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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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»Verdammt,
    York, wieso müssen Sie immer so ätzend sein?«
    »Es tut mir leid, Joe.« Sie schüttelte den Kopf. »Es liegt wohl daran, daß ich…«
    »Hören Sie zu«, sagte er unwirsch. »Niemand weiß, was
    geschehen wird. Sie erfüllen einfach Ihre Pflicht. Tun Sie, was diese Arschlöcher dort draußen auch tun, aber tun Sie es doppelt so oft und doppelt so gut. Und verschaffen Sie sich einen Wettbewerbsvorteil – zum Beispiel durch Ihre Geologen-Ausbildung. Machen Sie sich unentbehrlich. Und wer weiß, wo wir 1986 stehen?«
    Für einen kurzen Moment verspürte sie ein eigenartiges
    Gefühl der Freude – sogar der Zuversicht. Er hat recht. Ich bin nun schon so weit gekommen, und vielleicht werde ich auch noch die letzten Hürden überwinden. Ich kann es schaffen.
    Doch Muldoon widmete sich schon wieder den Unterlagen
    auf dem Schreibtisch.
    York war wieder auf sich allein gestellt: sie stand draußen in der Dunkelheit, und die Aussichten für die Mission – ihre Karriere, ihr ganzes Leben – waren wieder einmal auf bloße Spekulationen und das ›Prinzip Hoffnung‹ reduziert. Ihre Zuversicht verflog so schnell, wie sie gekommen war.
    Sie verließ Muldoons Büro.

Juni 1981
    Firmensitz von Columbia Aviation, Newport Beach
     
    Nach dem Aufstehen kam Lee gleich in die Gänge. Jennine
    servierte ihm zwei Tassen stark gesüßten Kaffees. Bis er die erste geleert hatte, war die zweite so weit abgekühlt, daß er sie in einem Zug leerte, während er zum schwarzen Thunderbird im Hof ging.
    Seine erste Aufgabe bestand darin, jemanden zu finden, der sich mit der Aufforderung zur Angebotsabgabe befaßte. Er verbrachte den ganzen Tag damit, durch das Werk zu streifen.
    Auf dem Firmengelände von Columbia standen ein paar alte, abbruchreife Fabrikgebäude. Der große Windkanal zwängte sich durch den Komplex. Die Anlagen waren noch ausreichend für die kleinmaßstäblichen Versuche, mit denen Columbia sich hauptsächlich befaßte. Dennoch platzte das Werk schon aus allen Nähten.
    Was Lee brauchte, war ein geräumiges Büro.
    Schließlich fiel sein Blick auf die Kantine; sie war die einzige Räumlichkeit, die hundert und mehr Menschen faßte.
    »Das ist es. Bella, ich möchte, daß Sie die Essensausgabe schließen und die verdammten Servierwägelchen wegschaffen.
    Ich will Reißbretter und Schreibtische dort unterbringen.« Mit zusammengekniffenen Augen sah er nach oben. »Zuwenig Licht. Sorgen Sie dafür, daß ein paar Oberlichter in die Decke gebrochen werden. Und lassen Sie die Stromversorgung überprüfen; wir brauchen genug Saft für die Computer.«
    »Ja, Sir, JK. Aber…«
    »Was haben Sie denn immer mit Ihrem ›aber‹?«
    »Wo sollen wir dann essen?«
    Lee fuchtelte mit der Hand. »Die ganzen gottverdammten
    USA sind mit McDonalds übersät. Es wird schon niemand
    verhungern.«
    »Ja, Sir, JK.«
    Er ließ den Blick durch die Kantine schweifen, mit dem
    verbeulten Tresen, dem verschrammten Boden und dem
    Geruch nach Tomatensauce. Hier würde er das
    Entwicklungszentrum einrichten. Und er würde ein strenges Regiment führen. Er hatte bereits verfügt, daß die Arbeitszeit während der Formulierung des Angebots von sieben Uhr morgens bis neun Uhr abends gehen würde. Und die Arbeit
    hier würde nur den Kern einer gewaltigen Anstrengung des ganzen Unternehmens darstellen. Gruppen von Ingenieuren würden in Labors und Windkanälen Daten erstellen, um die Behauptung zu stützen, daß Columbia in der Lage sei, dies zu tun, diese noch nie dagewesene Maschine zu bauen…
    Doch hier war der Brennpunkt: es war in diesem großen schmutzigen Raum, wie ihm mit zunehmender Erregung bewußt wurde, wo das Mars-Exkursionsmodul entwickelt
    werden würde.
     
    Er durchforstete die Organisation und zog jeden von seiner eigentlichen Arbeit ab, von dem er annahm, daß er ihm bei der Formulierung des Angebots von Nutzen sein könnte. Und wenn jemand protestierte, genügte in der Regel schon die Nennung von Canes Namen, um den Renegaten zur Raison zu bringen. Das war Art Canes Unternehmenskultur, sagte Lee sich. Er hatte vielleicht Zweifel am Sinn der Angebotsabgabe gehegt, doch wo sie sich nun dafür entschieden hatten, spannte er das ganze Unternehmen für diese Aufgabe ein. Das Motto lautete ›alles oder nichts‹, und Cane erwartete von der Belegschaft, daß sie Lee nach besten Kräften unterstützte.
    Während der ersten Woche versuchte Art Cane, Partner zu
    gewinnen: potentielle Zulieferer, die Columbias Bewerbung

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