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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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auf ihre Station zurück. »Die Mosaikraster—
    Kameras laufen«, meldete sie. »Und die planetare Streifen-Photographie. Der Instrumententräger funktioniert einwandfrei.«
    »Perizentrum«, sagte Stone unvermittelt. »Hört mal her. Die Zeitdauer der Mission beträgt nun hunderteinundsiebzig Tage, vierzehn Stunden und vierundzwanzig Minuten.« Er sah auf die Anzeigen. »Wir haben heute den achten September 1985
    und stehen über der Venus, Leute. Die Entfernung von der Oberfläche beträgt fünftausendachtundvierzig Kilometer mit schwankender Tendenz. Wir sind hunderteinundsiebzig Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Die Abweichung von der nominalen Trajektorie beträgt gerade einmal achtzig Kilometer. Toller Schuß.«
    York blickte durch das kleine Sichtfenster. Die Augen hatten sich inzwischen an die Dunkelheit angepaßt, und sie glaubte die Wolkendecke zu erkennen, die vermutlich vom Sternenlicht beschienen wurde. Die Wolken-Welt wirkte wie der überdimensionierte Bauch einer Schwangeren, der sich ihr entgegenstreckte.
    Irgendwo unter den Wolken blitzte es auf, wie eine
    Glühlampe, die unter einer Wolldecke angeknipst wurde.
    Sie stieß sich zum Sichtfenster ab und schaute hinaus. »Mein Gott.«
    »Was denn?« fragte Stone.
    Das kenne ich doch aus dem Erdorbit. »Ich habe gerade einen Blitz unter den Wolken gesehen.«
    Gershon schaute sie an. »Das ist doch lächerlich. Die
    Gewitter auf der Erde entstehen dadurch, daß große Teilchen wie Eiskristalle von aufwärts gerichteten Luftströmungen transportiert werden. Die Luft der Venus ist aber so zäh wie Brei. Es gibt keinerlei Hinweise auf Luftströmungen oder große Teilchen. Wie sollten da Blitze entstehen?«
    Dann geschah es wieder: ein annähernd elliptischer Blitz, der eine Fläche von vielen Quadratkilometern umfaßt haben mußte. Für einen Augenblick erkannte sie eine detaillierte Struktur in den grauen Wolkenschichten und -bänken. Sie waren in Drehrichtung geschichtet und wurden von unten angestrahlt.
    »Streitet euch nicht«, sagte Stone ruhig. »Wenn es hier
    Gewitter gibt, wird die Kamera sie erfassen. Teufel, Ralph, deine kleine Sonde hat sie vielleicht auch gehört.«
    Gershon hatte natürlich recht, sagte York sich. Es gab auf der Venus keinerlei unmittelbare Anzeichen für die Mechanismen, die auf der Erde die Entstehung von Gewittern bewirkten. Aber was dann? Vulkanismus?
    Betrübt kehrte sie auf ihre Station zurück. Ein flüchtiger Blick ist nicht genug. Schließlich haben wir es hier mit einem Planeten zu tun. Man müßte schon ein ganzes Jahr im Orbit verbringen, mit einer größeren Palette von Instrumenten und hundert Sonden. Durch diesen Vorbeiflug werden mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet.
    »Da kommt man schon ins Grübeln«, sagte Gershon. »Dieses Manöver verhilft uns zu einer Delta-Vau von fast vier Kilometern pro Sekunde. Noch dazu gratis. Das ist mehr, als wir beim Verlassen des Erdorbits aus den Tanks rausgeholt hatten! Und nun fliegen wir mit ungefähr vierzig Kilometern pro Sekunde. Die höchste Geschwindigkeit, die wir bisher erreicht haben…«
    »Was sagst du dazu, Natalie«, sagte Stone. »Du fliegst im schnellsten von Menschenhand gefertigten Fluggerät aller Zeiten. Welch ein Flug für jemanden, der eigentlich gar kein Pilot werden wollte.«
    Doch York hörte gar nicht zu.
    Wir sind nur hier, um dich zu bestehlen, sagte sie sich. Ares hatte überhaupt kein Interesse an der Venus selbst. Wir brauchen nur deine Energie.
    Licht durchflutete die Wissenschaftliche Station. Sie schaute nach oben. Eine neue Sichel formte sich, als Ares auf die Tagseite des Planeten zuflog.
    Dieser erstaunliche Anblick ging ihr nicht aus dem Kopf: der einsame jungfräuliche Krater, der in eine Bergkette geschlagen worden war.
     
    Mittwoch, 3. Juni 1981
    Firmensitz von Columbia Aviation, Newport Beach
     
    JK Lee sagte sich, daß er schon lange keinen solchen Mist mehr zu Gesicht bekommen hätte wie die Aufforderung zur Angebotsabgabe für das neue Mars-Exkursionsmodul.
    Eine Aufforderung zur Angebotsabgabe war Teil der
    Standardprozedur, welche die Regierung bei der Vergabe von Großaufträgen befolgte. Diese spezifische Aufforderung zur Angebotsabgabe war an vierzehn Firmen ergangen, darunter McDonnell, Boeing, Rockwell, Lockheed und Martin. Die Antwort sollte innerhalb von zehn Wochen erfolgen. Dann würde die NASA die Angebote mittels einer eigens hierfür entwickelten Punktmatrix auswerten. Damit sollten der technische Ansatz,

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