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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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militärischen Ehren wollte kein Ende nehmen und wurde dadurch um so schmerzlicher.
    Plötzlich ertönte ein Donnern, daß der Boden erbebte.
    Erschrocken blickte Michaels gen Himmel.
    Vier Düsenjets flogen aus südwestlicher Richtung in
    rautenförmiger Formation an, nicht mehr als hundertfünfzig Meter über dem Boden. Die weißen Maschinen hoben sich gegen den bleiernen Himmel ab. Als die Staffel mit
    kreischenden Triebwerken über die Trauergemeinde
    hinwegjagte, scherte der Flügelmann aus der Formation aus und stieg senkrecht in den Himmel. Binnen weniger Sekunden war er in den Wolken verschwunden.
    Die anderen drei Jets flogen mit glühenden Nachbrennern
    nach Norden.
    Michaels wußte um die Symbolik der Formation. Der
    fehlende Mann. Er sah, daß die am Grab angetretenen
    Astronauten, Anfänger und Veteranen gleichermaßen, zu den Flugzeugen hinaufschauten.
    Nachdem die Zeremonie beendet war, kämpfte Michaels sich durch die mit schwarzen Mänteln bekleidete Menge zu Joe Muldoon durch.
    »Joe, ich muß Sie sprechen. Ich habe einen Auftrag für Sie.«
    Muldoon sah ihn nur finster an. Er ragte wie ein Turm über Michaels auf, unbeugsam und einschüchternd. Die Muskeln zeichneten sich unter der Uniform ab, und das Gesicht war maskenhaft starr. Michaels sah, daß ein heiliger Zorn in dem Mann loderte.
    Michaels holte tief Luft. Diesen Zorn mußte er sich nun
    zunutze machen. »Ich möchte, daß Sie das folgende für sich behalten: Ich werde Bert Seger versetzen. Ich lobe ihn ins Programm-Büro hoch. Ich habe ihm eine Stelle in Washington besorgt.«
    »Das wird er nicht akzeptieren.«
    »Er wird es akzeptieren müssen. Zum Teufel, Sie haben ihn doch in dieser Besprechung mit Udet erlebt. Ich mußte ihn aus der Schußlinie nehmen.«
    Muldoon schüttelte den Kopf. »Bert hat verdammt hart
    gearbeitet. Und nichts davon war seine Schuld…«
    »Ich will hier auch keine Schuldzuweisungen machen«, sagte Michaels dezidiert. »Das überlasse ich dem Kapitol. Mir geht es nur darum, das Programm voranzubringen, von der derzeitigen Phase bis zum Abschluß. Und in meinen Augen ist Bert Seger nicht mehr der richtige Mann für diese Aufgabe.«
    »Wer sonst?«
    »Sie.«
    Muldoon schaute ihn mit offenem Mund an. Seine Augen
    waren runde blaue Scheiben, eine Karikatur der Verblüffung.
    »Ich? Sie machen wohl Witze. Ich bin kein Manager. Ich bin das Arschloch mit dem großen Maul, das Sie beinahe geschaßt hätten, wenn Sie sich erinnern.«
    »Ja, Sie sind manchmal ein Arschloch«, antwortete Michaels patzig. »Aber ich vertraue Ihrem Urteilsvermögen bei den Dingen, auf die es ankommt. Sie sind schließlich ein Mond-Spaziergänger. Und Sie haben die Moonlab-Mission gut ausgeführt. Diese Übertragung…«
    »Das war eine Provokation…«
    »Moment. Hier unten hatte diese Übertragung die Wirkung
    einer Katharsis. Ich glaube, sie hat vielen Leuten, in der NASA und darüber hinaus, bei der Bewältigung des Unfalls geholfen.
    Und Sie haben sich bei der Untersuchung der Havarie
    bewährt.« Er seufzte. »Sehen Sie, Joe, ich brauche Sie, weil wir verdammt in der Klemme stecken. Ich weiß noch immer nicht, welche Richtung Reagan einschlagen wird. Aber ich weiß, daß wir durch den Unfall sehr schlechte Karten im Kapitol haben. Ich halte es für sehr wahrscheinlich, daß wir das nukleare Raketenprogramm werden einstellen müssen. Und vom MEM existiert noch nicht einmal die Hülle; auch vor
    diesem Desaster hingen wir schon Monate zurück… Was ich
    brauche, ist eine energische, harte, charismatische Person – Sie, Joe –, welche das Programm in den Griff bekommt und Marshall, der Luft-und Raumfahrtindustrie und den anderen Beteiligten Dampf macht.«
    Muldoon ließ den Blick über den Friedhof schweifen. »Ich möchte eines klarstellen«, sagte er leise. »Wenn ich diesen Auftrag annehme, muß ich aber aus dem aktiven Dienst ausscheiden.«
    Michaels atmete durch. »Ja. Beide Aufgaben können Sie
    nicht übernehmen.«
    »Wenn ich also diesen Job annehme, um Ihren Arsch zu
    retten, verspiele ich die Chance, zum Mars zu fliegen.«
    »Ich möchte Ihnen da nicht widersprechen, Joe. Aber wenn Sie den Auftrag nicht annehmen, wird niemand die Chance haben, zum Mars zu fliegen – weder zu meinen Lebzeiten noch zu Ihren.«
    Muldoons Lippen zuckten. »Das ist ein höllischer Preis, den ich zahlen soll.«
    »Das weiß ich.«
    »Und es ist auch nicht in Ordnung, Fred«, sagte Muldoon.
    »Was werden all diese Ingenieure, Manager und

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