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Mission Arktis

Titel: Mission Arktis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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denn dann verjagen?«
»Im Augenblick ist es wichtiger, dass wir sie sehen , wenn wir hier unten überleben wollen.«
Das ließ sich nicht bestreiten. Jenny klappte die Waffe auf und fingerte einen der beiden Leuchtkörper heraus.
»Warte«, flüsterte Tom. »Schaut mal nach rechts rüber. Ist das ein Licht?«
Jenny starrte in die genannte Richtung. In der Dunkelheit war ein vager hellerer Fleck zu erkennen. Etwas leuchtete durchs Eis. »Ist das die Station?«
»Das kann eigentlich nicht sein«, antwortete Tom. »Wir sind weit weg vom Eingang.«
»Na ja, es ist aber irgendeine Lichtquelle.« Kowalski regte sich neben Jenny. »Sehen wir nach. Zünd eine von den Leuchtkugeln an.«
»Nein«, entgegnete Jenny, ohne die Augen von dem gespenstischen Licht zu nehmen. »Die Helligkeit würde uns nur blenden, dann sehen wir überhaupt nicht mehr, wo der Schein herkommt.«
»Was redest du denn da?!«, schimpfte Kowalski.
»Wir müssen den Weg im Dunkeln finden.« Jenny steckte ihre Pistole ein und streckte eine Hand in Kowalskis Richtung aus. »Wir fassen uns an den Händen.«
Kowalski nahm ihre Hand, während Jenny nach der von Tom griff.
»Bei Fuß, Bane!«, flüsterte sie, und so zogen sie los, Kowalski vorneweg.
Wie drei blinde Mäuse krochen sie den Tunnel hinunter und nahmen die nächste Abzweigung in Richtung der Lichtquelle. Sie kamen nur langsam voran. Jenny spürte eine seltsame Anspannung im Kiefer, so als würde sie die Zähne zusammenbeißen. Eine ganz leichte Vibration hinter den Backenzähnen. Das Gefühl war schon die ganze Zeit da, seit sie das Tunnelsystem betreten hatten. Vielleicht waren es ja die Schwingungen von den Generatoren oder Motoren, die die Station mit Energie versorgten.
Aber so ganz leuchtete ihr diese Erklärung nicht ein. Wenn sie so weit von der Station entfernt waren, warum wurde das Kribbeln dann immer stärker?
Sie gingen noch um ein paar Biegungen, immer auf das Licht zu.
»Ich hab das Gefühl, wir gehen wieder tiefer rein«, meinte Kowalski.
In der rabenschwarzen Finsternis war schwer zu beurteilen, ob er Recht hatte.
»Bestimmt sind wir schon ein gutes Stück von dem markierten Weg entfernt, dem wir vorhin gefolgt sind«, sagte Tom. »Vielleicht verlaufen wir uns einfach.« »Aber das Licht ist stärker«, entgegnete Jenny, obwohl sie selbst nicht ganz sicher war. Vielleicht gewöhnten sich nur ihre Augen an die Dunkelheit. Das Innere ihres Kopfes juckte. Was war das nur?
»Das erinnert mich irgendwie an die Geschichten, die mein Großvater immer von Sedna erzählt hat«, flüsterte Tom.
»Sedna?«, wiederholte Kowalski fragend.
»Das ist eine unserer Gottheiten«, antwortete Jenny. Ihr war zwar bewusst, dass sie lieber nicht so viel sprechen sollten, aber es war tröstlich, in der Dunkelheit vertraute Stimmen zu hören. »Ein InuitGeist. Eine Art Sirene. Sie lockt angeblich mit ihrer schimmernden Gestalt die Fischer ins Meer, und sie folgen ihr, bis sie irgendwann ertrinken.«
»Zuerst Monster, dann Geister … ich hasse die Arktis, ganz ehrlich.« Kowalski drückte Jennys Hand fester.
Sie gingen weiter und jeder hing den eigenen Gedanken und Ängsten nach.
Jenny hörte Bane neben sich tapsen und hecheln.
Eine Minute später kamen sie wieder um eine Kurve und auf einmal tauchte die Quelle des Lichts vor ihnen auf. Es kam aus einer Eishöhle – oder genauer gesagt: aus dem eingestürzten Teil ihrer hinteren Wand. Die Eiswand schimmerte in einem saphirfarbenen Licht, das nach so viel Dunkelheit fast grell wirkte.
Sie ließen einander los und gingen zögernd darauf zu.
Kowalski betrat die Höhle als Erster und blickte sich um. »Eine Sackgasse.«
Tom und Jenny gesellten sich zu ihm und betrachteten die eingestürzte Wand. »Woher kommt dieses Licht?«, fragte Jenny.
Und anscheinend hörte sie jemand.
»Hallo?«, sagte eine Frauenstimme hinter der Wand.
Bane bellte.
»Sag mir bitte, dass das nicht Sedna ist!«, zischte Kowalski.
»Nein, das ist nicht Sedna – es sei denn, sie hat Englisch gelernt«, erwiderte Tom.
Jenny beruhigte Bane und rief zurück: »Hallo?«
»Wer ist da?«, fragte eine andere Stimme. Diesmal war es ein Mann.
Jenny erkannte die Stimme. »Craig?«, fragte sie verblüfft.
Eine Pause. »Jenny?«
Jetzt gab es kein Halten mehr und sie eilte zu der Wand. Dort, wo sie beschädigt war, lief ein vertikaler Riss über die Oberfläche, durch den das Licht hereindrang. Der Spalt war etwa fünf Zentimeter breit, und nun sah sie, dass Gesichter hindurchspähten, nur etwa einen

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