Mission Ares
gar nicht abgeführt. Vielleicht wird die Wärme unter einer stabilen Oberfläche gespeichert, anstatt wie auf der Erde stetig zu entweichen… und baut sich auf bis ein . Punkt erreicht wird, wo die Litosphäre sie nicht mehr zu halten imstande ist.
Sie spielte das in Gedanken durch. Die Oberfläche des
Planeten schmolz periodisch, wodurch die gespeicherte Wärme auf einen Schlag freigesetzt wurde. Und dann erschuf der verdammte Planet sich neu. Katastrophen-Vulkanismus, der vielleicht im Turnus von einer halben Milliarde Jahre eintrat: geologische Phasen von mehreren hundert Millionen Jahren wurden zu ein paar tausend Jahren komprimiert.
Ihr stockte der Atem. Das Szenario schien unglaublich. Eine gewagte Hypothese, die du auf einem gottverdammten Einschlagkrater aufbaust, Natalie.
Doch wie hätte man diese jungfräuliche Wunde in den
Maxwell Montes sonst erklären sollen?
Sie fragte sich, ob sie das veröffentlichen oder schon vorab per Funk zur Erde schicken sollte, bevor sie den Mars überhaupt erreicht hatten.
Aber ohne eindeutige Beweise? Die akademischen
Kollegen, denen sie die Theorie vorlegen müßte, verhielten sich nicht immer kollegial. Ich würde mich nur zum Gespött der Leute machen. Die bekloppte Weltraum-Tussi aus Kalifornien …
Die Verteilung der Einschlagkrater wäre aber signifikant, sagte sie sich. Sogar eindeutig. Auf dem Mars und dem Mond traten Krater in bestimmten Regionen gehäuft auf. Auf dem Mars gab es eine junge, unberührte Hemisphäre und eine alte, die mit Kratern förmlich perforiert war. Das gleiche galt für den Mond, wo nach den jungen Meeren und dem alten Hochland differenziert wurde.
Hier wäre das anders – falls ich recht habe. Die Krater müssen gleichmäßig über die Planetenoberfläche verteilt sein.
Wir bräuchten nur eine hinreichend detaillierte Karte der Oberfläche und müßten die Krater zählen. Dann wüßten wir Bescheid.
Doch eine solche Karte gab es nicht und würde es auch in Zukunft nicht geben. Jedenfalls nicht zu ihren Lebzeiten.
Die Radarkarte, die bei diesem Überflug erstellt wurde, wies eine bisher einmalige Detailfülle auf – allerdings erfaßte sie bloß einen Streifen des Planeten, noch dazu nur auf einer Seite.
Eine darauf basierende Zählung der Krater wäre nur bedingt repräsentativ.
Sie schlug mit der Faust auf die Arbeitsplatte. Stone schaute sie verwundert an, doch sie wich seinem Blick aus.
Verdammt. Was haben wir hier überhaupt zu suchen! Um den ganzen Planeten zu kartieren, würde es genügen, für fünfzig Millionen Mäuse eine Sonde anzuschaffen und im Polarorbit zu stationieren. Der Reserve-Lokus für diese Blechdose hat schon mehr gekostet.
Seit fünfzehn Jahren ging fast das gesamte NASA-Budget für die bemannte Raumfahrt drauf. Unbemannte Projekte waren den Erfordernissen der Mars-Mission untergeordnet oder ganz eingestellt worden. Der gravitationsunterstützte Flug zur Venus und zum Merkur war gestrichen worden, die Erforschung der Asteroiden und Kometen sowie die Langstrecken-Sonden zu den äußeren Planeten. Und das große Weltraum-Teleskop, das ›Auge im Erdorbit‹, war auch im Mülleimer gelandet.
Na schön, die Menschen waren auf dem Weg zum Mars.
Doch mit Blick auf den Rest des Sonnensystems verharrte die Menschheit noch auf dem Kenntnisstand von 1957: die Monde von Jupiter und Saturn waren noch immer nur Lichtpunkte am Himmel, und die Scheiben und Ringe der Riesenplaneten waren auch durchs Teleskop nur verschwommen zu erkennen.
Und ich mache da noch mit, sagte sie sich grimmig. Nach den vollmundigen moralischen Vorsätzen bin ich nun genauso schuldig wie alle anderen. Und vielleicht noch mehr, weil ich es nämlich besser weiß.
Plötzlich füllte der Bildschirm sich mit Schnee.
Die Sonde war implodiert, durch den Druck zerquetscht
worden.
York schaute auf die Uhr. Seit der Landung waren gerade
einmal fünfundfünfzig Sekunden vergangen.
Gershon stieß sich von der Konsole ab. »Da haben wir’s. Nun ist es offiziell, daß die Venus ein Scheißhaus ist.«
Plötzlich wurde es deutlich dunkler in der Kabine. Sie blickte nach oben. Während Ares in den Schatten der Venus eintauchte, verwandelte die helle Sichel sich in einen Ring, der in den Farben des Regenbogens schillerte (ich hoffe, die Kameras nehmen das auf). Wenig später verblaßte der Regenbogen und verschwand.
Nun klaffte über Ares ein Loch im Weltraum: das war die
Schwärze der heißen und leblosen Wolken der Venus.
York kehrte
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