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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Sonde tauchte in die Wolken ein.
    »Ich bin noch vierzig Kilometer hoch. Diese Scheiß-
    Schwefelsäure habe ich hinter mir. Aber die Außentemperatur liegt inzwischen bei vierhundert Grad. Und der Druck hat eine Atmosphäre überschritten. Drei, zwei, eins. Null. Trennung vom Fallschirm.«
    Das Bild flackerte und stabilisierte sich wieder.
    Der Druckkörper – das Herz der Sonde – war aus der Hülle geschlüpft und hatte sich vom Fallschirm gelöst. Die Sonde war zwar immer noch fünfunddreißig Kilometer hoch, hatte sich aber schon vom letzten Fallschirm gelöst. Die Luft der Venus war so dicht, daß die Sonde imstande war, den Rest der Strecke im freien Fall zu bewältigen.
    Der Druckkörper war eine dickwandige Metallkugel. Rotoren stabilisierten den Körper während des Falls, und die Hülle war von kleinen Fenstern durchbrochen, hinter denen die Instrumente der Sonde hervorlugten.
    »He«, sagte Gershon. »Seht euch mal die Zahlen des
    Massenspektrometers an.« Er tippte gegen einen Bildschirm.
    »Ich habe da ein paar schwere Wasserstoffisotope in der Luft.«
    »Na und?«
    Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. »Wasser, meine Liebe. Hier hat es einmal Ozeane gegeben. Aber sie sind längst durch den Treibhauseffekt verdampft, der durch das Ce-o-zwei verursacht wurde. Aber es hat hier einmal Ozeane gegeben…«
    Vielleicht sogar Leben.
    Die Sonde rotierte gemächlich in der dichten Luft. Das Licht war dunkelrot, doch die Sichtverhältnisse waren auch nicht schlechter als an einem trüben Tag auf der Erde. Die Sonne entzog sich ihrem Blick; sie sah nur ein diffuses, beinahe unheilvoll anmutendes Glühen, das die Hälfte der Wolkenbank durchdrang, die den Himmel bedeckte.
    Und dann sah sie plötzlich die Oberfläche: die Weitwinkel-Kamera der Sonde zeigte ihr das Panorama einer Landschaft, die durch das trübe Licht weichgezeichnet wurde. York machte etwas aus, das wie eine Bodenspalte aussah, die sich vom einen Rand des Bilds bis zum andern zog – nein, das war keine Spalte, wie sie nun erkannte; es war ein Gebirgszug mit einer Länge von mehreren hundert Kilometern, der schließlich in einem Plateau auslief.
    »Windgeschwindigkeit runter auf null«, sagte Gershon.
    »Druck und Temperatur weiter steigend. Die Venus hat keine Luft; dieses Zeug erinnert mich an die Hühnersuppe meiner Mama.« Er tippte gegen den Monitor. »Das ist Ishtar Terra«, sagte er. »Beziehungsweise die Randzone, in deren Richtung wir uns auch bewegen. Wir sind voll auf Kurs. Schau dir das an, Natalie. Elf Kilometer über Normalnull, und…«
    »…so groß wie die Vereinigten Staaten. Ich weiß.« Ishtar Terra war ein markantes Hochplateau, das bereits von erdgestütztem Radar kartiert worden war: so würde wohl auch ein Kontinent auf der Erde aussehen, wenn die Weltmeere verdampft wären.
    Erregung überkam York. Dann bot sich ihr vielleicht doch noch die Gelegenheit, geologische Untersuchungen auf dieser Mission durchzuführen.
    Venus und Erde waren Zwillinge. Also hatte die Venus
    vermutlich auch einen heißen, radioaktiven Kern wie die Erde, dessen Wärme in den Weltraum abgeführt werden mußte. Auf der Erde geschah das auf zwei Wegen: Plattentektonik und Vulkanismus. Doch aus den Radarkarten und den Daten der primitiven russischen Sonden ergaben sich keine Hinweise auf Plattentektonik auf der Venus: weder Aufwölbungen noch Verwerfungsspalten.
    Deshalb folgte York der geologischen Lehrmeinung, daß der primäre geologische Prozeß für die Abfuhr der Kernwärme ein kontinuierlicher Vulkanismus sein mußte. Der Planet mußte mit aktiven Vulkanen übersät sein, welche die Wärme in die Atmosphäre und in die ultimate Wärmesenke, das Weltall, abführten. Deshalb rechnete sie auch damit, daß Ishtar eine Oberfläche hatte, deren Topographie durch aufsteigende Magma – flüssiges Gestein unter der festen Kruste – und Lavaströme geprägt wurde. Falls überhaupt Einschlagkrater existierten, wären sie kaum noch als solche zu erkennen und vielleicht schon unter jüngeren vulkanischen Schichten begraben.
    Sie wies auf den rechten Ausschnitt des Bildschirms, wo die Konturen von Kegeln sich im dämmrigen Licht abzeichneten.
    »Schau mal. Das müssen die Maxwell Montes sein.« Die
    größte Bergkette auf der Venus. Sie sah, daß die Sonde auf die Montes zutrieb, wobei sie sich wie ein Metallballon in einer trägen Strömung verhielt. Die Montes waren in manchen Abschnitten steiler als jedes irdische Gebirge. Die Berge stellten

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