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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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in den Orbit zu bringen. Nun mußte noch der Nachweis erbracht werden, daß es möglich war, NERVA mehrmals hintereinander sicher zu starten. Während des
    einwöchigen Flugs würde Apollo-N auf langgezogene
    elliptische Orbits geschickt werden und hundertsechzigtausend Kilometer weit in den Raum ausgreifen – fast die Hälfte der Entfernung zum Mond.
    Mittels eines starken Ultraviolett-Teleskops sollten viele wissenschaftliche Arbeiten ausgeführt werden: Sonnenbeobachtungen, Untersuchungen der äußeren
    Atmosphäre sowie Erdbeobachtungen und -aufnahmen. Neben
    der Ausrüstung in der Kommandokapsel waren noch
    verschiedene Sensoren für Außenexperimente in einem
    Instrumentenfach der Betriebsund Versorgungseinheit
    deponiert. Doch die Wissenschaft war nur zweitrangig, wie Dana wußte. Der eigentliche Zweck der Mission war folgender: sorgt dafür, daß die verdammte NERVA funktioniert und vom Raumschiff aus kontrolliert werden kann, ohne daß sie die Umwelt radioaktiv verstrahlt.
    Nachdem er die Sterne angepeilt hatte, bestimmte er mittels des Sextanten den Winkel zwischen zwei Fixsternen. Dies diente der Überprüfung des ›Gedächtnisses‹ der Plattform; Danas Berechnungen mußten eine Genauigkeit von einem zehntausendstel Prozentpunkt aufweisen: das Ziel waren fünf Nullen hinter dem Komma, eine Anzeige von -.00000 beim Abgleich des Sternenwinkels.
    Dana erzielte -.00003: vier Nullen und ein ›paar
    Zerquetschte‹.
    Inzwischen hatte er sich an die Mikrogravitation gewöhnt.
    Als er die Hände ausstreckte, merkte er, daß er sich in der Luft drehte wie ein Tannenzapfen.
    Das Gefühl war wundervoll. Ihm war zum Lachen zumute.
    Ralf Donnelly befand sich im Mittelpunkt eines Netzes aus Informationen, Argumenten und Extrapolation, einem Netz, das sich über das ganze Land zog: aus Marshall in Alabama über Rockwell in Downey, den Erbauern der Apollo, über Boeing, wo die telemetrischen Daten der ersten Stufe S-IC
    einer gründlichen Analyse unterzogen wurden, bis hin zu dem Dutzend und mehr Gruppen hier im MOCR, den Nebenräumen und in Gebäude 45. Er stellte sich vor, wie die Drähte glühten, während Bodenkontrolle und Raumschiffsbesatzung lange Checklisten durchgingen, mit denen die Antriebssysteme, die Triebwerksaufhängung, die Kreiselsteuergeräte, Computer und Lebenserhaltungssysteme überprüft wurden. Die Ergebnisse wurden landesweit publik gemacht.
    Dann gingen die ersten Antworten ein und wurden vom
    Indigo-Team gefiltert und zu einem Puzzle zusammengesetzt.
    Das Taumeln der S-IC war anscheinend auf einen
    unerwarteten Resonanzmodus der Saturn VN, der neuen
    Saturn/NERVA-Stufe, zurückzuführen. Das hätte jemandem
    auffallen müssen, und zwar lange vor der Montage der Stufe.
    Hatte die Qualitätskontrolle bei diesem Programm etwa gepennt? Donnelly hielt allen Beteiligten zugute, daß sie unter großem Zeitdruck gestanden hatten. Dennoch: an mir wird es nicht liegen, wenn es schiefgeht. Es hörte sich so an, als ob ein paar Dumpfbacken bei Boeing oder Marshall dieses Motto vergessen hätten, und ausgerechnet bei dieser Mission.
    Doch was nun, nachdem der Schaden einmal eingetreten war?
    Die Logik hätte geboten, den Flug abzubrechen und die
    Besatzung wieder nach Hause zu bringen. Schließlich war das Raumschiff nicht für die Belastung ausgelegt, der es beim Start ausgesetzt gewesen war.
    Doch Donnelly war von Haus aus Physiker und im Grunde
    seines Herzens Wissenschaftler geblieben. Vergiß einmal die Missionsbestimmungen und die Politik: was sagen die Daten?
    Die Saturn hatte schließlich versagt, nicht NERVA. Und nun war die Saturn abgestoßen, und die Triebwerks-Leute versicherten ihm, daß alles in Ordnung sei und daß das
    Taumeln der S-NB nicht annähernd so stark zugesetzt hatte, wie es vielleicht zu befürchten gewesen wäre. Inzwischen hakten die anderen Subsystem-Teams die jeweiligen Punkte auf den Checklisten quasi im Schnelldurchgang ab.
    Hinter ihm, in der Management-Reihe und im Leitstand,
    fanden sich immer mehr hohe Tiere ein und ließen sich vor lauter Sorge noch mehr graue Haare wachsen. Bert Seger war dort, zusammen mit den Direktoren für die Flug-und Besatzungsoperationen; und hinter Seger erkannte Donnelly Tim Josephson.
    Die strategische Bedeutung des Flugs war für jeden
    offensichtlich: NERVAs Nukleartechnik mußte ein Erfolg
    werden – sie mußte nachweislich sicher sein –, wenn die Öffentlichkeit nicht besänftigt und das Nuklearprogramm beschnitten oder gar

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