Mission Ares
Schächte für Oberflächenoperationen, die Platz für Luftschleusen und Ausrüstung boten. Ein Mars-Rover war auch noch an Bord.
Auf der Spitze der Landestufe saß ein kleinerer Kegel; die Kabine der Aufstiegsstufe. Hierbei handelte es sich um eine Glaskuppel, die eine Rundumsicht ermöglichen sollte.
Während des Abstiegs zur Oberfläche und des Wiederaufstiegs in den Orbit würde die Besatzung sich in dieser Kabine aufhalten. Sie bot gerade Platz für vier Personen nebeneinander auf Beschleunigungsliegen. Allerdings waren die Liegen zusammenklappbar, damit die Piloten in der Lage waren, den Landeanflug im Stehen auszuführen.
Der Rest der Aufstiegsstufe bestand aus einem Zylinder, der auf der gedachten Hochachse der MEM-Landestufe aufgespießt war. Wenn die Aufstiegsstufe vom Mars abhob, würde sie wie ein Kojak-Lolli aussehen, sagte Lee sich, ein gläserner Lolli auf einem Stiel aus Treibstofftanks und einem Raketentriebwerk, der einen Kegelstumpf zurückließ: die versengte und geköpfte Landestufe.
Das war jedenfalls das Skelett der Marsfähre, und die
Arbeitsgruppen formten es nun zu einem Körper, indem sie die Subsysteme entwickelten.
∗
Das ECLSS war Jack Morgans Schöpfung. Es verfügte über Molekularsiebe für die Rückhaltung von Kohlendioxid und ein Filtersystem für die Wasser-Wiederaufbereitung. Die Energieversorgung wurde durch Brennstoffzellen für die Landestufe und separate, kleinere Zellen für die Aufstiegsstufe gewährleistet. Im Bereich Lenkung und Steuerung waren Trägheitsrichtgeräte vorgesehen sowie Radarsysteme für Rendezvous und Landung, weiterhin Steuertriebwerke und kardanisch aufgehängte Haupttriebwerke, um
Schubvektorsteuerung zu ermöglichen. Was die
Kommunikation betraf, so ragten Antennen aus den Konstruktionsmodellen der Aufstiegsstufe: S-Band für eine Bildübertragung zum Orbiter und eine Sprechverbindung zur Erde, VHF für Sprechverbindung zum Orbiter sowie Verbindungen von EVA zum MEM…
Lee hielt seine Leute an, überall Anleihen zu nehmen. Zum Beispiel bei den Details für die Subsysteme: sie bauten Brennstoffzellen ein, die schon bei der Apollo-Mondfähre verwendet worden waren, und von Gemini übernahmen sie ein L-Band-RendezvousRadar. Und was den Treibstoff betraf, sollte man da Stickstofftetroxid/Aerojet 50 nutzen, mit dem Grumman die Mondfähre befeuert hatte? Dieser Treibstoff war hypergolisch – das heißt, er zündete beim Kontakt mit dem Oxidator von selbst, wodurch ein separates Zündsystem überflüssig wurde –, doch hatte er auch einen geringen
∗ ECLSS = Enviroment Control and Life Support System:
Umweltüberwachungs-und Lebenserhaltungs-System
Wirkungsgrad und war korrosionsfördernd, ganz zu schweigen von der toxischen Wirkung. Schließlich war das MEM kein Gefahrguttransporter. Es hatten auch Versuche mit Gemischen auf Fluor-Basis stattgefunden, waren jedoch nicht sehr weit gediehen, weil Fluor ein schwierig zu handhabender Stoff war.
Was sollte man sonst verwenden?
Die Konstruktion wich immer mehr von Lees ursprünglichen Vorgaben ab.
Zum Beispiel diese Glaskuppel auf der Aufstiegsstufe. Sie hätte der Besatzung zwar ein horizontales Blickfeld von dreihundertsechzig Grad und ein vertikales von
hundertfünfunddreißig Grad ermöglicht – als ob sie mit dem Hubschrauber zur Marsoberfläche hinabgeflogen wären. Wenn die Kuppel jedoch aus Verbundglas bestand, wäre sie zu schwer, und leichtere Alternativen wie Plexiglas würden sich im Sonnenlicht, dessen Einstrahlung auf den Mars besonders intensiv war und das zudem einen hohen UV-Anteil hatte, verfärben und spröde werden. Zumal, wie Jack Morgan sagte, zuviel Glas das Umweltüberwachungssystem überlasten würde.
Also wurde die schöne Kuppel zugunsten kleiner,
schießschartenartiger Sichtfenster gestrichen, wie sie schon von der Mondfähre bekannt waren.
Und die fünf Teleskopbeine wurden auf sechs erhöht, um
dem Raumschiff mit der großen Grundfläche eine bessere
Landedynamik zu verleihen. Um die Beine gegen übermäßige Belastungen bei der Landung zu schützen, wurde das Innere mit einem Wabenkern aus Aluminium ausgefüllt, der bei einem harten Aufsetzen gestaucht wurde und so die Kräfte neutralisierte…
Es war eine aufregende Zeit, geprägt von Pioniergeist.
Lee schenkte sich selbst auch nichts; er war ständig im
Einsatz, kontrollierte den Fortgang des Projekts, bündelte Kräfte, verglich den Soll-mit dem Ist-Zustand und strich vieles, das er für unbrauchbar
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