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Mission Ares

Mission Ares

Titel: Mission Ares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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paar Toasts mit kühlem Bier aus, die sie geduldig über sich ergehen ließ. »Wie fühlst du dich?« fragte er.
    »Durchwachsen«, sagte sie. »Immerhin fliege ich…«
    »He, du kannst dich wirklich nicht beklagen. Wie lange bist du nun bei der NASA – drei Jahre? Teufel, wir haben Leute, die drei-oder viermal so lang auf einen Platz gewartet haben wie du. Ich freue mich darauf, auf der DMission mit dir zusammenzuarbeiten. Das meine ich ernst, Natalie.«
    »Ja«. Sie rang sich ein Lächeln ab.
    Stone musterte sie. »Ja, aber …«, versuchte er sie aus der Reserve zu locken.
    »Aber, Phil, meine ehrliche Meinung ist, daß du das
    Arschloch bist, das zum Mars fliegt, und nicht ich.«
    Er lachte nur und nahm einen Schluck Bier. »Komm schon,
    Natalie. Es steht doch noch gar nicht fest, wer zum Mars fliegt.
    Nicht in dieser Phase. Falls die Testflüge keinen Erfolg haben, wird vielleicht überhaupt niemand zum Mars fliegen.«
    »Halt mal die Luft an. Du hast doch gehört, was Muldoon
    gesagt hat. ›Das normale Rotationssystem‹.«
    Das
    ›Rotationssystem‹ stammte noch aus den
    Anfangsgründen von Mercury und war bis einschließlich
    Apollo beibehalten worden. Die Aufstellung der Besatzungen erfolgte nach dem ›Frosch-Prinzip‹. Die Regel lautete ›einmal in der ReserveBesatzung, zweimal aussetzen, einmal fliegen‹.
    Dann ging es wieder von vorne los. Deshalb stellten Phil Stone und seine Leute auch die Ersatzmannschaft für die DMission, Yorks Dauertest-Flug. Falls das Rotationsprinzip zum Tragen kam, würden sie die nächsten beiden Missionen – die EMissionen – aussetzen und an der F-Mission teilnehmen.
    Die zufällig den Flug zum Mars umfaßte.
    Stone spreizte die Finger. »Das Rotationsprinzip ist nicht schlecht, Natalie. Zumindest steckt ein System dahinter. Ich meine, Muldoon hat einen verdammt harten Job. Am liebsten würde jeder bei jedem Flug mitmachen…«
    »Ach, Scheiße, Phil. Die Rotation läuft doch nicht maschinell ab. Damit läßt sich jede beliebige Besatzung zusammenwürfeln.«
    »Schau, Natalie, alles andere als ein Rotationssystem wäre eine Beleidigung für die Astronauten und der Moral abträglich.
    Das ist meine Meinung, und ich glaube, der alte Joe sieht das genauso. Jede Besatzung muß in der Lage sein, jeden Flug durchzuführen. Es ist wie die Führung eines Geschwaders von Kampfpiloten. Man hat einen Auftrag auszuführen, so viele Einsätze zu fliegen und so viele Piloten zur Verfügung…«
    »Aber das hier ist kein Kampfgeschwader. Wir brauchten
    handverlesene Besatzungen, die den Anforderungen der
    jeweiligen Mission entsprechen.«
    »Und du bist nun der Ansicht, du müßtest für die F-Mission handverlesen werden?«
    Sie nippte am Bier und wurde immer gereizter. »Es wäre eine Dummheit, nicht die Besten für eine Schlüsselmission auszuwählen.«
    Er musterte sie amüsiert. »Willst du damit sagen, ich sei nicht der Beste?«
    »Verdammt, Phil, das will ich damit nicht sagen, und hör auf, mich so von oben herab zu behandeln…«
    Doch nun kam Adam Bleeker herein – der zu Phils Besatzung gehörte und auch ein Kandidat für den Mars war –, und dann erfolgte erst einmal eine lautstarke und joviale Begrüßung.
    Für eine Weile beteiligte York sich an der allgemeinen
    Konversation.
    Dennoch schweiften die Gedanken immer wieder zum ihrer
    Ansicht nach verfehlten Auswahlverfahren ab.
    Sie trank noch etwas Bier; es war inzwischen abgestanden und schmeckte schal. Sie stellte das Glas ab und wischte sich die feuchten Hände an einer Serviette ab.
    Dann verließ sie die Bar. Die Hälfte der Jungs war wohl
    schon so besoffen, daß sie ihren Abgang überhaupt nicht
    bemerkten.
    Sie mußte Dampf ablassen.
     
    Ohne sich Gedanken über die Zweckmäßigkeit ihres Tuns zu machen, fuhr sie schnurstracks zum JSC zurück und stürmte in Muldoons Büro.
    Muldoon arbeitete gerade einen Stapel Unterlagen durch.
    »Natalie. Möchten Sie einen Kaffee? Mabel wird…«
    »Nein.« Plötzlich wurde ihr bewußt, daß sie zitterte; es schien tief aus ihrem Innern zu kommen. Es liegt an den drei frustrierenden Jahren bei der NASA. Es liegt an Bens sinnlosem Tod. Es liegt an der Tatsache, daß ich nun schon dreiunddreißig Jahre alt bin und meine akademische Laufbahn dafür geopfert habe, ein paar Monate im niedrigen Erdorbit zu verbringen und zuzusehen, wie die MEM-Komponenten langsam zerfallen.
    Oder, sagte sie sich, vielleicht haben auch alle recht.
    Vielleicht bin ich nur eine blöde

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