Mission Ares
Instrumentenkisten und Sauerstoffflaschen zugestellt.
Stone hatte den Auftrag, die kleine Filmkamera zu bedienen und die Bilder vom Händeschütteln zur Erde zu senden.
Sie hörten ein leises Klopfen. Muldoon öffnete die Luke.
Wladimir Wiktorenko kam mit einem strahlenden Grinsen
zum Vorschein und schüttelte Muldoon die Hand. »Mein
Freund. Ich freue mich sehr, Sie zu sehen.« Mit Elan zwängte er seinen gedrungenen Körper durch die Luke und umarmte Muldoon herzlich. Dann überreichte er ihm ein Päckchen mit Brot und Salz, eine traditionelle russische Begrüßung. Nach dem Kommandanten tauchte Solowjow auf. Nun steckten sie zu fünft im Tunnel des Kopplungsadapters und umarmten sich grinsend, wobei sie ständig in die Kamera schielten.
Dann führte Muldoon sie durch das verwinkelte Moonlab in die Messe. Wie die Etikette es verlangte, äußerten Wiktorenko und Solowjow sich lobend über die Station. Dennoch fand Stone das nett von ihnen.
Die wichtigste Aufgabe jeder neuen Besatzung bestand darin, mit Hilfe der Betriebsund Versorgungseinheit der Apollo den Orbit des Moonlab zu stabilisieren. Das Schwerefeld des Monds war so schwach, daß ein Objekt im Mondorbit nicht sofort abstürzte. Das würde eine Weile dauern. Und als Stone mit der Grissom die Station zum erstenmal angeflogen hatte, fühlte er sich versucht, den ›Dingen ihren Lauf zu lassen.‹
Nach fünf Jahren war die äußere Hülle des Moonlab ziemlich ramponiert. Kleine Meteoriten hatten den Schild perforiert. Die Sonnensegel waren ebenfalls von Meteoriten getroffen worden, so daß die Energieversorgung nur noch die Hälfte der maximalen Leistung erreichte. Die Innenbeleuchtung funzelte trübe, und defekte Lüfter waren durch improvisierte Belüftungsrohre ersetzt worden. Stone hatte inzwischen genug von lauwarmen Mahlzeiten, lauwarmem Kaffee und lauwarmem Waschwasser.
Und es sah aus wie in einer Rumpelkammer. Stone wähnte
sich eher in einem Schutzbunker als in einem Laboratorium –
die Oberflächen waren verschrammt, die Ausrüstung geflickt, die Wände mit Müll verkrustet. Das Moonlab war von Anfang an ein Provisorium gewesen. Ein Ausbau war nicht vorgesehen, und wenn die neuen Besatzungen
Experimentalzubehör oder Ersatzteile mitbrachten, hatten sie die Teile einfach an einer noch freien Stelle am Wasserstofftank befestigt und den Kram dann zurückgelassen.
Nach fünf Jahren wuchsen die Wände nun nach innen, als ob sie mit metallischen Korallen bewachsen wären. Manchmal waren die benötigten Teile gar nicht mehr aufzufinden, und man mußte über Funk bei den früheren Besatzungen anfragen, wo sie den Krempel gelassen hatten.
Moonlab wurde wohl saubergehalten – das war Vorschrift –, aber als rein konnte man die Station nicht bezeichnen. Kein Wunder, waren hier doch hochqualifizierte Piloten und Wissenschaftler zugange. Sie wollten ihre Zeit natürlich nicht mit profanen Wartungs-und Instandhaltungsarbeiten vergeuden, sondern ihrer Qualifikation gemäß arbeiten. Nur daß dieser Dünkel zuweilen unerfreuliche Folgen zeitigte.
Wie die schwarzen Schimmelpilze, die sich hemmungslos in der Dusche ausbreiteten.
Die Toilettenbelüftung funktionierte auch nicht mehr richtig.
Und wenn man nachts schlafen wollte, rappelte es ständig in der Kiste. Von den Leuten, die für längere Zeit im Moonlab stationiert gewesen waren, hatten manche dem Vernehmen nach einen bleibenden Gehörschaden erlitten.
Es war viel schlimmer als beim erstenmal. Nun rächte sich Bert Segers Entscheidung aus dem Jahr 1973, diese Station aus dem Erdorbit in den Mondorbit zu beordern.
Vielleicht sollte ich doch nicht über diesen großen Traktor, die Sojus, die Nase rümpfen. Wenigstens fühlen die Sowjets sich dort zuhause. Das Moonlab ist auch nicht besser als ein Moskauer Hotel.
Dennoch hatte das Moonlab den Charakter einer
ExperimentalStation, um die Auswirkungen längerer
Aufenthalte im Weltraum zu untersuchen. Das Moonlab war
ein Raumschiff des Typs II. Typ I wurde überhaupt nicht
repariert, sondern nach Gebrauch wieder zur Erde gebracht, wo das Schiff entweder verschrottet oder, wie Apollo, instandgesetzt wurde. Typ II, wie die Raumstationen, sollten repariert werden, jedoch mit logistischer Unterstützung von der nahen Erde. Typ III, das ferne optimale Ziel, wäre in der Lage, für ein paar Jahre ohne logistische Unterstützung zu überdauern. Eine Mars-Mission würde zwangsläufig mit einem Typ III-Raumschiff durchgeführt werden müssen, eine
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