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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Auffaltungen der Oberfläche dar, beschienen vom diffusen rötlichen Licht und umströmt von dicker Luft; York hatte den Eindruck, über einen untermeerischen Bergrücken hinwegzutreiben.
    Etwas erschien am Bildschirmrand: ein kreisförmiges
    Gebilde an der Flanke der Bergkette.
    »He. Was ist denn das?« Und dann wanderte das Gebilde
    aufgrund der Rotation der Sonde aus dem Erfassungsbereich der Kamera. »Verdammte Scheiße.«
    Gershon schaute grinsend zu ihr auf. »Tut mir leid«, sagte er.
    »Hier gibt’s keinen Panoramaschwenk oder Vergrößerung. Das ist nicht die Sportschau.«
    Ein Kreis? Handelte es sich vielleicht um einen Krater. Was, zum Teufel, hatte der hier verloren?
    Etwas stimmte nicht; York roch es förmlich. Ungeduldig
    wartete sie, bis die Kamera wieder herumgeschwenkt war; das ging nicht nur quälend langsam vonstatten, sondern das Bild wackelte auch noch, als die Sonde in der sämigen Luft von Turbulenzen erfaßt wurde.
    Das kreisförmige Merkmal wanderte von rechts ins Bild.
    York drückte sich fast die Nase am Bildschirm platt.
    Es war ein fast perfekter Kreis, der von einer Schicht aus dunklerem Material umgeben war: es mußte sich um einen Einschlagkrater handeln, der von einer Auswurfschicht
    umgeben war. Wie ein Einschußloch inmitten eines Flecks aus eingetrocknetem Blut. Und bei der Größe war der Krater mit größter Wahrscheinlichkeit ein paar hundert Millionen Jahre alt.
    Und er war jungfräulich: er war weder von Lavaströmen bedeckt noch von Verschiebungen in der Landschaft verzerrt.
    Was bedeutete, daß Ishtar Terra für mindestens denselben Zeitraum schon geologisch tot sein mußte.
    Das ist unmöglich. Ihre Gedanken überschlugen sich. Wenn das charakteristisch für die gesamte Oberfläche ist, wird alles auf den Kopf gestellt. Keine Plattentektonik und auch kein Vulkanismus?
    Der rätselhafte Krater verschwand aus dem Blickfeld, als die Sonde zur Oberfläche hinabsank.
    »Zehn Minuten bis zum Perizentrum«, sagte Stone. York sah, daß der Kommandant die Instrumente überwachte, anstatt die Bilder von der Sonde zu betrachten, die ersten Bilder von der Oberfläche der Venus.
    Die Sonde näherte sich einer mit zerklüfteten Felsen
    übersäten Ebene. Sie sah Anzeichen für das Vorhandensein von Winden: Staubablagerungen und ein paar flache Dünen.
    Dann ist die Luft also nicht immer so ruhig.
    »Wir kommen rein«, sagte Gershon. »Landegeschwindigkeit
    sechs Meter pro Sekunde. Noch dreißig Sekunden.«
    Etwa fünfundzwanzig Kilometer pro Stunde. Wie bei einem
    Zusammenstoß zweier langsamer Fahrzeuge: hart, aber nicht unbedingt tödlich.
    »Neun. Acht…«
    Der Boden schoß nach oben und drehte sich auf die Kamera zu; York wurde leicht schwindlig beim Versuch, Details zu erkennen.
    »Zwei. Eins.«
    Das Bild verschwamm kurz und wurde wieder klar.
    Sie sah die Abbildung einer steinigen Ebene. Die Ebene
    neigte sich ein wenig, als die Sonde umkippte.
    »Treffer!« jubelte Gershon und wedelte mit den Armen.
    »Willkommen an einem schönen Frühlingstag auf der Venus.
    Der Luftdruck beträgt angenehme einundneunzig
    Atmosphären. Die Temperatur wird heute frische
    vierhundertneunzig Grad Celsius erreichen…«
    Heiß genug, um Blei zu schmelzen.
    York beugte sich zum Monitor hinab. Die Abbildung wurde
    durch das Weitwinkelobjektiv an den Rändern gekrümmt. Den Horizont sah sie nicht; die Sicht betrug nicht mehr als ein paar hundert Meter. Die Sonne versteckte sich, aber der Himmel war dennoch hell. Wie an einem Smog-Tag in LA.
    Live von der Oberfläche der Venus. York verspürte auf einmal Zuneigung für die kleine Supersonde.
    Das flache Land war zu Platten zertrümmert und mit Felsen übersät. Die Platten waren rötlichbraun und schimmerten schwach. Das Licht war so hell, daß ein paar Felsen einen Schatten warfen. Die Oberfläche wirkte wie Ton, der bei zu hohen Temperaturen im Brennofen gewesen war: gesprungen und von Rissen durchzogen.
    Ist vielleicht Basalt. Vulkanisch. Wahrscheinlich stark alkalisch. Und diese Platten wirken beinahe wie Sedimente.
    Aber es gibt hier doch kein Wasser! Handelt es sich dann um Ablagerungen aus der Luft? Nein. Dann ist vulkanischer Ursprung schon wahrscheinlicher. Und woher kommt dieses Geröll? Welche Erosionsmechanismen hatten hier gewirkt?
    Der Wind oder die saure Atmosphäre?
    Wie wurde die Wärme aus dem Planeteninnern abgeführt,
    wenn es weder Plattentektonik noch Vulkanismus gab?
    Sie erging sich in wilden Spekulationen. Vielleicht wird sie

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