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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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erste Saturn-Stufe schließlich ins Taumeln geriet, waren die Bälge überfordert. Sie platzten einfach.«
    »Weshalb haben Sie die Eisbildung nicht bemerkt, während Sie die Bälge auf dem Boden einem Vakuumtest unterzogen?«
    fragte Michaels Udet.
    Udet sah Michaels ins Gesicht; er machte einen ruhigen, ja beinahe zuversichtlichen Eindruck. »Wir haben dieses Bauteil keinem Vakuumtest unterzogen. Wir sahen hierfür keine Notwendigkeit.«
    Michaels hielt seinem Blick für lange Sekunden stand, doch es kam nichts mehr: keine weiteren Informationen, keine Rechtfertigung, keine Entschuldigung. »Ich stecke ganz schön in der Scheiße. Joe?«
    Muldoon beugte sich über den Schreibtisch und tippte auf den Bericht. »In dieser Hinsicht sind wir verantwortlich, Fred.
    Diese gottverdammten Bälge waren hochkritische
    Komponenten: das heißt, ihr Versagen hätte zum Verlust des ganzen Raumschiffs geführt. Aber wir haben sie nicht unter realen Einsatzbedingungen getestet. Und, was noch schlimmer ist, wir haben mittlerweile auch Beweise für Probleme mit den Bälgen, die beim unbemannten S-NB-Testflug aufgetreten sind – obwohl die Mission seinerzeit nicht gescheitert war.«
    Ich bin totes Fleisch, erkannte Michaels.
    Der Defekt wäre vorhersehbar gewesen, und das war immer
    tödlich. Und wie immer hatte wohl ein kleines Arschloch von Techniker in Marshall oder Cape Canaveral einen Bericht geschrieben, der exakt den Defekt vorhersagte, der dann auch eingetreten war, einen Bericht, der von der Führung der NASA verlacht und zurückgehalten worden war, ein Bericht, der nun ohne Zweifel irgendeinem Kongreßabgeordneten in die Hände fiel…
    »Verantwortlich. Mein Gott. Wie ich dieses Wort hasse.«
    Michaels erhob sich. Er trat ans Fenster, verschränkte die Arme auf dem Rücken und ließ den Blick über Washington schweifen. Der durch den Smog weichgezeichnete Himmel
    wurde bereits dunkel.
    »Ich will die Konsequenzen dieser Angelegenheit nicht
    beschönigen, meine Herren. Das ist eine Katastrophe, vom Verlust der Besatzung ganz zu schweigen. Alle Grünen dieser Welt werden mich aufs Korn nehmen. Allein schon wegen der Bergung der radioaktiven Kommandokapsel sind wir ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Vor dem Flug gab es bereits eine starke Opposition gegen den Transport radioaktiver Substanzen ins All. Und nun machen die Russen von ihrer
    beschissenen Sojus aus Bilder des verdammten radioaktiv
    glühenden Kerns, den wir im Orbit zurückgelassen haben.
    Sie haben recht, Joe; ich bezweifle nicht – genauso wenig wie die Öffentlichkeit, der Kongreß und das Weiße Haus –, daß wir verantwortlich sind. Und nun müssen wir bei uns aufräumen, und zwar so, daß jeder es sieht.
    In Ordnung, meine Herren. Welche Maßnahmen empfehlen
    Sie als nächstes?«
    Seger meldete sich. »Meine Empfehlung lautet, wegen dieser Sache nicht in Panik zu geraten, Fred. Ich habe Sie verstanden; die Havarie, die wir erlitten haben, wäre vermeidbar gewesen.
    Daran besteht kein Zweifel. Aber die Probleme sind lösbar und überschaubar. Wir müssen die S-NB so bald wie möglich wieder ins All schicken – und zwar mit einer Besatzung – und den Mars in Angriff nehmen. Wir dürfen nicht die Nerven verlieren. Das ist die Botschaft, die Sie dem Kapitol
    überbringen müssen, Fred.«
    Alles nur Floskeln, sagte Michaels sich, vorgetragen in der für Seger typischen skurrilen und draufgängerischen Art und Weise.
    »Hans?«
    Udet seufzte. »Bert hat recht. Wir müssen das NERVA—
    Programm weiterverfolgen. Das ist die einzige Option, wenn wir zum Mars fliegen wollen.«
    »Teufel, ich muß Ihnen widersprechen«, sagte Muldoon
    schroff. »Ihnen beiden. Ich glaube, daß wir, falls man uns nach diesem ganzen Schrott überhaupt noch fliegen läßt, das ganze System auf den Prüfstand stellen müssen: Raumschiff, Triebwerksstufen, Organisationsabläufe – einfach alles.«
    »Und wenn Sie das tun«, sagte Seger hitzig, »dann riskieren Sie, alles zu verlieren. Am Ende dieses Prozesses wird ein unausgereiftes System stehen, überzüchtet und mit zu vielen Veränderungen befrachtet, das uns eine Reihe von Problemen bescheren wird, von denen wir uns bisher nicht haben träumen lassen.« Erneut richtete er seinen glasigen Blick auf Michaels.
    »Sehen Sie, Fred, dies ist eine lausige Sache, und ich wünschte, sie wäre nie passiert, weil sie mich wohl mein ganzes Leben lang verfolgen wird: was habe ich falsch gemacht, wie hätte ich das vermeiden können und so

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