verbunden gewesen wäre.
    Die Hülle des Schiffs glänzte türkisfarben; der irdische Farbton bildete einen Kontrast zu den öden, tristen Farben des Mondes. Drastisch ausgedrückt, glich Sojus in Stones Augen einem Schrotthaufen. Bei den Solarzellen handelte es sich um große schwarze Rechtecke, die schlampig auf die Sonnensegel gepflastert waren. Dicke Kabel verliefen an den Kanten der Sonnensegel entlang; Stone sah faustgroße Lötstellen, wo irgendein besoffener Techniker geschludert hatte.
    Das Ding entstammte den primitiven Anfängen des
    Maschinenbaus. Die anfliegende Sojus mutete Stone wie ein Objekt aus einem Paralleluniversum an.
    Die Besatzung zog sich vom Fenster zurück; vor der Ankunft der Sowjets gab es noch einiges zu tun.
    Stone schwebte durch das Loch im Gitterrost-Boden empor
    und erklomm die Stange, die zum Multiplen Kopplungsadapter an der anderen Seite des Wasserstofftanks führte, der auch als Experimentalkammer genutzt wurde. Drei Raumschiffe hingen an den Kopplungsöffnungen. Auf der einen Seite die Apollo, welche die Besatzung von der Erde heraufgebracht hatte und die Tausende von Schulkindern als Grissom kannten. Grissom vermochte im Notfall fünf Personen aufzunehmen; hierfür waren im unteren Nutzlastraum der Kommandokapsel zwei zusätzliche Liegen eingebaut worden. Des weiteren gab es einen Teleskopträger, ein kleines Labormodul mit vier Sonnensegeln und einer Batterie wissenschaftlicher
    Experimente und Sensoren. Der Träger stammte von der
    ursprünglichen Wiederaufstiegsstufe einer Mondfähre und war von

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