Mission Arktis
Hintergrund.
»Zuerst beten wir, dass die Motoren nicht eingefroren sind«, antwortete Jenny. »Im Schutz des Sturms müssten wir eigentlich in der Lage sein, sie anzulassen, ohne dass jemand es hört, trotzdem wird es ein paar Minuten dauern, bis die Maschinen warm sind.«
»Ihr wollt fliegen?«, fragte Tom und drehte sich zu ihr um. »Bei diesem Wetter?«
»Ich bin schon des Öfteren unter WhiteoutBedingungen geflogen«, beruhigte ihn Jenny. Aber das hier ist kein Eisnebel , fügte sie im Stillen hinzu. Der Blizzard würde all ihre Flugkünste erfordern.
Sie erreichten das Flugzeug, banden die Sturmleinen los, rissen die gefrorenen Bremsklötze weg und kletterten hinein. In der Kabine schien es fünfzig Grad wärmer zu sein, da sie endlich aus dem Sturm heraus waren. Jenny setzte sich auf den Pilotensitz, Kowalski nahm den Platz des Kopiloten ein. Tom und Bane teilten sich die Sitzreihe dahinter.
Die Schlüssel waren noch dort, wo Jenny sie gelassen hatte. Sie schaltete die Hauptversorgung an und machte einen raschen Systemcheck. Alles schien in Ordnung zu sein. Mit ein paar Handgriffen schaltete sie die Motorblockheizung von der Hilfsbatterie frei.
»Na, dann versuchen wir’s mal«, sagte Jenny und ließ die beiden Zwillingsmotoren an. Sofort spürte sie das vertraute Vibrato durch das Sitzpolster.
Das Motorengeräusch verlor sich im Wind, aber Jenny hörte das Heulen der Zwillingsmaschinen trotzdem. Wie weit würde der Sturm es tragen? Waren die Russen womöglich schon unterwegs zu ihnen?
Sie warf einen Blick zu Kowalski hinüber. Er zuckte die Achseln, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Was spielt das jetzt noch für eine Rolle?
Langsam gab sie Gas, um den Motoren Gelegenheit zu geben, sich warmzulaufen. Durch die Fenster konnte sie vage die Propeller sehen, die sich in einem Schwall aufgewirbelten Schnees zu drehen begannen.
Nach einer vollen Minute fragte sie: »Alles klar?«
Niemand antwortete.
»Dann mal los!«, sagte sie, kaum hörbar. Selbst in ihren eigenen Ohren klang es eher wie ein Stoßgebet. Sie gab Gas, die Propeller durchschnitten den Wind und dann setzte sich die Twin Otter langsam auf ihren Kufen in Bewegung.
Jenny bediente die Kontrollen, um sie möglichst rasch von der Basis wegzulenken. Ihr Plan war es, in den Wind zu rollen und dann seine Kraft auszunutzen, um abzuheben. Trotzdem würde es aller Wahrscheinlichkeit nach ein Höllenflug werden.
Gerade wollte sie die anderen auffordern, sich festzuhalten, da wurde sie unterbrochen.
»Wir haben Gesellschaft«, sagte Kowalski. Er hatte sich umgedreht und starrte nach hinten.
Jenny folgte seinem Blick. Zwei Lichtpunkte, wie die Scheinwerfer eines Autos, leuchteten hinter ihnen auf, trennten sich und entfernten sich voneinander, um beide in einem Bogen auf die Otter zuzurasen.
Hovercrafts.
Jenny gab Gas, dass die Propeller dröhnten. Wegen des Gegenwinds kam das Flugzeug nur recht langsam vorwärts. Normalerweise war ein starker Gegenwind gut für einen schnellen Takeoff, aber der Wind war böig und rüttelte das Flugzeug erbarmungslos durch. »Anscheinend haben die Russen uns doch gehört.«
»Oder sie haben Infrarotfernrohre aufgestellt und die Motorenwärme registriert.«
Auf einmal durchschnitt Gewehrfeuer den Motorenlärm, durch den Sturm gedämpft und wie aus großer Ferne. Ein paar Kugeln schlugen in das fliehende Flugzeug ein, doch zum Glück war die Kabine durch Heckaufbau und Laderaum einigermaßen geschützt.
Jenny mühte sich, trotz Gegenwind das Tempo zu forcieren.
»Sie kommen!«, rief Tom von hinten.
Jenny sah nach rechts und links. Die beiden Lichter näherten sich und versuchten in eine gute Schussposition zu gelangen.
Verdammt, waren diese Dinger schnell!
Jenny starrte in den Sturm, der sich gegen die Windschutzscheibe presste und das Flugzeug bremste. So würde das nie funktionieren. Sie hatten nicht genug Zeit, um gegen den Wind anzukämpfen. Sie brauchte einen neuen Angriffswinkel – und dafür gab es nur eine einzige andere Option.
»Festhalten!«, rief sie wieder.
Sie nahm das Gas vom Backbordmotor weg, während sie steuerbord voll aufheizte. Gleichzeitig bediente sie die Klappen, fuhr eine aus und die andere ein. Die Otter schlidderte auf ihren Kufen wie ein Auto beim Aquaplaning. So schlingerte sie übers Eis und machte eine 180- GradDrehung, bis sie jetzt wieder in die Richtung deutete, aus der sie gekommen waren.
»Was machen Sie denn?«, fragte Kowalski und drückte sich vom Fenster ab, gegen das er bei der abrupten
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