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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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befolgen. Wenn er der Ansicht ist, daß ich mich einer Therapie unterziehen sollte, dann werde ich Ihnen Bescheid sagen. Aber ich akzeptiere weder von Ihnen, von Fred Michaels oder von sonst einem Amateur einen Befund meiner Psyche. Haben Sie das verstanden?«
    Josephson machte einen nachdenklichen Eindruck. Dann
    nickte er mit ausdruckslosem Gesicht und verließ das Büro.
    Seger widmete sich wieder seiner Arbeit; er hoffte, daß das nun erledigt sei.
    Doch wenig später rief Josephson zurück und sagte, daß er noch für diesen Abend ein Gespräch mit zwei Psychiatern im Houston Medical Center arrangiert habe.
     
    Segers Gespräch mit den Psychiatern dauerte drei Stunden, und sie teilten ihm ihre Schlußfolgerungen sofort mit.
    Er stehe offensichtlich unter Streß, sagten sie, doch habe er keine Psychose. Es bestand nicht die Gefahr, daß Seger unter anhaltendem Druck zusammenbrechen würde.
    In Hochstimmung kehrte Seger ins Büro zurück. Er rief Tim Josephson an und sagte ihm, er könne die Pressemitteilung zurückziehen. Dann kniete er im abgedunkelten Büro nieder und sprach ein Dankgebet.
    Er hätte lachen mögen; er hatte nämlich das Gefühl, die
    Psychiater genasführt zu haben.
    Am nächsten Tag rief Fred Michaels erneut an. Er versuchte, ihm eine neue Stelle schmackhaft zu machen, eine höhere Position im Büro für Bemannte Raumfahrt. »Sie haben sich lang genug mit der Technik befaßt, Bert, und Sie haben verdammt gute Arbeit geleistet. Doch nun brauchen wir
    jemanden, der uns dabei hilft, die NASA durch das Fahrwasser der nächsten paar Jahre zu steuern. Diese Aufgabe wird mindestens genauso schwer werden wie die
    Herausforderungen, vor denen wir bisher gestanden haben. Ich möchte, daß Sie auf die politische Ebene befördert werden. Ich möchte Sie mit den Kabinettsmitgliedern bekannt machen. Mit diesem Job hätten Sie den Gipfel erreicht, Bert.«
    Klar. Den Gipfel im flachen Washington.
    Seger zögerte. »So, wie Sie es sagen, hört es sich gut an, Fred.« Aber ich weiß, was wirklich dahintersteckt. »Fred, ich sage es Ihnen noch einmal in aller Offenheit: ob Sie mich nun aus dem Weg räumen oder nicht, es wäre ein Fehler, nun bei unseren Systemen umfassende Änderungen vorzunehmen.
    Verbesserungen sind offensichtlich vonnöten, aber sie sollten nur das Notwendigste umfassen. Sonst würden wir am Ende ein noch unzuverlässigeres System mit neuen Fehlerquellen bekommen…«
    »Sehen Sie, Seger, ich kann das nicht mehr hören. Ich stimme nicht mit Ihnen überein. Ich sehe es eben nicht so, und ich glaube auch nicht, daß dies die herrschende Meinung in der NASA ist. Und ich weiß mit Sicherheit, daß es nicht die herrschende Meinung im Kapitol ist.«
    »Was wollen Sie damit sagen, Fred? Ich bin doch bei Ihren Seelenklempnern gewesen, und…«
    »Ich weiß.«
    »Ich bin kein Psychotiker, Fred.«
    »Das weiß ich auch«, sagte Michaels ruppig. »Und das freut mich auch für Sie. Aber das ist im Grunde gar nicht die Frage.«
    »Was dann?«
    »Ob Sie zum jetzigen Zeitpunkt der richtige Mann sind, um das Programm zu leiten.«
    Seger nahm eine Heftklammer vom Schreibtisch und verbog
    sie.
     
    Freitag, 30. Januar 1981

Soldatenfriedhof von Arlington
    Michaels fröstelte trotz des Überziehers. Der Himmel war verhangen, und die Wolken schienen direkt über den Wipfeln der Bäume zu hängen. Gott sei Dank ist das die letzte.
    Die Trauergäste standen in mehreren Reihen gestaffelt: dort war Jim Danas Familie – der arme, alte Gregory Dana, der Träumer aus Langley, stand in der ersten Reihe und hielt seine Frau und seine verwitwete Schwiegertochter umarmt. Dort waren die obligatorischen NASA-Manager und Ingenieure, Kongreßabgeordneten und Senatoren; und dort war der
    Vizepräsident der Vereinigten Staaten höchstpersönlich. Ganz vorne war eine Reihe von Astronauten angetreten und salutierte ihrem gefallenen Kameraden: Muldoon, York, Gershon, Stone, Bleeker und andere – Männer, welche die erste Mercury geflogen hatten, Männer, die auf dem Mond gelandet waren, Männer – und Frauen –, die vielleicht auf dem Mars landen würden. Und dort war Wladimir Wiktorenko, der mit Joe Muldoon in den Mondorbit gegangen war und auf dessen
    Erscheinen Muldoon bestanden hatte – Afghanistan hin oder her –, um das Astronautenkorps von der anderen Seite der Welt zu repräsentieren.
    Es wurden drei Gewehrsalven abgefeuert, und ein Hornist
    blies eine getragene Weise. Die präzise choreographierte Beisetzung mit

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