Mission Arktis
Gang.
»Irgendein Zeichen von der Zivilistengruppe?«, fragte Matt, unter der Last der Waffen keuchend. In jeder seiner Taschen steckte eine Granate.
»Nein. Aber sie können überall sein. Wir müssen einfach darauf zählen, dass sie ein sicheres Versteck gefunden haben.«
Matt folgte Greer in den Tunnel und machte Platz für Washburn. Bald darauf krochen sie alle die Eisrinne entlang, Greer vorneweg, Bratt als Nachhut.
Keiner sagte ein Wort. Ihr Plan war simpel. Weiter nach oben, eine schwache Stelle in der Verteidigung der Russen finden und versuchen, sich einen Weg aus der Station freizuschießen. Die Polar Sentinel hatte eine SLOT-Boje auf dem Eis abgesetzt, einen Einwegtransmitter. Bratt wusste, wo er versteckt war. Sie wollten die Boje erreichen, von Hand Mayday funken und dann in den Eishügeln und Höhlen Zuflucht suchen. Im Schutz des Blizzards konnten sie mit den Russen vielleicht lange genug Katz und Maus spielen, bis Hilfe eintraf.
In der Zwischenzeit dienten sie als Lockvogel für die Russen und lenkten die Aufmerksamkeit von den noch in der Station versteckten Zivilisten ab.
Zwischen Ebene eins und Ebene zwei erreichten sie eine weitere Servicekammer. Vorsichtig betraten sie den Raum. Bestimmt durchsuchten die Russen diese oberen Ebenen, schließlich glaubten sie ja, dass die Flüchtlinge die Station verlassen wollten.
Greer ging zuerst hinein und leuchtete den Boden mit seiner Lampe nach frischen Fußspuren ab. Dann bedeutete er den anderen mit hochgestrecktem Daumen, dass die Luft rein war.
Matt ging als Nächster hinein und streckte sich erst einmal ausgiebig.
Doch dann bebte plötzlich der Boden unter ihnen. Das Krachen einer Explosion hallte zu ihnen empor – gedämpft, aber immer noch laut genug. Matt kauerte sich hin. Eine Salve ratternder Gewehrschüsse folgte, ungleichmäßig wie Knallfrösche.
»Was zur Hölle …?«, grummelte er leise.
Eiskristalle tanzten in der Luft, von der Erschütterung aufgewirbelt. Matt sah zu den anderen, die jetzt ebenfalls in der Kammer auftauchten. Sie lächelten. Genau wie Greer.
»Dann weiht mich doch mal ein, was hier so amüsant ist«, meinte Matt.
Greer deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Sieht aus, als hätten die Russen endlich ihre toten Kumpel auf Ebene drei gefunden.«
»Wir haben in der Waffenkammer eine Sprengladung hinterlassen«, fügte Washburn mit einem kalten, zufriedenen Lächeln hinzu. »Wir dachten, da schauen sie als Erstes nach, wenn sie die Leichen finden.«
»Rache für Pearlson und all die anderen«, meinte Bratt abschließend und wurde wieder sachlich. »Und die Ablenkung da unten müsste die Russen eigentlich eine Weile aufhalten und ihnen ein bisschen Angst machen. Jetzt wissen sie wenigstens, dass wir bewaffnet sind.«
Matt nickte, immer noch bestürzt. So viel Blutvergießen! Tief und schaudernd holte er Luft. Zum hundertsten Mal, seit sie aus dem Waffenarsenal zurückgekehrt waren, fragte er sich, wie es Jenny und ihrem Vater ergangen war. Die Sorge um sie vertrieb sein Mitgefühl für die Todesopfer hier. Er musste weitermachen. Nie mehr würde er jemanden zwischen sich und Jenny kommen lassen. Seine Entschlossenheit machte ihm Angst und tat ihm gleichzeitig auch gut. Die letzten drei Jahre hatte er zugelassen, dass Kummer und alter Schmerz eine Wand zwischen ihnen aufgerichtet hatten. Jetzt erschienen solche Gefühle so dünn und flüchtig wie die kalte Luft um ihn herum.
Sie gingen weiter, arbeiteten sich nach oben, immer auf den Ausgang zu.
Nach zwei weiteren Leitern und noch mehr gebücktem Kriechen durch die Eisgänge drangen plötzlich gedämpfte Stimmen und Rufe zu ihnen. Wachsam, leise, sich nur mit Handzeichen verständigend, gingen sie in diese Richtung weiter, löschten aber ihre Taschenlampen.
Vor ihnen sickerte schwaches Licht in den Tunnel. Sie hielten auf die Quelle zu: ein Gitter in der Tunnelwand. Mit äußerster Vorsicht näherten sie sich.
Als Anführer erreichte Bratt die Luke zuerst und spähte hinaus. Schließlich ging er hindurch, drehte sich um und winkte Matt, ihm zu folgen.
Mit angehaltenem Atem kroch Matt zu dem Gitter und streckte den Kopf hinaus. Die Luke öffnete sich in eine Küche – die Großküche der Station. Herde und Backöfen säumten eine Wand, Tische und Regale füllten den großten Teil des restlichen Raums. Eine Doppeltür führte hinaus in den Hauptraum.
Ein russischer Soldat hielt eine der beiden Türen auf, eine Taschenlampe in der Hand. Er wandte ihnen den Rücken zu
Weitere Kostenlose Bücher